Leina. Jeder Beitrag zählt: Mobile Tiny-Häuer sind im Trend. Ein Thüringer hat Erfolg mit der Vermietung eines spartanischen Bauwagens.

Sogenannte Tiny-Häuser sind im Trend. Je nach Ausstattung können die mobilen Eigenheime in Bauwagengröße durchaus einigen Komfort bieten. Die einen entscheiden sich dafür aus Sparsamkeit, andere um nachhaltiger zu leben. Oft kommt beides zusammen. Wer seine Ansprüche reduziert, lebt bewusster. Je kleiner die Wohnfläche, desto niedriger sind CO2-Emissionen und ökologischer Fußabdruck. Weniger Platz bedeuten weniger Konsum und weniger Verbrauch. Tiny-Häuser sind oft autark. In den sozialen Netzwerke steht die Tiny-House-Bewegung für einen ungebundenen Lebensstil.

In Thüringen sind derart minimalistische Wohnkonzepte derzeit noch vor allem in der Touristik- und Urlaubsbranche zu finden. Tiny-Häuser stehen zum Beispiel auf Campingplätzen wie in Oettern oder Drei Gleichen. In Heiligenstadt erfolgte im August 2021 der erste Spatenstich für eine ganze Tiny-House-Hotelanlage. Acht Tiny-Häuser à 30 Quadratmeter, die für je vier Personen ausgelegt sind, sollen gebaut werden. Sogenannte Bauwagensiedlungen, wie sie man sie in Großstädten häufiger findet, sind hierzulande eher temporär und dem fahrenden Volk vorbehalten.

Wie viel also braucht der Mensch zum Leben? Diese Frage hat sich auch Peter Schottmann in Leina, einem Ortsteil von Georgenthal bei Gotha, gestellt. Sein Bauwagen misst 3,60 x 2,10 Meter und steht oberhalb des Dorfes mit herrlichem Blick auf den Inselsberg. Ein Fenster, eine Tür, innen ein Klappbett, Tisch, Sitzgelegenheiten und Ablageflächen für ca. zwei Personen.

Peter Schottmann vermietet seinen Bauwagen über Airbnb

Vermietet wird das spartanische Heim seit reichlich zwei Jahren über Airbnb, Kontakte mit dem kommunikativen Vermieter inbegriffen. Die Bewertungen sind ausnahmslos positiv. Nachhaltigkeit bedeutet für ihn auch, Ressourcen, die da sind, behutsam zu nutzen, sagt der 61-Jährige, der seinen Lebensunterhalt als freischaffender Reiseleiter verdient und zudem der Hospiz-Initiative Gotha vorsteht. Der ausgediente Bauwagen sei einfach zu gut erhalten gewesen, um ihn den Hühnern zu überlassen oder zu entsorgen. Zwar musste auch der Leinaer in den vergangenen Monaten Corona und Lockdowns Tribut zollen. Bewohnt war sein Wagen trotzdem, sogar von einem Geschäftsreisenden, der keine Lust mehr haben aufs teure Hotel, oder von einem italienischen Musikstudenten, der von Leina aus wochenlang auf den Spuren Johann Sebastian Bachs in Thüringen wandelte.

In Peters Bauwagen – die Assoziation zum Peter Lustiger von „Löwenzahn“ passt, auch wenn Lustigers blauer TV-Wagen locker doppelt so groß war – kommt das Wasser aus dem Schlauch, die Dusche hängt im Baum über der Tür. Warmes Wasser gibt es nur abends und auch nur dann, wenn die Sonne tagsüber auf den Schlauch geschienen hat. Es gibt weder Fernseher noch Internet.

Die Saison geht nur von April bis Mitte/Ende Oktober

Peter Schottmanns Gäste beanspruchen keinen Zimmerservice, keine frischen Handtücher oder Shampoofläschchen. Sie brauchen Strom für ihr Handy – die Energie dafür liefert eine kleine Solaranlage – und suchen ansonsten Ruhe und Abgeschiedenheit. Beschwert habe sich noch keiner.

Kritiker bemängeln an Tiny-Häusern, dass die Hersteller aufgrund der geringen Größe keinen Energieausweis vorlegen müssen. Es gelte weder die Energiesparverordnung noch das Erneuerebare-Energien-Wärmgesetz. Schottmann kann darüber lächeln. Besonders gedämmt ist auch sein Bauwagen wohl nicht. Der hat allerdings auch gar keine Heizung, weshalb die Saison nur von April bis Mitte/Ende Oktober geht. Viel nachhaltiger geht Wohnen und Urlauben nicht.