Mühlhausen. Mario Koch ist zweiter Geschäftsführer auf dem Hof. Biologische Landwirtschaft ist für Senior-Chef Friedhelm Feindt eine Lebenseinstellung

Nach 28 Jahren als Geschäftsführer auf Gut Sambach will sich Friedhelm Feindt langsam zur Ruhe setzen. Der heute 74-Jährige hat den einzigen Demeter-zertifizierten Landwirtschaftsbetrieb im Unstrut-Hainich-Kreis nach der Wende aufgebaut. Ein hartes Stück Arbeit, wie er selbst sagt.

Seit Anfang Juli steht ihm nun Mario Koch als zweiter Geschäftsführer zur Seite. Der 43-Jährige ist gelernter Metzgermeister, Fleischereitechniker und Diplom-Fleischsommelier. Bevor er nach Sambach kam, arbeitete Koch für eine Biomarkt-Kette. Von ökologischer Landwirtschaft ist er überzeugt, hat zu Hause bei Weimar einen eigenen kleinen Betrieb.

Mit der Übernahme des Hofes in Mühlhausen geht Koch in Sachen Bio noch einen Schritt weiter. Denn dort gehen die Anforderungen an Tierhaltung und Ackerbau weit über die europäische Bio-Verordnung hinaus. Demeter-Betriebe wie Gut Sambach setzen auf eine biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. „Das ist ein gesamtheitliches Konzept“, sagt Koch. Für ihn war genau das der Grund, nach Mühlhausen zu kommen.

Alle Produkte werden auf dem Hof verarbeitet

Genauso wie für den neuen Geschäftsführer ist auch für Friedhelm Feindt das Demeter-Zertifikat nicht nur eine spezielle Form der Landwirtschaft, sondern eine Lebenseinstellung. Für den Geschäftsführer stehen Natur und Tierwohl an erster Stelle. Kein chemischer Pflanzenschutz oder Dünger, keine Futterzusätze, keine Tiertransporte. „Alles bleibt auf dem Hof“, so Feindt.

Tiere dürfen auf dem Gut ohne Stress aufwachsen. So werden zum Beispiel die Kälber nach der Geburt nicht von ihren Müttern getrennt oder mit der Flasche gefüttert, , wie es auf vielen anderen Bauernhöfen üblich ist. Die Jungtiere können sich in den ersten drei Lebensmonaten frei auf dem Gelände bewegen und auch nach der Mutterstube auf Sambach bleiben.

Hat eine Kuh besonders gute Arbeit geleistet – viele Kälber bekommen und gute Milch gegeben – hat sie auf dem Hof die Chance auf ihr Gnadenbrot, verrät Friedhelm Feindt. „Nicht nur der Nutzen sollte im Vordergrund stehen. Man sollte auch auf das Seelenempfinden der Tiere eingehen.“

Fleisch, Milch, Getreide, Obst und Gemüse werden auf dem Hof verarbeitet. Von der hauseigenen Metzgerei, Käserei oder Backstube gehen die Produkte in den Hofladen, ins Hofcafé oder werden auf den Wochenmärkten in der Region verkauft.

Viehhaltung und Feldbewirtschaftung sind auf Gut Sambach so aufeinander abgestimmt, dass nachhaltig produziert werden kann, sagt Mario Koch. Die Tiere bekommen nur das eigene, unbehandelte Getreide zu Fressen. Wiederum werden die Flächen durch Weidehaltung belebt – sogar die Schweine verbringen die Sommermonate draußen auf der Wiese.

Koch möchte die Strukturen des Biobetriebs weiterentwickeln, will die verarbeiteten Produkte künftig auch an selbstständige Fachmärkte verkaufen. Bei der Planung wird Koch vorläufig noch von Friedhelm Feindt unterstützt. „Er wird immer der kreative Kopf des Betriebs bleiben“, meint der Junior-Geschäftsführer.

Feindt will es in Zukunft aber etwas entspannter angehen lassen. Ganz aufhören, das kommt für den 74-Jährigen allerdings vorläufig nicht in Frage. Wann genau er die Zügel ganz aus der Hand geben wird, steht noch nicht fest. Dass er nun aber „den ganzen Bürokram“ abgeben kann, darüber ist Feindt froh.

Vor allem seiner Lieblingsbeschäftigung will er, jetzt, da er mehr Freizeit hat, weiter nachgehen: Mit dem Mähdrescher aufs Feld fahren.