Erfurt. Jeder Beitrag zählt: Inzwischen sind 16.500 Fahrzeuge mit Elektromotor in Thüringen unterwegs. Allerdings hält der Ausbau von Ladesäulen nicht mit.

Die Zahl elektrisch betriebener Fahrzeuge in Thüringen steigt rasant. Anfang Oktober registrierte die Landesenergieagentur Thega solcher 16.438 Autos. Davon waren 8910 reine E-Fahrzeuge. Bei 7528 Autos handelt es sich um Hybrid-Pkw, in denen eine extern aufladbare Batterie mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor kombiniert wird.

Damit hat sich die Zahl der Elektroautos im Land in diesem Jahr verdoppelt – so wie bereits im Vorjahr. Anfang 2020 hatte es nur rund 4000 gegeben. Zentraler Grund ist die hohe Kaufprämie von bis zu 9000 Euro, die vom Bund gezahlt wird. Etwa jedes zehnte neu zugelassene Fahrzeug ist ein E-Auto.

Dennoch ist das Wachstum bloß relativ. Schließlich sind insgesamt gut 1,2 Millionen Autos auf Thüringens Straßen unterwegs. Das bedeutet: Gerade einmal 1,33 Prozent aller Fahrzeuge werden ganz oder teil elektrisch betrieben. Das liegt auch daran, dass jenseits der Anschaffungskosten ein gewichtiges Argument gegen reine Elektroautos spricht: Ihre Reichweiten sind in der Regel auf einige Hundert Kilometer beschränkt, zudem gibt es nur 952 öffentliche Ladesäulen in Thüringen. Die Minderheit davon – genau 227 – sind sogenannte Schnellladepunkte, das heißt, hier muss ein Auto oft nur 20 bis 30 Minuten an der Leitung hängen, um vollständig aufgeladen zu sein. Ansonsten kann es schon mal Stunden dauern.

Im Durchschnitt müssen sich rechnerisch 16,4 Autos eine Ladesäule teilen

Rechnerisch müssen sich im Durchschnitt 16,4 Autos eine Ladesäule teilen, wobei der Ausbau der Infrastruktur zuletzt nicht mit der Anzahl der neu zugelassenen E-Autos Schritt hielt. Der Verband der Automobilindustrie fordert ein Verhältnis von höchstens zehn Elektroautos pro Ladepunkt, das aber höchstens in größeren Städten ansatzweise erreicht wird. Doch warum verweist Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) ständig darauf, wie vorbildlich Thüringen sei? Rund 600.000 Euro an Fördermitteln seien mit dem Programm E-Mobil-Invest für Ladesäulen und die Anschaffung von Elektroautos ausgegeben worden, hieß es zuletzt von ihr. Dabei würden nicht nur Kommunen, sondern auch Unternehmen und Selbstständige gefördert.

„Thüringen ist bundesweit tatsächlich ein Vorreiter“, sagt Rico Hofmann von der Thega. So gebe es nur hier bei den Ladesäulen eine Zusammenarbeit von 32 regionalen Energieversorgern, die gemeinschaftlich den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur voranbrächten. Dadurch sei auch ein gemeinsames Abrechnungssystem möglich, bei dem man mit nur einer Ladekarte den Großteil der öffentlichen Ladestationen in Thüringen nutzen könne. Allerdings räumt Hofmann ein, dass es mancherorts noch an öffentlichen Ladesäulen mangele, gerade auf dem Land. Hier täten sich viele Kommunen immer noch mit den nötigen Investitionen schwer. Allerdings gebe es vor allem für die Eigenheimbesitzer als Alternative eine private Ladestation, die einschließlich Installation je nach Funktionsumfang etwa 1500 Euro koste. Bisher wurde die sogenannte Wallbox sogar mit bis zu 900 Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert. Allerdings ist das Programm, das sich auf 800 Millionen Euro summierte, seit Ende Oktober erschöpft. Neue Anträge würden nicht mehr bewilligt, sagt Hofmann.

Der heimische Energiepreis ist niedriger als an den meisten öffentlichen Ladesäulen

Eine private Ladestation – die zur Not auch die separat abgesicherte Schuko-Steckdose am Carport oder in der Garage sein darf – kann übrigens auch das Stromtanken preislich attraktiv gegenüber dem Verbrennen von Benzin und Diesel machen. Der heimische Energiepreis ist jedenfalls deutlich niedriger als an den meisten öffentlichen Ladesäulen.