Weimar . Busch: Keine Anweisung des Bildungsministeriums für Schülertests. CDU und FDP kritisieren Regierungschef scharf.

Der Thüringer Lehrerverband (TLV) kritisiert Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) scharf und wirft ihm vor, falsche Aussagen über die Situation in den Schulen in Thüringen zu verbreiten. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Ramelow hatte in einem Interview mit dieser Zeitung gesagt, dass die Schulen im Land quasi gegen Null gefahren seien und man „gerade die nächste Unvernunft“ erlebe. „Obwohl wir die Testung für die Abschlussklassen dringend anempfohlen haben, haben einzelne Schulleiter für sich entschieden, ohne Test Präsenzunterricht zuzulassen“.

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Enormer Druck durch Öffnung der Abschlussklassen

„Das ist faktisch falsch“, kritisiert Rolf Busch, Landesvorsitzender des Lehrerverbandes. Er nannte Ramelows Äußerungen einen „Schlag ins Gesicht all derer, die seit Monaten bis an ihre Grenzen und weit darüber hinaus gehen, um den halsbrecherischen Spagat zwischen dem Recht auf Bildung und dem Gesundheitsschutz irgendwie zu meistern“. Bis zum heutigen Tage gebe es keine Anweisung des Bildungsministeriums, dass nur getestete Schüler zum Präsenzunterricht kommen dürften. Mit der Öffnung der Abschlussklassen trotz problematischem Infektionsgeschehen in einigen Städten und Landkreisen sei ein enormer Druck erzeugt worden. „Den Kolleginnen und Kollegen, die unter bestmöglicher Einhaltung der aus unserer Sicht ohnehin zu dürftigen Schutzmaßnahmen dieser Forderung nachgekommen sind nun Unvernunft vorzuwerfen, ist in höchstem Maße respektlos“, sagt Busch.

CDU erhebt Vorwürfe gegen Holter

Ähnlich äußert sich der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion. „Wenn die Landesregierung unterschiedliche Auffassungen der Pandemiebewältigung pflegt, ist es unredlich den ‚Schwarzen Peter‘ den Lehrern und Schülern zuzuschieben“, sagt Christian Tischner gegenüber dieser Zeitung. Die CDU-Fraktion erwarte von der Landesregierung „endlich ein abgestimmtes und funktionierendes Konzept“. Mit Blick auf Bildungsminister Helmut Holter (Linke) bemerkte Tischner: „Es zeigt sich, aus dem Homeoffice in Mecklenburg-Vorpommern kann man die Thüringer Schulen in der Pandemie nicht managen.“

FDP-Fraktionschef Thomas Kemmerich wird im Gespräch mit dieser Zeitung ebenso deutlich. „Die Probleme liegen beim zuständigen Minister. Die Schuld beim schwächsten Glied, den Lehrern und Schülern zu suchen, wird der Sache nicht gerecht“, sagt Kemmerich. In dieser Form handelten Bodo Ramelow und seine Landesregierung „nicht verantwortungsvoll“. Kemmerich moniert, dass der Ministerpräsident sich aus seiner Sicht permanent im Panikmodus befinde und davon getrieben werde. Wenn er zum Beispiel in dem Interview kritisiere, dass die Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs auf Ferienfahrplan umgestellt hätten und es deshalb in den Bussen eng werde, solle er dafür sorgen, dass die Unternehmen das ändern. Finanzielle Einbußen bei Leerfahrten müsse dann eben das Land ausgleichen.

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