Ichtershausen. Jeder Beitrag zählt: Born Senf in Ichtershausen zeigt, wie nachhaltig produziert werden kann ohne dass es teuer wird.

Schwarze Solarpanels glänzen auf dem Dach der Produktionshalle. Die Sonne strahlt und der erzeugte Strom reicht locker aus, die Fertigung abzusichern und einen erheblichen Teil ins Energienetz einzuspeisen. Zusätzlich werden drei Elektro-Autos am Eingang aufgeladen, angeschafft, um regionale Kunden zu beliefern. An den Strom-Zapf-Säulen dürfen auch die Mitarbeiter ihre Elektrofahrzeuge laden, versichert Julia Nottrott von der Personalleitung.

Das Verwaltungsgebäude klimaneutral errichtet

Die Born Senf und Feinkost GmbH im Industriepark Erfurter Kreuz (Ilm-Kreis) ließ ihr neues Verwaltungsgebäudes CO2-neutral errichten. Neben der Umstellung auf Solarstrom bezieht der Lebensmittelhersteller seine Gelbsenfsaat, das wichtigste Ausgangsprodukt, aus der Region. Immerhin 300 Tonnen dieses Jahr. Das reicht für 1,5 Millionen Kilogramm Born-Senf.

Ketchup-Tomaten, aber auch die schwarzen Senfkörner müssen dagegen aus wärmeren Gegenden Europas angeliefert werden. Erst kürzlich vollzog der Traditionsbetrieb, der auf eine 200-jährige Geschichte zurückblickt, einen weiteren Schritt zu mehr Nachhaltigkeit: Senf im Glas. Das klingt banal, doch: „Dieser Senf wird klimaneutral hergestellt“, lautet nun die Aufschrift. Nur der Deckel und eine Folie als luftdichter Abschluss weichen noch vom hohen Nachhaltigkeitsanspruch ab. Hier gelten die Standards für die Lebensmittelhygiene.

Der Feinkost-Produzent gleicht solche Nachteile beispielsweise mit Aufforstungsprogrammen aus. Seit Jahren schon wird auf Palmöl verzichtet, die benötigten Eier stammen aus regionaler Freilandhaltung.

Nachhaltige Produkte müssen nicht teuerer als andere sein

Den Ketchup gibt es als Biovariante, als Premium-Angebot mit sehr hohem Tomatenanteil oder ohne Zucker. Alle diese Lebensmittel sind in Supermärkten zu normalen Preise gelistet – eben weil ihre Herstellung immer nachhaltiger wird. Nachhaltige Produkte müssen nicht teurer sein als vergleichbaren Waren ohne diesen Anspruch, erklärt Grit Booth, Geschäftsstellenleiterin beim „NAThüringen“, dem Nachhaltigkeitsabkommen zwischen Landesregierung und Wirtschaft.

Aktuell kann sich wegen deutlich gestiegener Energiekosten nachhaltiges Wirtschaften – wie Born Senf zeigt – preislich konstant oder sogar positiv auf Produkte auswirken.

Nachhaltigkeitskonzepte beruhen auf drei Säulen: „Ökonomie, Ökologie und Sozialem“, so Grit Booth. Ziel sei, weniger natürliche Ressourcen zu verbrauchen, als vorhanden seien, um auch kommenden Generationen noch eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen.

Thüringen habe bei seinen Förderstrategien einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gesetzt

2004 hatten sich Landesregierung und Wirtschaft auf das Nachhaltigkeitsabkommen geeinigt. Daran beteiligen sich bereits freiwillig 650 Unternehmen und Handwerksbetriebe. Alle drei Jahre müssen sie nachweisen, dass die Kriterien noch zu erfüllen. Zumeist betrifft das nachhaltige Produktionsprozesse. Allerdings listet die Landesentwicklungsgesellschaft auch 13 Firmen auf, die nachhaltige Produkte fertigen, zumeist aus Holz, in einigen Fällen aus Hanf und im Bereich Lebensmittel ist das Born Senf.

„Nachhaltige Produkte und effiziente Produktionsprozesse können zu enormen Kostensenkungen und höherer Wettbewerbsfähigkeit führen“, betont Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Thüringen habe bei seinen Förderstrategien einen klaren Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz gesetzt. Zwischen 2014 und 2020 seien 340 Forschungsvorhaben von Unternehmen und Institutionen mit knapp 93 Millionen Euro unterstützt worden.