Bad Langensalza. Vortrag in der Bad Langensalzaer Reihe „30 Jahre – Zeitenwende“ beleuchtet die verschiedenen Sichtweisen auf den SED-Staat

Die eine Deutsche Demokratische Republik gab es nicht. Laut Peter Wurschi, Landesbeauftragter des Freistaates Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, hat jeder ein eigenes Bild von der DDR. Dieses beruht auf den Erfahrungen und Erlebnissen, welche die Bürger des SED-Staates gemacht haben.

„Meine, Deine, unsere DDR“ war der Titel des Vortragsabends am Montag im vollbesetzten Café Schwesterherz in Bad Langensalza. „Wenn wir über die DDR reden, dann reden wir über die DDR, die in unseren Köpfen entstanden ist“, machte Wurschi deutlich. Daher sei die Debatte über den Staat auch 30 Jahre nach seinem Ende von vielen Missverständnissen geprägt.

Nach Meinung von Wurschi blieb die DDR ein Stück eine „Generationsrepublik. So sei etwa die „integrierte Generation“ ab 1950 geboren und von der Idee des Staates begeistert gewesen. „Das Spannende ist, dass sie später auch die Träger der Revolution waren“, so Wurschi.

Die „distanzierte Generation“, zwischen 1960 und 1975 geboren, hätte die DDR bereits differenzierter gesehen. Aber das Gemeinsame aller Generationen: Das Jahr 1989 bildete eine Zäsur.

Laut Wurschi beschreibe Studien zufolge jeder die Wahrheit aus seinem Blickwinkel. Und: Während die osteuropäischen Länder beim Vergleich zurückschauen, würden sich die Ostdeutschen immer mit den Menschen im Westen vergleichen. Dabei sei Fakt, dass rund 1400 Milliarden in den Aufbau Ost geflossen sind. Trotz gestiegener Gehälter und wachsender Wirtschaftskraft seien viele ostdeutsche Regionen durch wirtschaftliche Strukturschwäche gekennzeichnet, in denen parallel zum Rückgang der Arbeitslosigkeit die Einwohnerzahl sinkt.

Der Vortrag war Teil der Reihe „30 Jahre – Zeitenwende“, die eine Arbeitsgruppe von Kirche und Stadt ins Leben gerufen hat.

Nächste Veranstaltung: 18. Oktober, 19 Uhr, Friederiken- schlösschen, Stadtoffenes Gespräch mit Protagonisten zur Wendezeit 1989