Professionelle Hilfe für Betroffene nach Schulbus-Unglück
•
Lesezeit: 4 Minuten
Von red, dpa
Berka/Hainich. Nach dem schrecklichem Schulbus-Unglück bei Berka vor dem Hainich geht die Suche nach der Unfallursache weiter. Betroffene und Angehörige bekommen Hilfe.
Nach dem für zwei Kinder tödlichen Schulbusunglück am Donnerstag im Wartburgkreis ist der Unfallbus geborgen worden. Das Fahrzeug untersuchen Experten nach verwertbaren Spuren.
Am Freitag haben sieben Psychologen damit begonnen, die Grundschüler zu betreuen. Das Angebot solle solange aufrecht erhalten bleiben, wie es die Fachleute für nötig halten, erklärte ein Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums. Je ein Psychologe steht für jede der vier Klassen bereit. Weitere Experten hielten sich für Einzelgespräche bereit. Das Bildungsministerium hatte eine Notfallnummer für Betroffene eingerichtet unter 0361/57 34 11 606.
In der Kirche neben der Schule sprach ein Seelsorger zu den Kindern. An der Unfallstelle legten Menschen immer wieder Kerzen und Blumen nieder und gedachten der verunglückten Kinder.
Polizei birgt persönliche Gegenstände der Schüler aus Unglücksbus
Den Eltern war es freigestellt worden, ob sie ihre Kinder am Freitag in die Schule schicken. Aber: „Aus allen Klassen sind Kinder da“, sagte der Ministeriumssprecher. Der Unfall solle in der Grundschule angemessen verarbeitet werden. Unterdessen barg die Polizei am Freitag persönliche Gegenstände der Schülerinnen und Schüler aus dem Unglücksbus. So seien etwa Schulranzen sichergestellt und an die Eltern gegeben worden, sagte eine Polizeisprecherin.
Weiter viele Fragen nach Unfall in Thüringen unbeantwortet
Einen Tag danach sind viele Fragen noch unbeantwortet. Bisher gehen die Ermittler davon aus, dass der Bus mit 23 Schülern am Donnerstagmorgen auf dem Weg zur Schule von einer eisglatten Straße in eine Senke rutschte und sich anschließend überschlug. Dabei verloren ein Mädchen und ein Junge im Alter von acht Jahren ihr Leben. Mehrere Kinder der Grundschule Berka vor dem Hainich, wohin der Bus von Eisenach aus an diesem Morgen unterwegs gewesen war, sind zum Teil schwer verletzt worden.
Polizei widerspricht Gerüchten: Kein drittes Kind bei Bus-Unglück gestorben
Landesbischof mit Andacht
Für Freitagabend kündigte die Evangelische Kirche Mitteldeutschland eine Andacht mit Landesbischof Friedrich Kramer in Bischofroda, dem Heimatort der verstorbenen Kinder, an. Die betroffene Grundschule ist am heutigen Freitag geöffnet, erklärt Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Schulpsychologen vor Ort sollen den Kindern, Eltern und Pädagogen in diesen schweren Stunden beistehen. Laut Holter räumte man den Eltern aber auch die Möglichkeit ein, ihre Kinder zu Hause zu betreuen.
Der Bus wurde noch am Donnerstag für kriminaltechnische Untersuchungen sichergestellt, sagte eine Polizeisprecherin. In einer Pressekonferenz hatte der Leiter der Landespolizeiinspektion Gotha, Günther Lierhammer, erklärt, dass es nach ersten Erkenntnissen keine Hinweise auf einen technischen Defekt oder ein Fehlverhalten des Fahrers gebe. Der Fahrer hatte einen Schock erlitten.
Ob die Kinder im Bus angeschnallt waren, bleib vorerst unklar. Ermittler wollten dazu auf Nachfrage nichts preisgeben. Nach Auskunft des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen ist der Schülerverkehr in Thüringen generell in den Linienverkehr integriert. Für Linienbusse herrsche keine Gurtpflicht, zumal dort Passagiere mitunter auch während der Fahrt stehen müssen.
Zwei Kinder sterben bei Unfall mit Schulbus nahe Eisenach
1/54
Landeselternsprecher: Mehr Sicherheit in Schulbussen prüfen
Nach dem schweren Schulbusunglück im Wartburgkreis hat Thüringens Landeselternsprecher Roul Rommeiß eine Diskussion über Sicherheit in Schulbussen angemahnt. Es müsse immer wieder überprüft werden, wie die Sicherheit der Kinder erhöht werden könne, sagte er am Freitag der Nachrichten-Agentur dpa. Dazu gehöre grundsätzlich auch das Anlegen von Gurten. Zudem müsse jeder Schüler im Bus einen Sitzplatz haben. Dazu brauche es aus seiner Sicht ein echtes Schulbussystem statt Linienbusse, erklärte Rommeiß.
Der Schülerverkehr erfolgt nach Auskunft des Verkehrsministeriums in Thüringen überwiegend über Omnibusse des öffentlichen Linienverkehrs. Diese sind von der Gurtpflicht ausgenommen. Nach Angaben der Polizei vom Freitag gab es in dem Unglücksbus Sicherheitsgurte - ob die Kinder angeschnallt waren, konnte eine Sprecherin aber nicht sagen.