Eisenach. Johanna und Helmut Pleyer lernten sich in der Straßenbahn kennen.

Vor 60 Jahren gaben sich Johanna und Helmut Pleyer in Eisenach das Jawort. Zwei Tage später folgte die kirchliche Trauung in Erfurt. Das tat das Lehrer-Paar vorsätzlich abseits von Eisenach. Im Gegensatz zur Verlobung im Dezember 1958 war die Hochzeitsfeier „sehr bescheiden“, erinnert sich die 79-Jährige Frau Pleyer. Die Mutter des Bräutigams konnte nicht kommen, da sie arbeiten musste, berichtet das Paar.

Damals kauften sie ein Los von einem Losverkäufer, bei dem sie eine Mark gewannen. „Ich habe die Mark in die Tasche meines Hochzeitsanzuges gesteckt und trage sie seitdem immer bei mir“, erzählt der 81-Jährige und holt die Münze aus seinem Jackett.

Die Kindheit der Eheleute hätte unterschiedlicher nicht sein können. Die gebürtige Eisenacherin wuchs in einem Siedlungshaus auf und hatte eine schöne Kindheit. „Wir mussten nie Hunger leiden“ – im Gegensatz zu ihrem Ehemann, der in Eger (Tschechoslowakei) geboren und aufgewachsen ist. Bis zu seinem achten Lebensjahr erlebte er die Zerstörungen des Krieges mit. Nach der Umsiedlung der Familie 1946 führte sein Weg über Ruhla nach Eisenach.

„Zum Glück gab es damals noch die Straßenbahn“, sagt die Ehefrau. Denn dort lernten sich die beiden 1958 kennen. Sie kontrollierte die Fahrscheine, er war regelmäßig Fahrgast – aber ohne Fahrschein. Nach einigen Verabredungen folgte schnell die Hochzeit. Somit hatten sie nach ihrer Ausbildung am Institut für Lehrerbildung einen Anspruch auf eine gemeinsame Wohnung. Diese lag im Eichsfeld, doch beide behielten den Wunsch, nach Eisenach zurückzukehren. Schließlich unterrichteten sie über 30 Jahre an der Geschwister-Scholl-Schule.

Ein Geheimnis für ihre langjährige Ehe haben die beiden nicht. „Es kam auch bei Ungereimtheiten nie der Gedanke auf, dass wir uns trennen würden.“

Den Jubiläumstag begingen sie mit ihren beiden Kindern und dort, wo sie schon vor 60 Jahren ihre Hochzeit feierten: im Thüringer Hof in Eisenach.