Mit dem Auto soll er im Ilm-Kreis derart auf Polizisten zugerast sein, dass er deren Tod billigend in Kauf genommen habe. Das ist aber nur die Spitze dessen, was die Staatsanwaltschaft einem 31-Jährigen vorwirft.

Einem mutmaßlichen Drogendealer aus Südthüringen wird seit dieser Woche der Prozess vor dem Landgericht in Erfurt gemacht. Vorgeworfen wird ihm versuchter Mord an mehreren Polizisten. Dazu ließ er sich im Gerichtssaal zunächst nicht ein. Er wolle sich aber bei einem späteren Verfahrenstermin äußern, sagte der Angeklagte am Donnerstag beim Prozessauftakt.

Die Staatsanwaltschaft warf dem 31-Jährigen mit Wohnsitz in Südthüringen, der allerdings private Verbindungen in den Ilm-Kreis hat, bei der Anklageverlesung unter anderem vor, bei einer Polizeikontrolle im April dieses Jahres auf der A71 nahe des Tunnels Behringen absichtlich mit einem Auto auf fünf Beamte so zugefahren zu sein, dass er billigend in Kauf genommen habe, dass diese dadurch hätten sterben können.

Ermittler provozierten Stau, um Gesuchten zu erwischen

Der Mann war schon länger im Visier der Ermittler gewesen. Sie hatten im April absichtlich einen Stau auf der Autobahn zwischen Suhl und Arnstadt herbeigeführt, um den Angeklagten dort zu erwischen. Im Auto soll er laut Anklage knapp 50 Gramm der Droge Methamphetamin zum Weiterverkauf dabei gehabt haben. Auch habe der Deutsche keinen Führerschein besessen.

Um der Kontrolle zu entgehen und so weitere Straftaten zu verdecken, soll er der Staatsanwaltschaft nach mit Absicht auf einen Dienstwagen zugefahren sein, aus dem gerade ein Polizist stieg. Dieser habe sich nur mit einem Sprung in den Wagen retten können.

Später soll er mit etwa 60 Kilometern pro Stunde auf vier weitere Polizisten zugesteuert sein - sie mussten sich ebenfalls in Sicherheit bringen, indem sie zur Seite sprangen. Der Angeklagte sei sich bewusst gewesen, dass es für die Polizisten keine Ausweichmöglichkeiten gegeben habe, hieß es.

Zudem habe er beim Versuch, sich der Kontrolle zu entziehen, unter anderem erheblichen Schaden an Dienstautos angerichtet. Im Wagen des Angeklagten soll zu dem Zeitpunkt auch sein mutmaßlicher Komplize, ein damals 27-Jähriger, gesessen haben. Das Verfahren gegen ihn wurde von dem Fall abgetrennt.

Der Angeklagte selber und sein Begleiter verletzten sich beim Fluchtversuch, den sie nach dem Kollisionskurs mit den Polizeiwagen zu Fuß fortsetzten, schwer. Sie rannten über die A71 und sprangen kurz hinterm Tunnel Behringen im Dunkeln über eine Leitplanke - verkannten aber, dass sie sich auf einer Brücke befanden, von der sie hinunterstürzten. In der Anklageschrift werden auch zwei Vorfälle im Februar und März genannt, bei denen der Mann mit größeren Mengen an Drogen gehandelt haben soll - unter anderem sei es dabei um ein Kilogramm Marihuana gegangen. Der Prozess gegen ihn soll am 18. November weitergehen.