Eisenach. Der Auftakt der siebenteiligen Gottesdienstreihe „Die Bibel der anderen“ widmet sich Adele Reinhartz.

„Die Bibel vagabundiert auch in anderen Religionen und hat ihren Ursprung im Judentum“, findet Armin Pöhlmann, Pfarrer für den Nikolai- und den Petersbezirk, Samstagnachmittag einführende Worte zum Start einer neuen Gottesdienstreihe mit dem Titel „Die Bibel der Anderen“. Im Mittelpunkt der siebenteiligen Reihe stehen Bibelauslegungen von Menschen aus anderen Religionen. 36 Personen folgen zum Auftakt der Gottesdienstreihe aus Anlass des 500. Jubiläums der Bibelübersetzung durch Luther der Einladung in die Nikolaikirche. Unter dem Titel „Adele Reinhartz macht Schluss mit Johannes“ trägt die Eisenacherin Thekla Bernecker-Degenhardt Passagen aus dem Buch der jüdischen Bibelwissenschaftlerin Adele Reinhartz (Kanada) sowie aus dem Johannesevangelium vor.

Die „Vollblutwissenschaftlerin“, wie Armin Pöhlmann sie bezeichnet, lässt Ergebnisse jahrelanger Forschung in ihre Werke einfließen. Reinhartz vertritt die Meinung, dass der interessierte Bibelleser die Heilige Schrift der Christen aus vier verschiedenen Perspektiven lesen sollte. Wie wäre es, wenn Johannes geistlicher Mentor wäre oder ihn als Kollegen zu haben, den man sachlich kritisieren kann? Oder ihn als Freund oder gar als Gegner? Adele Reinhartz meint, dass die Art, wie Johannes über „die Juden“ spricht, bei Christen ablehnende Distanz und Misstrauen gegenüber ihren jüdischen Nachbarn erzeugte, die zur Feindschaft führte.

Musikalisch gestaltet den Nachmittagsgottesdienst Christoph Seestern-Pauly an Orgel und Flügel unter anderem mit Werken von Eisenachs großem Musikersohn Johann Sebastian Bach und dem christlichen Komponisten jüdischer Abstammung, Felix Mendelssohn Bartholdy.

Der zweite Teil der Reihe findet statt am 12. Juni unter dem Titel „Ungläubiges Staunen“ zum 54-jährigen Navid Kermani – ein deutscher Muslim, Orientalist und Schriftsteller. Am 3. Juli beschäftigt sich Teil 3 „Der Christus, den wir verehren“ mit dem 1902 verstorbenen, hinduistischen Mönch Swami Vivekananda.