Bonn. Der weihnachtliche Lichterglanz ist längst erloschen, und Urlaub bleibt erst einmal unmöglich. Allein gedanklich lässt sich um die Welt reisen. Warum nicht entlang kurioser Feiertage?

Vom Tag der Ozeane am 8. Juni über den internationalen Friedenstag am 21. September bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember: Weit mehr als 100 Welt- und internationale Tage haben die Vereinten Nationen seit Bestehen ausgerufen.

UN-Welttage "erinnern an Leistungen der Völkergemeinschaft, geben Anlass zur Reflexion über weltweite Probleme, lenken die Aufmerksamkeit auf wichtige Zukunftsthemen und motivieren Menschen zu mehr Engagement", heißt es bei der Unesco-Kommission .

Allein hiermit ist der Jahreskalender gut gefüllt. Doch die gut sortierte Webseite www.kuriose-feiertage.de zeigt schnell: Dies ist längst nicht alles. Nationalfeiertage, Riten und Bräuche und dazu allerhand kuriose Gedenktage spicken das gesamte Jahr. Sei es der Tag des Schneemanns am 18. Januar, das mexikanische Fest der Radieschen am 23. Dezember oder der Tag des Nickerchens am Arbeitsplatz am 9. März. Die meisten Kalendertage sind gleich mehrfach belegt.

Webseiten-Betreiber und Autor Sven Giese reichert seinen 2011 gestarteten Blog auch mit Fotos persönlicher Reisen an. "Für mich ist es zwar ein Hobbyprojekt, aber ich recherchiere für jeden einzelnen Feiertag intensiv nach den Hintergründen", sagt der studierte Philosoph. "Manchmal ist die Entstehung eindeutig, manchmal nicht mehr nachvollziehbar." Sicher ist: Wer sich durch die Seiten klickt, reist gleich mehrmals um die Welt. Eine Auswahl bis Ostern:

20. Januar: Internationaler Museum Selfie Day

Zu verdanken ist dieser Tag der Digital-Enthusiastin Mar Dixon. Das Herz der Social-Media-Expertin schlägt für die Kultur. So stark, dass sie 2014 den Museum Selfie Day ins Leben rief. Gefeiert wird er seither an jedem dritten Mittwoch des Januars. Mitmachen kann jeder, vom Besucher bis zum Kurator. Dixons Idee: Um Museen mehr Sichtbarkeit, Präsenz und Image zu verpassen, sollen unter dem Hashtag #museumselfie Aufnahmen von sich selbst aus dem Museum gepostet werden. Hinweis: Unbedingt vorher die Bildrechte klären!.

Gestartet als Twitter-Aktion , sind unter dem Hashtag auch auf Instagram mittlerweile fast 83 000 Museums-Selfies aus aller Welt vereint. Mar Dixon hat mit ihrem Projekt eine Plattform geschaffen, mit der gerade in Zeiten des Corona-Lockdowns Kunst und Kultur die verdiente Aufmerksamkeit erhalten - nicht nur am 20. Januar.

Doch gerade an diesem Tag lohnt es sich, die eigene Smartphone-Galerie nach alten Urlaubsschätzen zu durchsuchen, um sie mit der Welt zu teilen und Museen zu unterstützen.

26. Januar: Kakerlaken-Wettrennen am Australia Day

Mitten im australischen Hochsommer feiert der Kontinent sich selbst. Auf dem Programm stehen Familienfeiern mit Barbecue, festliche Paraden und weiße Segel, die auf der legendären Australia Day Regatta Kurs auf die Sydney Harbour Bridge nehmen. Dazu die Krönung am Himmel von Perth: Hier explodiert das landesweit größte Feuerwerk.

An der Ostküste hingegen, in Brisbanes "Story Bridge Hotel", geht es kurioser zu: Zum voraussichtlich 39. Mal werden dort die Cockroach Racing World Championships stattfinden. Während die Aussies ihren omnipräsenten Kakerlaken und dem Leben als solches gemeinhin mit "no worries" (keine Sorge) begegnen, wird das Datum des Australia Day kontrovers diskutiert. Mit Anlandung des britischen Captains Arthur Philipp am 26. Januar 1788 begann gleichzeitig die Unterdrückung, sukzessive Ausrottung und Enteignung der indigenen Bevölkerung.

