Obermehler. Nach zwei mutmaßlichen sexuellen Übergriffen auf eine 16- und eine 22-Jährige beim BMW-Treffen in Obermehler (Unstrut-Hainich-Kreis) ermittelt die Polizei wegen Vergewaltigungsvorwürfen.

Ein Autotreffen läuft aus dem Ruder. Zwei mutmaßliche Vergewaltigungen, diverse Auseinandersetzungen und haufenweise Unfälle, die als solche nicht bezeichnet werden dürfen. Die Polizei spricht in ihrer Bilanz vom Sonntag „von einem überwiegend friedlichen Verlauf“. Am Montag rudert eine Sprecherin der Landespolizeiinspektion Nordhausen, die für die Ermittlungen zuständig ist, aber angesichts der schweren Straftaten, für die es Anfangsverdachte gebe, auf Anfrage dieser Zeitung zurück: „Das war eine unglückliche Formulierung.“

Denn die Kripo hat nach dem Treffen mit 13.000 Teilnehmern einige Aufklärungsarbeit zu leisten. Vor allem die beiden mutmaßlichen Vergewaltigungen befassen die Ermittler.

In einem Fall soll ein 20-Jähriger eine 22-Jährige sexuell belästigt haben. Ob es tatsächlich zu einer Vergewaltigung kam, das sei Teil der noch zu führenden Ermittlungen. Es gebe mehrere Zeugen, die noch befragt werden müssen.

Der zweite Fall beschäftigt sich mit einem 16-jährigen Opfer, das in einem Zelt Geschlechtsverkehr mit einem 18-jährigen gehabt haben soll. Nach Informationen dieser Zeitung kam der Freund der 16-Jährigen dazu. Die wiederum habe sodann, heißt es aus Ermittlerkreisen, erklärt, dass der Verkehr gegen ihren Willen geschehen sei. Der Verdacht der Vergewaltigung steht nach wie vor im Raum. „Wir ermitteln weiter“, sagt die Polizeisprecherin, die sich nicht zu Details äußern will. Das in beiden Fällen Alkohol im Spiel gewesen ist, bestätigt sie.

Veranstalter: Mutmaßliche Vergewaltigungen vor Ort als Missverständnisse geklärt

Die Veranstalter des Treffens hatten schon am Sonntagabend mit einer eigenen Mitteilung versucht, das Thema zu beruhigen. „Die mutmaßlichen Vergewaltigungen auf dem Veranstaltungsgelände wurden noch auf dem Gelände und während der Veranstaltung aufgeklärt und stellten sich als Missverständnisse der beteiligten Parteien heraus. Es gab folglich weder Vergewaltigungen noch Sexualdelikte auf dieser Veranstaltung“, heißt in dem Online veröffentlichten Beitrag. Auf Nachfragen dazu reagierte der Veranstalter bis dato nicht.

Bis zu 1500 Personen an Auseindersetzung beteiligt

Neben den aufwendigen Ermittlungen zu den Sexualdelikten befasst sich die Polizei mit einer Auseinandersetzung, bei der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes durch einen Pfefferspray-Angriff verletzt wurden. Daran sollen zeitweise bis zu 1500 Personen beteiligt gewesen sein, weshalb zusätzliche Kräfte der Polizei aus Weimar nach Obermehler beordert wurden. Als die eintrafen hatte sich die Lage zwar beruhigt, Personalien konnten aber dennoch festgestellt werden. Der Veranstalter bestätigt in seiner verbreiteten Meldung, dass die „entsprechenden Parteien identifiziert“ worden seien und von zukünftigen Veranstaltungen ausgeschlossen wurden.

Zu den offiziell bekannten Delikten treibt die Polizei bei dem Treffen vor allem um, dass der Veranstaltungsplatz kein öffentlicher Verkehrsraum ist. Deshalb können Alkoholfahrten nicht geahndet werden und haben Unfälle, die dort verursacht werden, keine strafrechtlichen Folgen. Auch in diesem Jahr soll es wieder zu zahlreichen Unfällen gekommen sein, weil sich Besucher nicht an das vom Veranstalter verhängte Fahrverbot gehalten haben. Es gebe, heißt es von der Polizei, Überlegungen, das Veranstaltungsgelände im nächsten Jahr als öffentlichen Verkehrsraum zu betrachten, damit Fahrten unter Alkohol und Drogen auch sanktioniert werden können. In die Überlegungen sei auch die Staatsanwaltschaft Mühlhausen eingebunden.

Gemischte Bilanz zum BMW-Treff - Polizei ermittelt zu Übergriffen

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