Diedorf. Kunigunde und Helmut Erdmann aus der „Krone“ können mit ihren Erlebnissen ganze Bände füllen.

Als ältester Diedorfer hat der 93-jährige Helmut Erdmann nicht nur viele aufregende und lohnende Kapitel Ortsgeschichte erlebt, sondern einige davon auch aktiv mitprägen dürfen. Dass er nun am 23. Juni mit seiner Frau Kunigunde (87) das Fest der eisernen Hochzeit begehen konnte, grenzt angesichts der tragischen Vorgeschichte beider Partner fast an ein Wunder. So hatte es den in Hüpstedt geborenen Helmut mit seinen Eltern um 1926/27 zunächst wieder nach Langula, den Heimatort des Vaters, gezogen. Zwei Jahre später folgten die Eltern dem Ruf, die Gaststätte des Großvaters „Zur Krone“ in Diedorf zu übernehmen.

Die bis dahin recht unbeschwerte Kindheit und Jugend endete für die damals zwölfjährige Kunigunde und ihre drei Geschwister im Sommer 1944, als die Nachricht über ihren in Russland gefallenen Vater Alfons Groß die Familie ereilte. Auch dessen Brüder Aloys, Paul und Josef mussten einen sinnlosen Tod in dem von den Nazis angezettelten Krieg sterben.

Mit gerade einmal 18 Jahren wäre es Helmut Erdmann um Haaresbreite ebenso ergangen, als er ab Februar 1944 gleich dreimal schwer verwundet worden war. „Ich habe fast die ganze Nacht gelegen, ehe Hilfe kam“, erinnert er sich als einer der beiden letzten noch lebenden Kriegsteilnehmer von Diedorf an den bis dahin schlimmsten Tag seines jungen Lebens. Was hätten sich die Großmutter Wilhelmine in Langula und die Familie in Diedorf aber gefreut, als sie ihren gesundheitlich angeschlagenen Helmut im Juni 1945 wieder in die Arme schließen konnten. Auch der amerikanische Kommandant von Diedorf zollte dem 19-Jährigen seine Anerkennung, dass er sich mit weiteren Kameraden zum größten Teil zu Fuß von Wien aus in die Heimat durchschlug. Weil der ehemalige Wehrmachtsoldat aber keine Papiere hatte, musste er sich in Mühlhausen melden, kam ins Gefängnis und in verschiedene Gefangenenlager. Erst im Frühjahr 1946 war für ihn der Krieg endgültig vorbei, ehe ihm der Bürgermeister von Geismar mit einem gefälschten Personalausweis den Weg gegenüber den Russen und dann nach Hause ebnete.

Um 1950 hat es zwischen Kunigunde aus der Spulerei und Näherei in der Strumpfwarenfabrik und dem ebenfalls dort arbeitenden Helmut gefunkt. Von 1962 bis 1992 führte das Paar die Gaststätte „Zur Krone“, wo am Sonntag auch die Feier mit den Familien ihrer drei Söhne, fünf Enkel und zwei Urenkel sowie weiteren Gästen abgehalten wurde. Im nächsten Jahr freut sich das Jubelpaar auf das 70-jährige Kirmesplatzmeister-Jubiläum.