Landkreis. Regionalmanagement gibt eine tiefgreifende Untersuchung in Auftrag. Ziel: Erhalt und Konsolidierung der Flächen im ländlichen Raum.

Welche Gewerbegebiete gibt es im Unstrut-Hainich-Kreis? Welchen Flächenbedarf und welche Perspektiven haben die Betriebe dort? Was wird aus Gewerbe-Brachflächen? Bisher gibt es auf solche Fragen nirgendwo fundierte Antworten. Das soll sich ändern. Das Regionalmanagement Nordthüringen hat nun für den Unstrut-Hainich-, den Kyffhäuserkreis und Kreis Nordhausen eine Gewerbeflächenentwicklungskonzept (GEK) in Auftrag gegeben.

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ostthüringen (WFG) wird dazu in den kommenden Monaten alle Gemeinden befragen, bestehende Gewerbegebiete eingehend analysieren und daraus ableiten, wie sie sich bedarfsgerecht entwickeln können und dabei zudem von erhöhten Fördermitteln profitieren.

Zum Auftakt stellten Vertreter der WFG in der jüngsten Dienstberatung des Landrats mit den Bürgermeistern sich und ihre Vorgehensweise vor. Geschäftsführer Jürgen Kepke hat den großen Hut auf, Michael Wolf ist für das Gesamtprojekt Nordthüringen zuständig und Carolin Bürger Ansprechpartnerin für den Unstrut-Hainich-Kreis. Im Fokus stehen Gewerbeflächen, die größer als zwei Hektar sind, sagte Wolf. Kleinere könnten aber im Einzelfall einbezogen werden.

Zunächst sollen die Gemeinden Fragebögen zum Thema ausfüllen. Dann folgen Gespräche in den Kommunen. Aus den Daten erarbeitet die WFG detaillierte Steckbriefe für jedes Gebiet. Sie listen den Stand auf, von der Belegung der Flächen über die Besitzverhältnisse, Altlasten, planerische Vorgaben und die gesamte Infrastruktur.

Grundlage für Fördermittel

Einbezogen werden auch Arbeitsmarktdaten, Pendlerströme und mögliche Erweiterungsflächen. Am Ende folgt ein Ausblick, wie es mit der Fläche weitergehen kann. Nötig ist diese Analyse, um für die Entwicklung der Gebiete Fördermittel zu bekommen. Während es heute nur noch 60 Prozent Förderung gibt, könnten es mit der fundierten Grundlage eines GEK 75 Prozent sein, bei Brachflächen bis zu 90, sagte Kepke.

Dabei gehe es weniger darum, völlig neue Gebiete zu erschließen, so Michael Wolf. Die würden ohnehin nur noch in Grund- und Mittelzentren genehmigt. Aber der Bestand müsse gepflegt und am Ort gehalten werden, Defizite beseitigt und Brachen sinnvoll genutzt werden. Seit der Wende ist dabei, ähnlich wie bei Neubaugebieten, auch im Unstrut-Hainich-Kreis ein ziemlicher Flickenteppich gewachsen, besonders in kleinen Gemeinden.

Manche Betriebe bräuchten zum Beispiel Erweiterungsperspektiven. Bekämen sie die nicht, würden sie wegziehen. „Manchmal muss nur die Infrastruktur auf neuen Stand gebracht werden, zum Beispiel das Abwassersystem, manchmal braucht ein Betrieb mehr Fläche direkt am bestehenden Gelände“, nannte Wolf Beispiele. Dann seien Erweiterungen auch in kleineren Orten möglich.

Mit dem Projekt solle auch der ländliche Raum stabilisiert werden, sagte Landrat Harald Zanker (SPD). Gleichzeitig eröffneten sich Chancen für Altstandorte wie etwa den Flugplatz Obermehler, ehemalige LPG-Liegenschaften oder von alters her ungeordnete Flächen.

Die WFG-Vertreter appellierten an die Bürgermeister, sich aktiv an dem Prozess zu beteiligen: „Wirtschaftsförderung ist Chefsache!“ Immerhin gebe es nun die Chance, kostenlos an Konzepte für ihre Gewerbeflächen zu kommen und attraktive Fördertöpfe anzuzapfen.

Bis Juni 2020 soll die Analyse abgeschlossen werden, im Oktober dann der Abschlussbericht vorliegen. Aber schon Ende dieses Jahres gebe es einen Zwischenbericht, so die WFG-Vertreter. Bis dahin soll mit jeder Kommune im Kreis gesprochen worden sein.

Wer setze die Prioritäten, welche Kommune als erstes drankomme, lautet eine Frage aus der Runde: „Die Prioritäten setzen sie selber“, so Kepke. Zum einen würden die Gemeinden am schnellsten analysiert, die sich schnell melden. Dann werde der Kreistag das Entwicklungskonzept beschließen. Und das Land entscheide, wer Fördermittel bekomme.