Mühlhausen. Mann überrascht künftige Ehefrau und Kinder bei Sonntagsausflug. Betreiber planen im Herbst Eröffnung eines weiteren Escape-Rooms.

Eine Familie, Mutter, Vater, zwei Kinder, steht ungeduldig vor einem Tresor in der Dunkelkammer eines Fotolabors. Fast eine Stunde lang sind sie Hinweisen nachgegangen, haben Rätsel gelöst, um an den Zahlencode zu gelangen. Jetzt drängt die Zeit. Es bleiben drei Minuten. Sonst ist das Spiel vorbei und was sich im Tresor verbirgt, bleibt ein Geheimnis.

Dann plötzlich lässt sich die Türe öffnen. Eine Schriftrolle kommt zu Vorschein und aus den Lautsprechern des Mühlhäuser Rätselraums am Steinweg, zu neudeutsch: Escape-Room, klingt Musik.

Schon beim Lesen der ersten Zeilen bekommt Mandy Reiße (38) aus Ulla bei Weimar feuchte Augen, kann kaum zu Ende lesen. Am Schluss steht die Frage: „Willst Du mich heiraten?“

Arztpraxis im Keller birgt gruseliges Rätsel

Mit einem lauten „Ja“ beantwortet sie die Frage, während Matthias Busch (38) seiner zukünftigen Ehefrau, die an diesem Tag auch noch Geburtstag hat, einen Ring an den Finger steckt.

Die beiden Jungs, Iyan (10) und Raphael (5), müssen nicht lange überlegen, um zu begreifen, dass es kein gewöhnlicher Sonntagausflug war, zu dem ihr Vater die Familie eingeladen hatte. „Wir sind seit über 20 Jahren zusammen“, sagt Matthias Busch. Es sei Zeit für einen Antrag gewesen und das Mühlhäuser Raumrätsel die richtige Gelegenheit, bei der seine Frau Mandy wohl am wenigsten damit gerechnet habe.

„Eine gelungene Überraschung also“, meint Daniela Hein, die Betreiberin des Escape-Rooms, als sie die beiden beglückwünscht. Für den geplanten Heiratsantrag hatte sie das Rätsel mit dem Titel „Der Fotograf“, das seit April vergangenen Jahres am Start ist, sogar etwas verändert. Es sollte weniger gruselig sein, schließlich waren die Kinder mit dabei. Außerdem spielte, als das Geheimnis schließlich gelüftet war, nicht die übliche Melodie, sondern das gemeinsame Lied von Mandy und Matthias: „Verdammt“ von Wolfgang Ziegler.

„Es ist auch für mich etwas besonderes“, sagt Fotografin Daniela Hein, die in ihrem Haus am Steinweg ein Fotostudio und eben den Rätselraum betreibt. Dutzende Teams versuchten bis heute das Rätsel innerhalb der geforderten 60 Minuten zu lösen. Die meisten schafften es. Der bisherige Rekord liegt bei 35 Minuten und 54 Sekunden.

Das Konzept sei damals eingeschlagen wie eine Bombe, die Nachfrage nach wie vor groß. Viele Besucher würden nach weiteren Rätseln fragen. Dem Interesse will die Betreiberin nachkommen. Mit den Planungen für ein weiteres Raumrätsel wurde schon kurz nach dem Start des bisherigen begonnen. Zuviel will Hein noch nicht verraten. Aber das Geschehen soll sich in einer alten Arztpraxis im Keller abspielen, bei der nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Spielen dürfen Teilnehmer ab 16 Jahren, was sicher einiges über den Gruselfaktor erzählt.

Seit Monaten laufen die Umbauarbeiten. Die Einrichtung der Praxis kommt von Flohmärkten oder über Auktionen im Internet. Sowohl im bisherigen Rätsel „Der Fotograf“, wie auch im jetzt entstehenden, für den es noch keinen Titel gibt, legen die Verantwortlichen viel wert auf die Sicherheit der Teilnehmer. Es gibt mehrere Fluchtwege und Notschalter wurden verbaut, die Türen lassen sich auch bei einem Stromausfall öffnen. Außerdem haben die Spielleiter über Videokameras immer ein Auge auf die Kandidaten – auch, um im Bedarfsfall Hinweise zur Lösung zu geben.

„Mit dem zweiten Raum können wir die Nachfrage auch von größeren Gruppen bedienen“, sagt Daniela Hein. Bis zu acht weitere Teilnehmer können dort spielen. Bisher sind es sechs. Noch im Herbst soll der neue Rätselraum eröffnet werden.