Für die Aborigine ist der 26. Januar somit Survival Day. Auch wenn diesem dunklen Kapitel am Australia Day reflektiert begegnet wird, ist er doch untrennbar mit dem 26. Mai verbunden, dem National Sorry Day. Gewidmet ist er den Aborigines der sogenannten Stolen Generation: Kindern, die bis 1970 über Jahrzehnte hinweg ihren leiblichen Familien entrissen und zwangsadoptiert wurden - ein Menschenrechtsverbrechen, für das sich die australische Regierung 2008 zum ersten Mal offiziell entschuldigte.

5. Februar: Runebergin päivä - der finnische Runeberg-Gedenktag

Sogar die Flagge wird gehisst für den finnlandschwedischen Nationaldichter Johan Ludvig Runeberg, geboren am 5. Februar 1804. Sein legendärstes Werk ist die Gedichtsammlung "Fähnrich Stahl", die vom Russisch-Schwedischen Krieg und handelt - ein finnisches Nationalepos. Es liegt auf der Hand, dass der Runeberg-Literaturpreis ebenfalls am 5. Februar verliehen wird, um herausragende finnische oder schwedischsprachige Werke zu ehren.

Ein schöner Anlass, sich der skandinavischen Kultur mittels Runeberg-Lektüre zu nähern, dank deutscher Übersetzung. Die perfekte kulinarische Untermalung: ein Runebergin tortut. Zum Feiertag liegen die süßen, runden Törtchen aus Mandelmehl, Zuckerguss und Marmelade in den Auslagen finnischer Backstuben bereit. Wer nicht vor Ort sein kann, backt sich die Küchlein einfach selbst.

1. März: Plane-alleine-zu-verreisen-Tag

Der Frühlingsanfang naht, der Lockdown ist hoffentlich überstanden. Was gibt es Schöneres, als endlich wieder Reisepläne zu schmieden. Beziehungsweise: Alleinreise-Pläne . Denn genau diese werden jährlich am 1. März zelebriert. Wer genau aus welchem Grund diesen Jahrestag auserkoren hat, ist zwar kaum mehr nachzuvollziehen, gefeiert wird er dennoch international.

Feststeht: Für das Alleinreisen gibt es viele gute Gründe. Einige davon nennt Sven Giese aus eigener Erfahrung auf seinem Blog - und zeigt sich auf einem Foto vor der Kulisse des nächtlichen Manhattans: "Anstatt in seiner eigenen sozialen Blase zu verbleiben, ist man bei dieser Form des Reisens förmlich gezwungen, auf andere zuzugehen."

Seit Jahren beweisen Statistiken diesen anhaltenden Trend, dem vor allem Frauen mutig und unerschrocken folgen. Apropos: Am 1. März ist auch Welttag der Komplimente.

10. März: Internationaler Tag des Dudelsacks

Ein großer Tag für ein großartiges Instrument: 2012 hat die britische Bagpipe Society den Internationalen Tag des Dudelsacks ausgerufen.

Was manch einer nicht ahnt: Die Klänge der Sackpfeife wehen nicht nur über die schottischen Highlands. Ebenso wenig waren es Schotten, die ihn erfanden. Den Norden Großbritanniens hat das eigentümliche Holzblasinstrument erst im 14. Jahrhundert erreicht. Vorgänger hat es vermutlich schon in vorchristlicher Zeit gegeben. Heute wird der Dudelsack auf allen Kontinenten gespielt.

Ohren-Schmaus mit Wettkampf-Atmosphäre gibt es in Glasgow, wo seit rund 40 Jahren jeden Sommer die Dudelsack-Weltmeisterschaften über mehrere Tagen hinweg ausgetragen werden. Mehr als 200 internationale Bands treten gegeneinander an. Wer inspiriert ist, nun selbst das Dudelsackspielen zu erlernen, kann sich aus der Ferne von Experten unterrichten lassen, etwa über Online-Kurse des Glasgower National Piping Centre . Oder setzen Sie Schottland doch gleich auf Ihre persönliche Reise-Bucket-Liste für 2021.

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