Eisenach. Bundesvorsitzender Christian Lindner unterstützt bei einem Auftritt in Eisenach die Direktkandidaten der Liberalen in der Wartburgregion im Wahlkampf.

Um Christian Lindner, den Bundesvorsitzenden der Freien Demokratischen Partei (FDP) in Eisenach zu erleben, hatten sich am frühen Mittwochabend doch einige Menschen auf den Marktplatz aufgemacht. Lindner hat Fans.

Auf den Markt fuhr der Fraktionsvorsitzende der Bundestags-FDP auf dem Beifahrersitz des 353er Rallye-Wartburg von Matthias Fallenstein. Der ehemalige Rallye-Pilot und Spitzenkandidat der FDP im südlichen Wartburgkreis gab ordentlich Gas auf der Zielgeraden.

Robert Martin Montag, Generalsekretär der FDP in Thüringen, hatte in Eisenach ein Heimspiel. Wie Kord-Henning Uber, ebenfalls Direktkandidat der Liberalen zur Landtagswahl, agierte er quasi im Vorprogramm Lindners, machte dem Publikum bereits die liberale Handschrift im Wahlkampf bei Themen wie Bildung, Migration oder Digitalisierung deutlich.

Tausend nervige Vorschriften abschaffen

Die FDP agiert vor der Wahl am 27. Oktober nicht wie in anderen Jahren mit Zielzahlen, mit Wunschergebnissen. Stattdessen macht sie deutlich, wofür die Partei und ihre Kandidaten stehen. 1000 Vorschriften wolle man im Falle einer Regierungsbeteiligung in Thüringen in Absprache mit der Industrie- und Handelskammer und Ehrenamtlichen abschaffen. „Die 1000 nervigsten“, wie Montag sagte. Und Windkraftanlagen im Wald, die gäbe es mit der FDP in Thüringen nicht. Dass Thüringen ein unsicheres Bundesland wäre, könne man nicht sagen, dozierte Robert Martin Montag, aber mehr Polizeipräsenz auf den Straßen sei dennoch ein Ziel, denn die Bürger hätten ein „Unsicherheitsgefühl“.

Ein gemeinsames Handyfoto mit Christian Lindner gehörte für zahlreiche Gäste auf dem Markt zur ersten Bürgerpflicht, nicht nur, aber auch für lokale Liberale, die den Polit-Promi auch noch nicht in Tuchfühlung erlebt hatten. Lindner warf schließlich die Tugenden der Liberalen in den Ring und erklärte, dass die FDP die einzige Partei in Deutschland sei, die nicht nur immer mehr vom Staat fordere wie das andere etwa bei Grundrente, Klimaschutz oder im Sozialwesen täten, sondern daran denke, wie dieser Wohlstand zu erwirtschaften sei.

Der Staat soll auf Beamte verzichten

Dass die Steuer- und Abgabenlast für Bürger reduziert werden müsse, ist für die Liberalen so klar wie die Verschlankung des Staates, der Verzicht auf Beamte. Und, unterstrich der FDP-Chef deutlich, der Soli-Zuschlag gehöre abgeschafft. Das wäre ein Beitrag zur Glaubwürdigkeit. Der eloquente Berufspolitiker zog die Register seines Könnens und erklärte beim Wahlkampfauftritt unter anderem, wie man es besser nicht mache – etwa die Schulpolitik zu ideologisieren und Experimente auf den Schultern der Kinder und Jugendlichen zu machen, speziell bei der Integration von Menschen mit Behinderung.

Der AfD, speziell Björn Höcke und dem „zynischen Abstreiten des Klimawandels“, erteilte Christian Lindner eine klare Absage. Er warnte jedoch gleichzeitig an die Adresse der Grünen gerichtet vor „Klimaabsolutismus“. Die Grünen zerstörten damit die industrielle Basis des Landes. „Auf dem Weg in die Verzichtsgesellschaft folgt uns niemand“, machte der FDP-Chef deutlich. Statt auf Verzicht baue die FDP auf technischen Fortschritt, auf die Kreativität von Ingenieuren. Einen Kulturkampf gegen das Auto mache die FDP nicht mit. Alle Antriebe müssten eine faire Chance bekommen.

Und zur Migrationspolitik sagte Lindner: Flüchtlinge dürften nicht nach Italien geschifft, sondern müssen an den Ausgangspunkt ihrer Flucht zurückgebracht werden, in Auffanglager der Vereinten Nationen. Das sei vor allem eine Aufgabe der Europäischen Union.