Erfurt/Rudolstadt. Der Fahr-Fitness-Check soll das Leistungsvermögen verbessern. Ein Rudolstädter Fahrlehrer bietet diesen ganz besonderen Service an - auch als Geschenk von den Kindern.

Länger mobil bleiben ist für viele ältere Menschen sehr wichtig. Aber Mobilität ist keine Frage des Alters. So besteht auch im höheren Alter der Wunsch, selbst mit dem Auto zu fahren. Unter dem Motto „Bin ich noch als Senior in der Lage, mit dem Auto zu fahren?“, führt Ernst Przybilla seit 2012 den Fahr-Fitness-Check im Auftrag des ADAC durch.

Gerhard Heimann (l.) mit der Urkunde für den Fahr-Fitness-Check. Ernst Przybilla erklärt ihm, wo seine Stärken und Schwächen liegen.
Gerhard Heimann (l.) mit der Urkunde für den Fahr-Fitness-Check. Ernst Przybilla erklärt ihm, wo seine Stärken und Schwächen liegen. © Norbert Kleinteich

Der Fahrlehrer aus Rudolstadt ist seit 1972 in seinem Beruf tätig, lebte vorher in Leipzig, absolvierte dort drei Jahre die Fahrlehrerausbildung mit pädagogischem Abschluss und arbeitete danach als Fahrlehrer beim Kraftverkehr Leipzig. 1977 zog er nach Rudolstadt, wo der heute 75-Jährige im Jahr 1990 seine eigene Fahrschule gründete. Mitte der 1990er-Jahre folgte er einem Aufruf des Fahrlehrerverbandes, Training für ältere aktive Kraftfahrer anzubieten. Heute ist er der Einzige im Freistaat für den Fahr-Fitness-Check.

Nach Fortbildungsprogrammen nahm er an einem zweitägigen Einweisungsseminar des ADAC teil, wonach er die Berechtigung erhielt, den Senioren-Check durchzuführen. Der richtet sich an ältere, noch regelmäßig Auto fahrende Menschen und ist nichts anderes als eine Fahrprobe im eigenen Pkw mit einem speziell qualifiziert Fahrlehrer. Ziel sei es, eine Verbesserung des Leistungsvermögens zu finden, wobei mit Hilfe des Fahrlehrers, wenn nötig, konkrete Situationen besprochen werden, so der ADAC.

Fahrcheck als Geschenk vom Sohn erhalten

Gerhard Heimann aus Erfurt ist einer der Wenigen, die den Check schon zweimal absolviert haben. Er hatte sich zuerst beim ADAC erkundigt, ob es so etwas in der Nähe gebe. Beim zweiten Mal erhielt er von seinem Sohn einen Geschenkgutschein, von dem, wie Przybilla sagt, oft Gebrauch gemacht wird.

Der Check, betont Przybilla, ist übrigens freiwillig, auch sei eine Meldung an irgendeine Behörde ausdrücklich ausgeschlossen. Das ganze habe auch nichts mit einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung zu tun.

Mit dem 77-Jährigen Erfurter ging es am vergangenen Mittwoch kreuz und quer durch die Landeshauptstadt. Einen typischen Schwerpunkt nennt Heimann selbst eine viel befahrene Kreuzung im Süden der Stadt. Heimann fährt einen großen Volvo und lenkt ihn gekonnt durch die Straßen, wobei der Fahrlehrer trotz des üblichen Smalltalks auf alles achtet, was der Fahrer tut. Auch Heimann selbst gibt vereinzelt Hinweise. Er schaut konzentriert voraus, lässt einen abbiegenden Laster passieren. „Die haben es auch nicht leicht“, sagt er und fährt weiter.

„Jetzt ist hier auch ein toller Kreisverkehr. Hier fährt die Straßenbahn drüber, da muss man aufpassen“, weiß Heimann aus Erfahrung. Aber diesmal ist kaum Verkehr in der Riethstraße und weiter geht es Richtung Gothaer Platz. Wenig später schneidet ihn ein Opel von rechts beim Spurwechsel ohne zu blinken. Heimann hat aufgepasst und kann eine prekäre Situation meistern. „Ich kenne die Ecke hier und weiß, dass ich aufmerksam sein muss“, sagt Heimann.

Tipp vom Senior am Steuer: Jeder sollte sich prüfen lassen

Ernst Przybilla führt seit 2012 Fahr-Fitness-Checks für Senioren durch.
Ernst Przybilla führt seit 2012 Fahr-Fitness-Checks für Senioren durch. © Norbert Kleinteich | Norbert Kleinteich

Außer der Wertung gibt es Pluspunkte für den Fahrer vom Fahrlehrer. „Ich fühle mich jetzt auch etwas sicherer“, gesteht Heimann nach der 45-minütigen Fahrt. Man wisse ja selber nicht, wie man fahre, das könne man schlecht beurteilen. Und damit hat er gleich noch einen Ratschlag parat: „Also ich sage, es sollte sich jeder einmal überprüfen lassen“, so der Erfurter, es sei ja keine Fahrprüfung sondern eine Einschätzung.

Über seine Erfahrung mit dem Fahr-Fitness-Check sagt Heimann: „Der Schulterblick ist das Wesentlichste, um sich zur Kontrolle rückzuversichern. Außerdem bin ich bestätigt worden, dass mein Fahrstil einigermaßen in Ordnung ist und ich so weiterfahren kann.“ Fahrlehrer Przybilla merkt an, dass der Fahrer auch bereit sein muss, die Tipps, Empfehlungen und Ratschläge von einem anderen anzunehmen, so wie in diesem Fall. „Es wird in der Zeitung immer viel geschrieben: Die Senioren sollten zum Arzt gehen, sich überprüfen lassen. Alles richtig, aber von der Statistik her machen die jungen Leute viel mehr Fehler als die alten. Die Alten fahren vernünftig. Wenn ich von mir ausgehe, dann fahre ich lange nicht so, wie ich vor 30 oder 40 Jahren gefahren bin“, sagt Heimann.

Und was hat er jetzt gelernt? „Das Blinken habe ich von ihnen gelernt, ich habe das immer nur so angetippt und da haben sie gesagt, dass es zu kurz sei. Seitdem blinke ich auch richtig.“