Lengenfeld/Stein. Kosten für Lengenfelder Brücke werden auf 6,5 Millionen Euro geschätzt. Bahnhof Dingelstädt soll im Oktober mit Gastronomie starten.

Trotz vereinsinterner Querelen scheint die Eichsfelder Kanonenbahn mit ihrer Draisinenstrecke zwischen Geismar und Dingelstädt weiter auf wirtschaftlichem Erfolgskurs zu sein. Unter dem Dach des Kanonenbahnvereins in Lengenfeld erwirtschaftet die dazugehörige gemeinnützige GmbH mittlerweile einen ordentlichen Umsatz. Etwa 25.000 Fahrgäste kamen im vergangenen Jahr. Der Draisinenbetrieb brachte 360.000 Euro Umsatz, die Bewirtschaftung von Gaststätte und Ferienwohnungen am Bahnhof in Lengenfeld noch einmal 114.000 Euro, wie bei der jüngsten Mitgliederversammlung bekannt wurde.

Gegründet wurde der Verein, der heute 134 Mitglieder zählt, vor 17 Jahren mit dem Satzungsziel, die Denkmale auf der alten Kanonenbahnstrecke und vor allem das Viadukt in Lengenfeld dauerhaft zu erhalten. Mit dem Geld aus der gGmbH soll dieser Zweck erfüllt werden.

Wie und in welcher Form, darüber scheiden sich mitunter die Geister – vor allem vor dem Hintergrund jüngster Investitionen in den Bahnhof Dingelstädt, der über die Draisinenstrecke mit Lengenfeld verbunden ist.

Im Bahnhof Dingelstädt entsteht eine Einkehr für Draisinenfahrer. Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurantbetrieb sind geplant.
Im Bahnhof Dingelstädt entsteht eine Einkehr für Draisinenfahrer. Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurantbetrieb sind geplant.

Ab Oktober führt auch der Kanonenbahnradweg, der gerade fertiggestellt wird, von Lengenfeld bis Dingelstädt. Gekauft wurde der Bahnhof vom Verein für 30.000 Euro, er ist Eigentümer. Der Umbau begann im April 2018. Die bisherigen Kosten belaufen sich auf etwa 422.000 Euro. Das Geld werde nicht reichen, um das Gebäude komplett zu sanieren, erklärte Frank Schröter, Vereinsvorsitzender und Geschäftsführer in Personalunion.

Angebote zur Pacht liegen vor

Dennoch werde man versuchen, mit der Eröffnung des Radweges am 30. Oktober die untere Etage mit Gastronomie und Toiletten fertig zu haben. Ob die gGmbH das Objekt selbst betreibe oder verpachte, müsse noch entschieden werden. Angebote für die Pacht über zehn Jahre lägen bereits vor.

Radweg-Planer Zaccarias Kobold, ebenfalls Vereinsmitglied, sagte, der Kanonenbahnradweg werde am Ende etwa 6 Millionen Euro kosten, gefördert zu 90 Prozent vom Land. Kobold sieht den Dingelstädter Bahnhof als Anlaufstelle für viele Touristen, da sich hier mehrere große Radwege kreuzen. Hier könne man Geld verdienen. Aktuell fertiggestellt sind das Dach und der Anbau für die gastronomischen Räume. Fenster und Außentüren wurden erneuert. „Bei einem solchen Investitionsbedarf bleibt es nicht aus, dass man angesparte Rücklagen angreifen muss“, sagt Schröter. Denn auch in den Bahnhof in Lengenfeld seien 100.000 Euro geflossen.

Gründungsmitglied Jörg Engelmann-Bärenklau verwies angesichts der hohen Investitionen in Dingelstädt auf den Gründungszweck, die Erhaltung der Bahnstrecke und ihrer Bauwerke. Frank Schröter führt immer wieder ins Feld, mit Investitionen weitere Einnahmemöglichkeiten zu schaffen, um das Geld dafür zu erwirtschaften. In die Erhaltung des Lengenfelder Viaduktes seien 2018 rund 20.000 Euro geflossen. Die grundhafte Sanierung sei ein komplexes und sensibles Thema, das im Zusammenhang mit dem Radweg stehe. Mit dessen Fertigstellung werde es Touristen geben, die nicht, wie vorgeschrieben, am Viadukt Halt machen und dann durch den Ort fahren, vermutet Schröter. Stattdessen würden sie den kürzeren Weg über die Brücke nehmen.

Auch aus diesem Grund sei bereits vor drei Jahren der Bohlenbelag auf einer Seite komplett erneuert worden, um trotz Verbotes eine sichere Überquerung für Fußgänger zu gewährleisten. Ein 2017 angefertigtes Gutachten testiere den sicheren Zustand des Viaduktes, der auch noch einige Jahre anhalten werde – laut Schröter, ein Zeitfenster, um die generelle Sanierung einzuleiten, die dann auch Fußgängern und Radfahrern das Überqueren ermöglicht. Doch das kostet Geld, viel Geld.

Auf 6,5 Millionen Euro wurden die Kosten geschätzt, der Bohlenbelag schlage mit 10 Prozent zu Buche. Rund 600.000 Euro, die für Schröter anhand der wirtschaftlichen Entwicklung der gGmbH einen machbaren Eigenanteil innerhalb der nächsten zwei Jahre darstellen.

Es sei aber schier unrealistisch, das ganze Geld für die Sanierung selbst zu erwirtschaften, meint Wirtschaftsprüfer Ullrich Horn, der die Versammlung leitete. Der Verein hofft auf Fördermittel. Aus Sicht von Schröter sei die Politik gefragt, um dieses Projekt umsetzen zu können,

Sollte es tatsächlich irgendwann zu einer baulich bedingten Sperrung des Viaduktes kommen, ist die Gemeinde Südeichsfeld gesetzlich verpflichtet, für die Sicherung zu sorgen. Denn die damalige Gemeinde Lengenfeld unterm Stein hatte seinerzeit gebürgt, damit der Verein die Strecke erwerben konnte.

„Es kann nicht die alleinige Aufgabe der gGmbH und des Vereines sein, ein solches Projekt anzuschieben“, sagt Schröter, „da fehlen uns leider die Voraussetzungen und die dafür notwendigen Verbindungen.“

Engelmann-Bärenklau verwies jedoch darauf, dass der Verein und die gGmbH alleine diesem Zweck dienen.