Mühlhausen. Pflegedienst in der Mühlhäuser Karl-Liebknecht-Straße ist immer wieder Ziel von Diebstahl und Sachbeschädigung. Chef glaubt nicht an Zufall

Anschlag oder nur Pech gehabt? Heinz-Jürgen Keil (42) glaubt an Ersteres. Seine Pflegedienstfirma Hero, die in der Karl-Liebknecht-Straße in Mühlhausen zu finden ist, war in den vergangenen Jahren schon mehrfach Ziel von Kriminellen.

Zu Jahresbeginn 2016 wurde das Unternehmen gegründet. Wenige Monate später war bereits zweimal eingebrochen. Das Gelände liegt abseits der Straßen im Bahnhofsviertel, auf einem großen Innenhof, den mehrere Firmen nutzen. Die Handkasse wurde gestohlen, Computer, I-Pads. Der Schrank, in dem sich die Fahrzeugschlüssel befinden, wurde aufgebrochen, Schlüssel geklaut.

Im Herbst 2017 verschwanden vom Hof drei Autos. Eines fand die Polizei in der Stadt wieder, ein anderes bei einer Autoverwertung, das dritte bei Marolterode in einem Straßengraben. Der Täter floh nach Issersheilingen, wo er ein Umzugsauto klaute. Nur dieser Fall wurde letztlich von der Polizei aufgeklärt

Im Juni gingen die Angriffe weiter. Einem Auto des Pflegedienstes, das in der Jüdenstraße stand, wurde über Nacht die Scheibe zertrümmert. Zwei Tage danach zerstachen Ganoven von zwei Autos je einen Reifen.

An Zufall glaubt Keil nicht. Seine Firma bleibt auf den Kosten sitzen, mehr noch sind es die Klienten. So wie bei der Attacke auf den Medikamentenschrank. „Wir müssen bei den Ärzten frisch die Rezepte ausstellen lassen für die fehlenden Medikamente, zur Apotheke, zur Krankenkasse und sind bei manchem Rezept auf den Kosten sitzen geblieben, weil die Kassen mit dem Satz ‚Dafür haben wir gerade erst bezahlt‘ die Kostenübernahme abgelehnt haben.“

Versorgung von Klienten gefährdet

Auch die Reifenstecher haben, so sagt Keil, die Gesundheit der Klienten aufs Spiel gesetzt. Es sei nur einem Zufall zu verdanken, dass an jenem Freitagmorgen Ende Juni alle Mitarbeiter mit eigenen Autos zu Arbeit gekommen waren. Ansonsten hätten einige der pflegebedürftigen Damen und Herren nicht angefahren werden können. Etwa 15 bis 20 Menschen werden von jedem Auto an einem Vormittag angefahren. „Eine Insulinspritze nicht zu geben, weil ein Fahrzeug nicht rausfahren kann, das könnte gravierende Folgen haben“, meint Altenpflegehelferin Anett Schwarzkopf.

Keil sagt: „Es ist ein Angriff auf unsere 170 Klienten. Natürlich schaden die Kriminellen uns, aber sie schaden in erster Linie den Hilfsbedürftigen.“

Das Unternehmen zählt derzeit 80 Mitarbeiter, betreut Klienten rund um Mühlhausen in deren häuslichem Umfeld, im Waldfrieden und in einer Wohngemeinschaft für Intensivpflege in der Schadebergstraße.