Eisenach. In Eisenach gründet sich eine Jugendberufsagentur – ein Arbeitsbündnis vier wichtiger Akteure.

Roland Mahler vom Jobcenter Eisenach sagt klar: Es gibt junge Menschen, die existieren auf dem Arbeitsmarkt nicht. Sie erhalten keine Sozialleistungen des Jobcenters, sind nicht registriert. Doch es ist sein Wille, auch diese Orientierungslosen zu erreichen, um ihnen eine Perspektive aufzuzeigen. Auch dabei soll der Aufbau der neuen Jugendberufsagentur helfen, die gestern mit den Unterschriften der Gründungsmitglieder besiegelt wurde. Stadt, Schulamt, Arbeitsagentur und Jobcenter wollen stärker kooperieren, um den Übergang junger Menschen von der Schule in die Berufswelt besser begleiten zu können.

Diese Jugendberufsagentur ist keine neue Erfindung, klärt Arbeitsagenturchef Wolfgang Gold am Donnerstag auf. Roland Mahler vom Jobcenter ergänzt, dass es seit 2016 bereits eine enge Kooperation zwischen Stadt und Jobcenter gibt, um vor allem sozial benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene dabei zu unterstützen, den richtigen Beruf zu finden, aber auch, um manchmal erst einmal zu lernen, dass man mit eigener Kraft über einen Job Geld zum Leben verdient. Mahler kennt aus seiner Arbeit viele Familienbiografien, wo Generationen nur von Stütze, also Hartz IV leben, weil sie es ja von Eltern nicht anders vorgelebt bekommen haben.

Auch für sie seien Programm entwickelt, damit sie lernen, was ein geregelter Tagesablauf heißt und wie man mit eigener Arbeit etwas Essen auf den Tisch bekommt, meint der Jobcenter-Chef. 23 Gruppen derzeit betreue seine Einrichtung.

Fast 30 Prozent haben noch keine Berufsidee

Die neue Jugendberufsagentur soll noch mehr Orientierung und Unterstützung bieten. Lehrer, die Probleme bei Schülern bemerken, sollen Ansprechpartner bei Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt bekommen, um hier schon mit Hilfen für ihre Schüler da sein zu können. Eine Jugendbefragung der Stadt 2018 habe gezeigt, dass Schüler der 5. bis 11. Klassen in Eisenacher Schulen auf die Frage, was ihnen am meisten Sorge bereitet, erklärten, neben der Versagensangst in der Schule Sorge um die eigene berufliche Zukunft zu haben. 26,9 Prozent der rund 1200 Befragten gaben zudem an, nicht zu wissen, was sie nach der Schule machen wollen.

Was die Jugendberufsagentur besonders ausmacht ist, dass ihre Angebote grundsätzlich für alle Jugendlichen offen sind, die vier Partner sich jedoch auf bestimmte Zielgruppen konzentrieren werden. Gold argumentiert: „Dieses Zusammenführen geballter Kompetenzen, nun auch mit dem Partner Schulamt, wird uns neue Wege beim Begleiten der Jugendlichen eröffnen. Wolfram Abbé vom Staatlichen Schulamt ergänzt ebenso wie Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke), dass sie Fälle kennen, in denen sich Schüler im sogenannten „Behördendschungel“ verlaufen haben. Auch dies wolle man mit der gemeinsamen Arbeit so oft wie möglich verhindern. Wenn es trotzdem zum Ausbildungsabbruch kommt, setze auch hier wieder Hilfe an.

Zwar gibt es noch keine direkte Beratungsstelle, die sich Mahler schon mal für die Zukunft wünscht, aber jeder Jugendliche kann sich an die vier Stellen wenden, wenn er Hilfe braucht. Er kann in der Schule fragen, ebenso wie beim Jugendamt oder eben im Jobcenter oder bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur. Danach finden alle vier Partner schnellstmöglich in Gruppen zusammen, um nach Lösungen für den jungen Menschen zu suchen. „Wenn Erwachsene zwischen Zuständigkeiten geraten, ist das eine Sache. Wenn das Jugendliche trifft, haben wir eine Verantwortung“, sagt Katja Wolf deutlich. Die Jugendberufsagentur ist damit ein breites Arbeitsbündnis, um den Übergang von Schule zum Berufsleben besser als bisher für junge Leute zu managen.