Mühlhausen. Seine Heimatstadt in Thüringen ehrt den Maler Carl Gottfried Pfannschmidt mit einer großen Ausstellung. In Berlin war er einst eine große Nummer.

Das Bildnis einer jungen Frau, in Öl gemalt auf Leinwand, ihr langes dunkles Haar nach hinten gebunden und den Blick ihrer braunen Augen in die Ferne gewandt, ziert sowohl die Plakate, als auch den Katalog. Mit diesem Hingucker in Schaufenstern der Mühlhäuser Fußgängerzone machen die Mühlhäuser Museen seit Monaten schon auf die kommende Sonderausstellung im Kulturhistorischen Museum aufmerksam.

Am Donnerstag, drei Tage vor dem 200. Geburtstags des im 19. Jahrhundert berühmt gewordenen Mühlhäuser Malers Carl Gottfried Pfannschmidt, wird sie eröffnet.

Dank einer umfangreichen Spende aus dem Nachlass Pfannschmidts konnten sich die Mühlhäuser Museen für die erste Pfannschmidt-Werkschau seit 1888 aus einem eigenen Fundus aus 450 Grafiken und elf Ölgemälden bedienen. „Viele der Ausstellungsstücke sind jedoch Leihgaben“, sagt Steffi Maass. „Die umfangreichen Recherchearbeiten für diese Ausstellung begannen schon vor etwa zwei Jahren“, berichtet die Ausstellungs-Kuratorin. Der Verbleib der Werke musste vielfach ermittelt werden. Eine Foto-Dokumentation musste erst angefertigt werden. Dafür wurde der Mühlhäuser Fotograf Tino Sieland gewonnen.

Das Atelier in Charlottenburg

Zum Teil führte Sielands Fotoreise zu Zielen in näherer Umgebung: Angefangen vom Geburtshaus in Mühlhausens Linsenstraße 30 fuhr er in Thüringen zunächst über die Dörfer, hielt Pfannschmidtsche Altarbilder in den evangelischen Kirchen in Uftrungen, Thüringenhausen, Bornhagen und Großvargula fest, aber auch in Mühlhausen selbst, den „Auferstandenen Christus“. Dieses Altarbild malte Pfannschmidt 1886 für die Martinikirche. Es hat seinen Standort jetzt in der Georgikirche gefunden.

Sielands Foto-Tour führte weiter nach Berlin, Pfannschmidts Hauptwirkungsstätte, und zu zahlreichen Orten im Preußen der damaligen Zeit. Pfannschmidt studierte an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin, lernte bei dem Kunstmaler Eduard Daeges, richtete nach einem Aufenthalt in München und der ersten von vier Italienreisen sein Atelier am Luisenplatz 8 in Berlin-Charlottenburg ein und nahm in der Hauptstadt einen Lehrstuhl als Professor für Komposition und Gewandung an.

Das Mausoleum im Charlottenburger Schlosspark waren daher ebenso Sielands Haltepunkte, wie die Luisenkirche Charlottenburg, die Berliner Bartholomäuskirche und die Potsdamer Friedenskirche. Nicht erhalten blieb auf Grund der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg die Ausmalung der Vorhalle des Alten Museums auf der Berliner Museumsinsel. Vorstudien des Bildes zeigt jedoch die Mühlhäuser Ausstellung.

Ebenso ist die Lithografie „Kirchgang zur Obermarktskirche“ zu sehen. „Dieses Bild kennt jeder Mühlhäuser“, meint Steffi Maass. Das liege daran, dass Pfannschmidt zu Lebzeiten seinem Vater mehrere Drucke davon zum Verkauf überließ. Die historische Studie zeigt Sankt Marien noch mit barockem Mittelturm.

Pfannschmidt gehörte wie Wilhelm Gottlieb Tilesius, Friedrich August Stüler und Johann August Röbling zu jenen berühmten Mühlhäusern, die in Kindheit und Jugend eine zeichnerische Ausbildung genossen, die für ihr späteres Leben bedeutend war. Pfannschmidt wurde zudem von Stüler bis zu dessen Lebensende 1865 gefördert. Über Stüler schaffte er es an die Berliner Kunstakademie. Stüler vermittelte ihm auch Zeichen- und Malschüler, darunter die junge Prinzessin Victoria, die spätere deutsche Kaiserin. Und den einen oder anderen Groß-Auftrag. Während Stüler zum Beispiel das Schweriner Schloss umbaute, schuf Pfannschmidt in der dortigen Schlosskirche den Fresken-Zyklus.

Pfannschmidt starb mit 67 Jahren am 5. Juli 1887.

„Diener der Schönheit“, Eröffnung am Donnerstag, 12. September, 19.30 Uhr, Kulturhistorisches Museum Mühlhausen, Kristanplatz 7; endet am 15. Dezember