Mühlhausen. Pfarrer Teja Begrich verweist beim Pogromgedenken in der Mühlhäuser Synagoge auf die aktuellen Fälle von Antisemitismus.

Mehr als 100 Menschen gedachten am Samstagabend der Opfer der Pogrome vom November 1938 – auf dem jüdischen Friedhof und auf dem Kristanplatz. Am 9. November 1938 wurde in Mühlhausen die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört, 31 jüdische Männer wurden verhaftet und in die Turnhalle des damaligen Fritz-Sauckel-Hauses, die heutige Turnhalle am Kristanplatz gebracht. Von dort wurden sie auf Lastwagen in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. 1943 gab es keine jüdischen Einwohner mehr in der Stadt Mühlhausen.

Pfarrer Teja Begrich, zugleich der Beauftragte der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland für den Christlich-Jüdischen Dialog, nutzte die Andacht in der Synagoge zu eindringlichen Worten: „Wir sind nicht hier wegen der Vergangenheit; wir sind hier wegen der Gegenwart.“ Begrich mahnte vor dem Antisemitismus, der in der Gesellschaft festsitze, auch unter Christen angesichts einer Jahrhunderte währenden christlichen Judenfeindschaft. „Augenscheinlich haben wir in Deutschland ein Problem“, meinte er nicht zuletzt wegen des Anschlags vom 9. Oktober in Halle und der im Wahlkampf mit antisemitischen Parolen verschmierten Wahlplakate des Mühlhäusers Oleg Shevchenko, der der jüdischen Landesgemeinde angehört.