Erfurt/Jena. Das Bildungsministerium rechnet mit vielen ukrainischen Kindern an Thüringer Schulen. Die Kommunen suchen nach Lösungen, um genügend Platz zu schaffen. So verschieden sind die Konzepte.

Angesichts steigender Flüchtlingszahlen suchen etliche Thüringer Kommunen nach Lösungen, um in den Schulen genügend Platz für ukrainische Kinder und Jugendliche zu schaffen. Die Konzepte sind verschieden, aber auch der Bedarf ist nicht überall gleich, wie eine Umfrage ergab.

In Jena soll zunächst eine derzeit stillgelegte Schule reaktiviert werden, sollten die vorhandenen Raumkapazitäten in den übrigen Schulen nicht reichen, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung sagte. Die Anmietung von nicht-städtischen Räumen zur Beschulung der Kinder sei dagegen nicht geplant.

Das Thüringer Bildungsministerium geht derzeit davon aus, dass bald sehr viele ukrainische Kinder in den Schulen des Landes unterrichtet werden. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte vor einigen Tagen gesagt, er rechne damit, dass mindestens die Hälfte der ankommenden Flüchtlinge Kinder und Jugendliche seien, „die dann entweder im Kindergarten oder Schulen unterkommen müssen“. Wie viele es genau sein würden, könne aber niemand sagen. Sollte es in den Schulen zu einem akuten Platzmangel kommen, sei nicht ausgeschlossen, dass in Containern unterrichtet werden müsse, hatte Holter gesagt.

Auch der Landkreis Schmalkalden-Meiningen schließt die Anmietung von Containern oder anderen Räumlichkeiten nicht aus. „Der Unterricht in Turnhallen kommt eher weniger infrage“, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung. In dem südthüringischen Landkreis würden derzeit zwar insgesamt etwa 30 Prozent der vorhandenen Räumlichkeiten in den Schulen nicht genutzt. Es sei also durchaus Platz, um ukrainische Flüchtlingskinder zu unterrichten. Allerdings variierten die Kapazitäten von Ort zu Ort stark. „In Abhängigkeit vom jeweiligen Schulstandort sind freie Kapazitäten vorhanden, wobei natürlich die Zahl der zu beschulenden Kinder derzeit kaum prognostiziert werden kann und uns keine verlässlichen Zahlen vorliegen“, sagte der Sprecher.

Die Städte Weimar und Jena sowie die Landkreise Nordhausen und Schmalkalden-Meiningen erklärten, grundsätzlich sei auf dem Land deutlich mehr Platz in den Schulgebäuden vorhanden als in den Städten des Freistaats. Dabei macht den Kreisen nicht nur Platzmangel Sorgen, sondern auch der Lehrermangel. „Freie Kapazitäten gibt es eher im ländlichen Raum als in der Stadt Nordhausen, wobei hier nicht nur räumliche Ressourcen eine wichtige Rolle spielen, sondern vor allem auch das vorhandene Potenzial an Lehrkräften“, sagte eine Sprecherin des Landkreises Nordhausen.

Einzelne Grund- und Regelschulen seien schon jetzt – ohne dass dort ukrainische Flüchtlingskinder beschult werden – an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt. Alles in allem sei es aber ohnehin derzeit „noch etwas verfrüht“, um abschließend beurteilen zu können, welche Herausforderungen sich im Zusammenhang mit der Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge konkret ergeben würden.

Anders als in Südthüringen und im Bildungsministerium halten es manche in Mittelthüringen für schlichtweg nicht möglich, Kindern und Jugendlichen demnächst in Containern Deutsch, Mathe oder Physik beizubringen. „Container sind im Moment überall ausgebucht beziehungsweise nicht zu bekommen“, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung Weimar. Das Unterrichten in Turnhallen sei ebenfalls kaum möglich, da diese Räume bekanntlich für den Schulsport gebraucht würden. Die Beschulung von Flüchtlingskindern sei deshalb in jedem Fall eine große Herausforderung.

In einer einzelnen Weimarer Schule gebe es zwei bis drei Räume, die für die Beschulung ukrainischer Schülerinnen und Schüler infrage kämen. Selbst dort sei ein solches Unterrichten aber nur für eine Übergangszeit möglich, da die Nutzung dieser Räume bereits für die Schaffung gesamtstädtischer Schulkapazitäten eingeplant sei, hieß es aus der Verwaltung.