Mühlhausen. Pfarrer Tobias Krüger aus Mühlhausen im Gespräch zum ersten gemeinsamen Gemeindekirchenrat und der großen Kirchgemeinde

Erstmals wählen Mühlhausens evangelische Christen am letzten Oktobersonntag, dem Tag der Landtagswahl, einen gemeinsamen Gemeindekirchenrat. Um die zehn Plätze gibt es zwölf Bewerber. Gewählt wird im Haus der Kirche. Wir sprachen mit Tobias Krüger darüber, dem geschäftsführenden Pfarrer des evangelischen Kirchspiels Mühlhausen.

Wie schwierig war es, Menschen zu finden, die für die Aufgabe eines Mitgliedes im neuen, nun viel größeren Gemeindekirchenrat kandidieren?

Es war gar nicht zu schwer. Wir hatten schnell 13 potenzielle Bewerber zusammen, einer ist abgesprungen. So sind es nun zwölf, die sich um die zehn Plätze bewerben.

Wie verteilen die sich auf die aktuell vier Kirchgemeinden in der Mühlhäuser Kernstadt?

Darauf schauen wir gar nicht. Was ihren Wohnort angeht, sind sie über die Stadt proportional gut verteilt. Wichtig ist, dass sie sich für die neue, große Kirchgemeinde einsetzen und nicht nur für ihre angestammte, dass sie den neuen Weg gehen wollen.

Was ändert sich mit der Gründung der großen Kirchgemeinde zum 1. Januar?

Das ist erst einmal ein juristischer Schritt. Wir sind ja schon ein paar Jahre auf dem Weg dorthin. Es wird nicht mit einem Schlag alles neu; es ist ein Prozess, der mal schneller und mal schleichender vonstatten geht. Erstmal ändert sich nicht viel mehr als der Briefkopf und der Stempel.

Was wird aus den Mitarbeitern, den Pfarrern, den Gemeindepädagogen, dem Kirchenmusiker?

An den Rahmenbedingungen ändert sich nichts. Wir sind für die 5500 evangelischen Christen an den Stellenplan gebunden. Wir können gar nichts ändern, das ist Angelegenheit des Kirchenkreises, nicht einer Kirchgemeinde, so groß sie auch ist.

Gibt es Gegenwind auf diesem Weg zur großen Mühlhäuser Gemeinde?

Natürlich, den gibt es. Ich merke ganz deutlich, dass den Menschen Veränderung auch weh tut. Es gibt Leute, die sind in dieser Frage ängstlich. Wir müssen aber größer denken und beweglicher sein, die alten Schienen verlassen und uns der Frage stellen: Was macht für uns eine lebendige Kirche aus.

Angesichts des spürbaren Gegenwindes – wie gehen Sie persönlich in die kommenden Wochen?

Sehr euphorisch, motiviert, aber auch mit einer Portion Skepsis, das will ich nicht verschweigen.

Was war der Anlass für die Veränderung, die Bildung der großen Kirchgemeinde?

Es gab keinen äußeren Druck. Wir wollten in einer Zeit handeln, in der es uns noch möglich ist, wo noch Luft ist. Wir wollen attraktiver werden und neue Themen besetzen und unsere Angebote allen Christen der Stadt öffnen.

Aber man kann doch jetzt schon mal den einen und mal den anderen Gottesdienst der Nachbargemeinde besuchen.

Natürlich kann man das. Aber es gibt bei vielen Schranken in den Köpfen. Wir haben im Februar in der Kirchgemeinde Petri einen super Valentinsabend vorbereitet. In den Tagen davor wurde ich gefragt: Dürfen wir da auch kommen, wir sind doch aus einer anderen Gemeinde? Oder es ist die Gastgebergemeinde, die einen Neuling anschaut und tuschelt: Was will denn er, er ist doch gar nicht von uns hier. Trotz aller Gemeinsamkeit wird es weiter die Arbeit in den, wie ich sage, Sprengeln geben.

Vor einigen Monaten haben Sie gesagt, dass Sie sich gut auch einen zentralen Gottesdienst in der Kirche Divi Blasii vorstellen können. Was ist aus der Idee geworden?

Wir haben sie fallengelassen. Wir haben aus den Diskussionen in den vergangenen Wochen gelernt. Darüber, wie es mit den Gottesdiensten weitergeht, wollen wir in einer Diskussionsrunde am 21. Oktober reden. Es gibt bereits Ideen einer Arbeitsgruppe aus Haupt- und Ehrenamtlichen, die in dieser Hinsicht vorgedacht hat. Aber es soll ein dialogischer Prozess werden.

Haben Sie schon Pläne, wie man die Geburt der neuen Kirchgemeinde begehen will?

Wenn sich etwas ändert, muss das auch sichtbar sein. Am 31. Dezember oder am 1. Januar zu feiern, ist sicher schwierig. Da sind alle anderweitig beschäftigt. Aber wir werden einen Weg finden.