Volkenroda. Neue Ausstellung in Volkenroda: Zur Vernissage kommentieren Musik und Texte die Bilder des einstigen Kloster-Geschäftsführers Jens Wolf.

„Das Sichtbare macht uns immer so vergesslich für das Unsichtbare. Diese Welt richtet uns so ab, dass wir meinen, es gäbe keine andere.“ Diese Weisheit des italienischen Mystikers Carlo Caretto (1910 – 1988) ziert das Büchlein „Schau ich durch den Horizont“ mit Bildern von Jens Wolf und gereimten Lebenseinsichten von Hartmut Reibold. Zur Vernissage am Freitagabend sah man Wolfs Bilder und hörte Reibolds Worte.

Den musikalischen Kontext bot das Duo Rainer Schwander (Sopransaxophon) und Bernhard von der Golz (Gitarre). Mit Klängen zwischen Meditation und Tanz trafen die beiden punktgenau das Thema des Abends: der Horizont als trennend-verbindende Linie zwischen Erde und Himmel, dem rational Greifbaren und dem intuitiv sich Offenbarenden.

Erfrischende Art, Kunst zu erklären

Auf ungekünstelt-lebendige Art machte Kunstwissenschaftlerin Kristina Lohe den Gästen Lust, sich Wolfs Bildern zu nähern: „Kunst entsteht immer im Dazwischen von Werk und Betrachter.“ Will heißen: Erst, wenn das Bild auf ihn einwirkt, entsteht Kunst – ein Produkt der Wechselwirkung zwischen dem Bewusstsein des Künstlers und des Betrachters, vermittelt durch die spezifischen Mittel der Darstellung und entschlüsselt durch die bereits gespeicherten Lebenserfahrungen.

Das mag kompliziert klingen, stellt sich in der Praxis aber oft ganz leichtfüßig und lustvoll dar. Exemplarisch dafür stehen Wolfs humorvolle, aber oft auch tief philosophische Aquarelle und Acrylbilder auf grobem Büttenpapier und künstlich aufgerauten Leinwänden, oft grundiert durch hauchfeine Lasuren.

Seine Tierporträts tragen nicht selten menschliche Züge, scheinen den Dialog mit dem Betrachter zu suchen. Oft liegen ihnen geometrische Formen wie Kreis, Quadrat und Dreieck zugrunde – aber stets hintergründig genug, um die inhaltliche Aussage nicht zu übertönen.

Ungemischte Farben überlagern einander, erzeugen so klare Konturen, Licht-Schatten-Wirkungen, und schaffen die Illusion des Raums. Wolfs Kunst pendelt zwischen Gegenstand und Abstraktion, mal dem einen Pol näher, mal dem anderen ...

„Pilger I“: Eine schwarzgraue Gestalt in nächtlich-dichtem Dunkel – rötlich leuchtende, menschliche Wärme versprechende Hütten in der Ferne. Ambivalenz von Resignation und Hoffnung.

Einigen Bildern liegen, oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, christliche Motive zugrunde. So bebildert der mehr zum Abstrakten neigende Zyklus „Vom Garten zur Stadt“ den Weg vom Garten Eden zur Ewigen Stadt Jerusalem.