Gera. Die Kriminalfälle der Woche: Heute aus Gera, dem Saale-Orla-Kreis, dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und dem Altenburger Land.

Moderne wissenschaftliche Methoden erleichtern Strafverfolgungsbehörden die Arbeit – und helfen dabei, Straftäter zu überführen. In einem Verfahren droht nun einem Angeklagten eine langjährige Haftstrafe.

Der 37 Jahre alte Mann aus dem Altenburger Land bestreitet, seine damals 13 Jahre alte Stieftochter schwer sexuell missbraucht zu haben. Doch zwei Kondome, die die Polizei in zwei Müllbehältern der Familie gefunden hatte, sprechen gegen ihn. Das Gutachten der Rechtsmedizin Jena ist eindeutig. Mit höchster Wahrscheinlichkeit befinden sich Genspuren des Mädchens an der Außenseite des Kondoms, innen jene des Angeklagten. Die neunte Strafkammer unter Vorsitz von Harald Tscherner ließ eine weitere Spezialanalyse anfertigen. Ein Labor in Köln wies nach, dass die Genspuren des Mädchens aus Vaginalsekret bestanden haben – eine Kontamination im Müll ist somit fast ausgeschlossen. Die Anwälte kämpfen trotz der nahezu aussichtslosen Lage weiter verbissen. Einer brüllte gar im Streit mit dem Vorsitzenden Richter: „Sind wir in einer Bananenrepublik?“

Tätowierer wird schwere räuberische Erpressung vorgeworfen

Ein Tätowierer soll eine besonders schwere räuberische Erpressung in Gera begangen und 1500 Euro von einer Frau verlangt haben. Weil jene nicht zahlen konnte, habe er die Herausgabe ihres Mobiltelefons verlangt. Allerdings: Er sagt, zur fraglichen Zeit habe er gerade in Erfurt tätowiert.

Das Jugendschöffengericht am Amtsgericht Gera hat in dieser Woche einen brutalen Übergriff im Geraer Park der Jugend verhandelt. Allerdings sprach das Gericht drei Angeklagte vom Vorwurf der gemeinschaftlichen Körperverletzung frei. Sehr zur Enttäuschung der Opfer.

Drogenhändler fliegt wegen Verkehrsverstoß auf

Einen Fall von „dumm gelaufen“ hat das Landgericht am Montag mit dem Urteilsspruch beendet. Ein Drogenhändler war aufgeflogen, weil er mit seinem Fahrrad in Saalfeld auf dem Bürgersteig fuhr und bei der anschließenden Kontrolle keinen Personalausweis vorzeigen konnte. Drei Jahre und zwei Monate Haft brachte ihm der anschließende große Drogenfund in seiner Wohnung ein. So begründet die Vorsitzende Richterin Andrea Höfs das Urteil.

Tiefe Einblicke in die Rudolstädter Drogenszene gewährt ein weiterer Prozess: Ein Gehilfe einer Drogenbande sitzt auf der Anklagebank, weil der Bundesgerichtshof das ursprüngliche Urteil von fünf Jahren Freiheitsstrafe anders bemessen sehen will. Der Drogenring hatte 150 Abnehmer versorgt und war gut vernetzt in der Region, weil ein ehemaliger Gastronom die Bande anführte.

Vorwurf des Raubüberfalls in der Gartenhütte bestätigt sich nicht

In einem Fall der dritten Strafkammer war ein brutaler Übergriff in einer Gartenhütte angeklagt: Zwei Männer sollen einem anderen 40 Euro in Pößneck geraubt und ihn dabei verletzt haben. Doch im Prozess kamen dem Gericht Zweifel nach der Aussage des vermeintlichen Opfers. Zumal einer der Angeklagten viel schlimmere Verletzungen davongetragen hatte. Er musste mit einer klaffenden Schnittverletzung im Bauchraum mit dem Notdienst in die Klinik eingeliefert werden. Deshalb entschied sich die Strafkammer unter Vorsitz von Christina Lichius salomonisch.

Strafrichter Dieter Marufke stellte in Pößneck einen „tiefgreifenden Nachbarschaftsstreit“ fest, der „bizarre Formen“ angenommen habe und sich immer weiter hochschaukele. Das war zuvor in Dreitzsch passiert.

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