Zertifikate sind häufig komplexe Finanzprodukte. Für unerfahrene Anleger sind sie in der Regel nicht geeignet. Aber auch sonst, sollten Anleger wissen, in was sie da eigenltich ihr Geld stecken.

Hamburg/München (dpa/tmn) – Zertifikate sind eine Art Wette. Der Anleger setzt beispielsweise auf steigende Ölpreise und kauft von einem Unternehmen, meist einer Bank, ein entsprechendes Zertifikat. Tritt das Ereignis innerhalb der festgelegten Laufzeit ein, bekommt der Anleger am Ende sein eingezahltes Kapital zurück – plus Zinsen.

Sinkt der Ölpreis in dieser Zeit hingegen, bekommt der Anleger sein Kapital zurück oder nur ein Teil davon, aber keine Erträge. Solche Wetten können sehr unterschiedlich lauten.

Zertifikate sind spezielle Wertpapiere, erläutert Hanne Roggemann vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Es sind Schuldverschreibungen eines Emittenten, also des Herausgebers.

Und sie gehören zu den Derivaten. Ihre Wertentwicklung hängt somit nicht von der Bonität des Emittenten ab - also seiner Kreditwürdigkeit, sondern vom Anstieg oder Fall des zugrundeliegenden Basiswertes. Solche Basiswerte können etwa Rohstoffpreise, eine Aktie oder ein Aktienindex wie der DAX sein.

Von Discount-, Index- und Bonus-Zertifikaten

Die Vielfalt der Papiere ist enorm, teils sehr speziell - so können Anleger bei Sportzertifikaten etwa auf Ausgänge von Sportereignissen wetten.

Unter Privatanlegern sind Index-Zertifikate beliebt, so Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Sehr gefragt seien auch Discount-Zertifikate. Dabei erhalten Anleger einen Preisabschlag. Im Gegenzug nimmt das Zertifikat nur bis zu einem Maximal-Wert an einer positiven Entwicklung des Basiswertes teil.

Bei Bonuszertifikaten vereinbaren beide Seiten eine bestimmte Laufzeit, erklärt Roggemann. Am Ende erhalten Anleger mindestens den Nominalbetrag des Wertpapiers zurück sowie einen Bonus. Jedoch nur, wenn der Basiswert eine zu Beginn der Laufzeit festgelegte Schwelle nicht unterschreitet. Passiert das, entfällt der Bonus.

Vorzüge und Risiken für Anleger

Privatanleger erhalten über Zertifikate zum Teil Zugang zu Märkten, die sonst für sie nicht offen sind, wie etwa dem Rohstoffmarkt. Und: "Sie verlangen im Vergleich zur Aktienanlage einen deutlich geringeren Kapitaleinsatz", erklärt Roggemann.

Bei manchen Zertifikaten bestehe auch bei stagnierenden oder fallenden Kursen die Möglichkeit, Gewinne zu erwirtschaften – "das kommt auf die individuelle Vereinbarung an", sagt Roggemann. In dieser Komplexität sieht sie ein Risiko: "Anders als bei Aktien, die relativ standardisiert sind, gibt es bei Zertifikaten unendlich viele Möglichkeiten der Ausgestaltung und damit auch der Fallstricke."

Anleger sollten in keine Zertifikate investieren, deren Struktur sie nicht verstehen. "Für die Emittenten besteht keinerlei Verpflichtung, anfallende Kosten auszuweisen", erläutert Roggemann. So ist es selbst für erfahrene Anleger schwer, anfallende Kosten nachzuvollziehen.

"Neben dem Risiko, dass sich der Basiswert negativ entwickelt, tragen die Zertifikatekäufer auch noch das Emittentenrisiko", erklärt Bauer. Meldet der Herausgeber Insolvenz an, werden Zertifikateinhaber zu Gläubigern – auch wenn sich der Basiswert bisher positiv entwickelt hat.

Daher sei es wichtig, einen Emittenten auszuwählen, bei dem die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz möglichst gering ist. Hinweise dazu geben laut Roggemann die Eigenkapitalquote und das Kreditrating der Bank. Vor dem Kauf sollten Anleger ihre Risikobereitschaft klären. Die Checkliste des Deutschen Derivate Verbands kann helfen.

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