Bad Langensalza. Das Stadtentwicklungskonzept Bad Langensalza (3) Für die Zukunft empfohlen: Innenentwicklung vor Außenentwicklung

Wo liegen die Stärken der Stadt Bad Langensalza, wo hat sie ihre Schwächen, wo liegen Chancen und Risiken? Und was folgt daraus für die nächsten 15 Jahre? Auch darauf gibt das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) Auskunft, das unsere Zeitung in mehreren Beiträgen vorstellt. Zur Erstellung dieses Konzepts und um die Schwerpunkte der Stadtentwicklung feszulegen, gab es ein mehrstufiges Verfahren, an dem 2017 und 2018 Interessensgruppen, der Stadtrat, die Ortsteilbürgermeister und per Internet-Befragung auch die Bürger beteiligt wurden.

Für die Ortsteile wurden dabei besonders die ruhige, naturnahe Wohnlage und die ortsnahe Kinder- und schulische Betreuung hervorgehoben, wie auch das rege Vereinsleben und die Angebote der Kirchgemeinden. Als Schwächen genannt wurde der Sanierungsstau, vor allem an öffentlichen Gebäuden wie etwa Bürgerhäusern und Spielplätzen, das geringe Arbeitsplatzangebot, das Leerstandsrisiko vor allem in den Ortskernen – das aktuell aber noch nicht akut sei – und teils mangelnde Erschließung, wie es im Isek heißt.

Angestrebt werden müssen unter anderem eine bessere Anbindung der Ortsteile an den Nahverkehr, der Ausbau der Wegeverbindungen zwischen den Orten, mehr Angebote von Waren des täglichen Bedarfs, der Ausbau des Breitbandnetzes, Abriss von „Schrottimmobilen“, die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum und die bedarfsgerechte Ausweisung von Bauflächen.

Bei der Bürgerbefragung für die Gesamtstadt – die allerdings nur 134 vollständig ausgefüllte Fragebogen verzeichnete – ergaben sich folgende kritischen Punkte: „Zu wenig Mietwohnungen, zu wenig Bauplätze, zu wenig altengerechte Wohnungen.“ Der Branchenmix in der Stadt wird als unzureichend angesehen, die Beratung von ansiedlungswilligen Gewerbetreibenden durch die Stadt wurde ebenfalls als nicht ausreichend bewertet.

Kritisiert wurden weiter die Parkplatzsituation in der Innenstadt und das Radwegenetz. Die Teilnehmer sahen außerdem „große Defizite in der medizinischen Versorgung“, die Vereinslandschaft werde „ungenügend unterstützt“ und der Leistungssport benötige bessere Bedingungen. In diesem Punkt ist mit der laufenden Sanierung des Stadions und der Salza-Halle deutlich Besserung in Sicht.

Alle im Beteiligungsprozess eingegangenen Hinweise münden im Isek in einer umfassenden Stärken-Schwächen-Analyse. Gelobt werden dabei unter anderem die attraktive Altstadt, die engagierten Bürger, die Mischung aus Stadt und ländlichen Orten, die Attraktivität für Touristen und Kurgäste, die solide Wirtschaftsbasis und gute Verkehrsanbindung sowie die Betreuungs- und Bildungsgebote.

Als Schwächen gesehen werden zum Beispiel das „Verharren im status quo“, nach wie vor ein Sanierungsstau, ungenügendes Standortmarketing und die zu geringe touristische Vernetzung innerhalb der Region.

Chancen gesehen werden laut Isek im Zuzug, der Neuansiedlung von Gewerbe, im Ausbau von Kur und Tourismus und die überdurchschnittliche medizinische Versorgung durch Kur- und Rehaeinrichtungen sowie lokale Praxen.

Konkurrenz mit anderen Städten um Zuzügler

Auch die Risiken für die Stadtentwicklung werden benannt: Die Konkurrenz um Zuzügler mit anderen Städten, die Überalterung der Bevölkerung und zunehmender Leerstand, ein Stillstand der Sanierungen sowie Nachwuchsprobleme etwa bei Ärzten, aber auch im Brand- und Katastrophenschutz.

All den genannten Punkten will die Stadt laut Isek begegnen, das deshalb auch entsprechende Strategien vorschlägt.

So müsse sich die Bad Langensalza deutlicher als Kur-, Kultur- und Tourismus-Standort profilieren. Stärkung und Ausbau der Freizeit- und Tourismusfunktionen werden gar als „wesentliches Entwicklungsziel“ bezeichnet. Zudem müsse sich die Stadt mehr als „attraktiver Ort für Wohnen, Arbeiten und Leben in allen Lebensphasen“ präsentieren.

So könne sie dank der Nähe zur Erfurt auch attraktiv werden für junge Firmengründer und Kreative. Um für Zuzügler attraktiv zu sein, soll sich Bad Langensalza nicht nur als „Mit-Mach-Stadt“ weiter entwickeln, sondern brauche auch eine „aktive, aufgeschlossene und inklusive Bürgerschaft“.

Eindeutig empfiehlt das Konzept auch die Schaffung eines „Citymanagers“ , insbesondere für die weiter Entwicklung der Innenstadt. Tourismus und Kur seien ebenfalls in einem „schlagfertigen Gesamtmanagement zu vernetzen“ , um die Stadt besser zu vermarkten.

Neue Gewerbe- und Wohnbauflächen seien ebenso nötig wie „die Bestandssanierung als auch die Nachverdichtung“ in der Innenstadt.

Der Ausbau des Radwegenetzes ist ein weitere Ziel, das im Isek als besonderer Schwerpunkt festgeschrieben ist. Das gelte auch insbesondere für die Verbindung in die Ortsteile und die umliegende Natur.

Ebenso angestrebt werde der Ausbau und die Optimierung des Bus-Netzes. Die Grün- und Freiflächen sollen, trotz der vorhandenen „Vielzahl hochwertiger wohnortnaher Angebote noch ausgebaut werden. Dabei könne etwa der ehemalige Steinbruch an der Milchgasse eine Rolle spielen.

Bei all dem gelte für die Stadt aber das Prinzip „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“, vor allem mit Blick auf die Bereiche Wohnen und Versorgung. Das heiße auch, dass sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortsteilen „die Siedlungskerne als wesentliche Entwicklungsschwerpunkte benannt werden.“