Erfurt. Die Angst vor der Ausbreitung der Coronavirus-Mutation wächst. Nun wollen sich die Länderchefs früher als geplant mit dem Bund über das weitere Vorgehen beraten. Mit den Ergebnissen befasst sich in Thüringen auch das Kabinett. Innenminister Maier wäre für schärfere Maßnahmen zu haben.

Angesichts der Gefahr einer Ausbreitung der Coronavirus-Mutation kann sich Thüringens SPD-Chef und Innenminister Georg Maier strengere Infektionsschutzregeln vorstellen. Es sei gut, dass die Länderchefs mit der Kanzlerin schon am Dienstag weitere Schritte im Kampf gegen die Pandemie beraten wollen, sagte Maier am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Wir müssen den schlimmsten Fall annehmen und der ist, dass sich das mutierte Virus auch in Deutschland ausbreitet. Die Auswirkungen wären katastrophal», sagte Maier. Daher müsse man auch über punktuell schärfere Anti-Corona-Maßnahmen sprechen. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Bund und Länder beraten am Dienstag das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie. Zunehmend wächst die Sorge in der Politik, dass sich eine mutierte Variante des Virus auch in Deutschland stark ausbreiten könnte. Die Beschlüsse der Beratungen müssen dann in den Ländern umgesetzt werden. In Thüringen wird dazu meist im Kabinett, wo Maier als Innenminister Mitglied ist, beraten und auch der Landtag mit einbezogen.

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Verstärkter Einsatz von FFP2-Masken

Maier plädierte unter anderem für einen stärkeren Einsatz von FFP2-Masken. «Wir müssen alles dafür tun, um FFP2-Masken unter die Leute zu bringen - womöglich müssen wir sie kostenfrei verteilen», sagte Maier. Er selbst trage inzwischen ausschließlich solche Masken mit höherer Schutzwirkung.

Anders als ihre Pendants aus Stoff bieten FFP2-Masken ohne Ausatemventil nicht nur einen Schutz für andere, sondern auch für denjenigen selbst, der die Maske trägt.

Maier sagte, er prüfe derzeit, ob es in Thüringen genügend solcher Masken gebe, um ihren Einsatz flächendeckend zu ermöglichen. «Wenn die Kapazitäten nicht da sind, müssen sie geschaffen werden.» Da müsse auch der Staat Geld in die Hand nehmen, um die Masken möglicherweise kostenlos verteilen zu können.

FFP2-Pflicht ja - Wirtschaftslockdown nein

FFP2-Masken sind erheblich teurer als normale medizinische Einwegmasken. Außerdem sind sie in der Regel nur für den einmaligen Gebrauch gedacht, während Stoffmasken etwa heiß gewaschen und anschließend wiederverwendet werden können.

Maier zeigte sich auch offen für Bayerns Vorgehen, wo das Tragen einer FFP2-Maske in Geschäften und im öffentlichen Personennahverkehr Pflicht ist. Allerdings sprach er sich gegen einen kompletten Wirtschaftslockdown aus. «Das würde zu viel kaputt machen», sagte er.

Dagegen könne er sich gut eine Homeoffice-Pflicht vorstellen. «Man kann in den Betrieben nicht einfach die Produktion herunterfahren. Aber auch in Produktionsbetrieben gibt es Verwaltungsbereiche, wo Mitarbeiter sicher auch im Homeoffice arbeiten können», sagte der SPD-Politiker. Als Innenminister arbeite er selbst derzeit fast ausschließlich von zu Hause aus.

Keine Lockerungen im Bildungssektor

Auch forderte Maier strengere Regeln für Besucher in Alten- und Pflegeheimen. Seiner Meinung nach müsste es eine Testpflicht für Besucher und auch das pflegende Personal geben. Ohne einen negativen Corona-Test sollten demnach Besucher nicht in die Einrichtungen dürfen. Im Bildungssektor sieht Maier derzeit keinerlei Spielraum für Lockerungen der bisherigen Regeln ab Februar.

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Zugleich forderte er mit Nachdruck, Thüringens Impfstrategie nachzubessern. «Da ist noch Optimierungsbedarf. Ich würde empfehlen, organisatorische Strukturveränderungen vorzunehmen, damit auch die Landkreise besser eingebunden werden», sagte Maier. Ziel müsse es sein, dass in Thüringen 20 000 Menschen pro Tag geimpft werden. «Und das wirklich jeden Tag», betonte der Minister.

Thüringen ist weiter das am schwersten von der Pandemie betroffene Bundesland, die drei Thüringer Kreise Saalfeld-Rudolstadt, Altenburger Land und Hildburghausen sind die Corona-Hotspots unter den Landkreisen.

Thüringenweit lag der auf 100 000 Einwohner bezogene Sieben-Tage-Wert bei Neuinfektionen am Freitag bei 287,6, was 6136 neuen Fällen in der vergangenen Woche entspricht. Im Vergleich zum Donnerstag (301,4) war der Sieben-Tage-Wert allerdings etwas rückläufig.