Erfurt. Jeder Beitrag zählt: Gülle, Stallmist und Futter - Thüringer Unternehmen setzen auf Biomasse bei Energieerzeugung.

Wenn schon, denn schon: Nicht 80 oder 90 Prozent lautet das Ziel, das die Landesregierung ausgegeben hat, sondern 100. Bis spätestens 2040 soll in Thüringen die Energie-Versorgung komplett aus erneuerbaren Energien - einem Mix aus Solar- und Windenergie, Biomasse und Wasserkraft erfolgen.

Gerade die Biomasse ist für die Umsetzung des Konzepts wichtig. Denn die ständig verfügbaren Roh- und Reststoffe können gasförmig, in fester oder flüssiger Form vielseitig in Strom, Wärme oder Kraftstoffe umgewandelt werden. Im Kontext der erneuerbaren Energien bezeichnet der Begriff Biomasse alle organischen Stoffe pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, die als Energieträger genutzt werden. Festbrennstoffe – in Form von Scheitholz, Holzhackschnitzeln und Holzpellets – werden am häufigsten verwendet. Aber auch Sägemehl, Stroh oder Getreide.

Gülle, Stallmist und Futter werden zu Biogas

Biomasseerzeugung und - verwendung sind vor allem für den ländlichen Raum sinnvoll. Und damit für Thüringen, das weitflächig geprägt ist. Wie das Landwirtschaftsministerium mitteilt, werden aktuell etwa 13 Prozent des im Freistaat verbrauchten Stroms und 31 Prozent der benötigen Wärme aus Bioenergie gewonnen. Insbesondere die Biogaserzeugung hat sich dabei mit einer installierten Gesamtleistung von 137 Megawatt und einem Jahresumsatz von 160 Millionen Euro zu einem wichtigen Faktor von Landwirtschaftsunternehmen entwickelt. Mehr als zwei Drittel der dort eingesetzten Substrate sind Reststoffe wie Gülle, Stallmist und Futter.

Deren Nutzung, aber auch die Verwendung von Holz sowie der Anbau von Energiepflanzen, werden allerdings kontrovers diskutiert. „Die Erhöhung der biologischen Vielfalt, die Diversifizierung der Unternehmen, die Stärkung der Kreislaufwirtschaft sind gute Argumente für Bioenergie“, so Ministerin Susanna Karawanskij (Die Linke). Aus klima- und umweltpolitischen Gründen dürfe jedoch der Energiepflanzenanbau „nicht zu einer Verdrängung von Flächen mit enormem Naturschutzwert, hoher natürlicher Biodiversität und großer CO2-Speicherkapazität führen.“

Vergütungsphase für Biogasanlagen läuft teilweise aus

Und sie verweist darauf, dass Biogasanlagen in Thüringen fast vollständig mit einer EEG-Einspeisevergütung gefördert werden. Deren 20jährige Vergütungsphase läuft demnächst aber teilweise aus. Thüringen hat deshalb ein kostenloses Beratungsangebot aufgelegt, innerhalb dessen sollen ein Weiterbetrieb geprüft und entsprechende Empfehlungen gegeben werden. „Zudem fördern wir kommunale Projekte wie das Biomasseheizwerk der Stadt Nordhausen“, so Karawanskij. Das ging im April dieses Jahres ans Netz. Weitere Beispiele für die Planung neuer Geschäftsmodelle sind die Biocraft Nora GmbH (Weimarer Land), das Bioenergiedorf Schlöben (Saale-Holzland-Kreis), die Agrargenossenschaften Königsee (Ilmkreis), Pfersdorf (Landkreis Hildburghausen) und Frohndorf (Landkreis Sömmerda).

Feste Biomasse, so das Landwirtschaftsministerium, hätte dagegen vor allem für die Wärmeerzeugung in Thüringen eine große Bedeutung. Neben Waldrestholz spielen dabei Landschaftspflegeholz und Energieholz eine entsprechende Rolle. Umgesetzt wird das im Freistaat unter anderem in den Holzhackschnitzelanlagen in Suhl-Goldlauter und Oberhof, im Heizkraftwerk Schkölen, im Biomasseheizwerk Leinefelde-Worbis, im Südharzwerke Nordhausen sowie in verschiedenen Schulen.

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