Waltershausen. In der Fußball-Landesklasse liefern sich Waltershausen und Gotha einen beherzten Kampf. Am Ende jubelt aber nur der Gast über einen 1:0-Sieg.

Nach 90 ­gespielten Minuten waren sich beide Trainer einig. Das heutige Landesklasse-Derby zwischen dem FSV Waltershausen und FSV Wacker 03 Gotha hätte keinen Sieger verdient. Aber der Konjunktiv hat auch im Fußball keine Aussagekraft. Somit darf sich Wacker Gotha als glücklicher 1:0 (1:0)-Sieger auf die Schulter klopfen und festigt die Position im Spitzenfeld. Für die Heimmannschaft war es hingegen bereits die sechste Saisonniederlage, was in Summe den vorletzten Tabellenplatz bedeutet. Knapp 120 Zuschauer sehen von Beginn an eine motivierte Waltershausener Elf. Unter den Fans auch Ralph Weiland. 39 Jahre war er privat und beruflich in Gotha aktiv, seit 20 Jahren ist Waltershausen sein Zuhause. „Mein Herz schlägt heute etwas grüner. Doch normalerweise ist Gotha prädestiniert, um mindestens eine Klasse höher zu spielen“, sagt er.

Weiland beobachtet zunächst ein vorsichtiges Abtasten der Mannschaften im Mittelfeld, dann die erste Gothaer Ecke in Minute zehn. Während Ralph ­Weiland die Anlage des Arno-Müller-Stadions lobt, unterbricht er aufgeregt den Satz. In Folge der missglückten Ecke und eines schnellen Konters ist Fittje plötzlich völlig frei vor dem gegnerischen Tor. Er umkurvt Gästekeeper Büttner, findet jedoch nicht den Abschluss. „Ein Gothaer ­Geschenk, das wir hätten nutzen müssen. Aber wenn man unten drin steht, läuft es eben häufig so“, schätzt Trainer ­Stefan Koch diese Großchance ein. Ralph Weiland und seine Weggefährten honorieren die Aktion dennoch mit Beifall. Es werden alte Anekdoten erzählt und das sensationelle Zweitliga-spiel von Erzgebirge Aue am Vortag ausgewertet.

Auf einmal ist es jedoch still auf Waltershause­ner Seite, während bei Wacker gejubelt wird. Grund: Nach 14 Minuten steht auch Gothas hochgewachsener Zehner frei vor dem Tor. Doch Benjamin Pufe macht es besser und schiebt sicher ein zur 1:0-Führung. Mittenrein in die Druckphase der Heimmannschaft, denn nur kurz zuvor gab es eine weitere Chance für die Hausherren, eingeleitet durch den im Vorfeld von uns ausführlich vorgestellten Dat le Duc. Dieser gibt sich nach dem Schlusspfiff selbstkritisch, er hätte mehr Akzente setzen wollen. „Aber wir waren nicht schlechter als Gotha und werden in den nächsten Spielen auch wieder Siege einfahren“, so die Kampfansage.

Die Führung gibt den Gästen nur bedingt mehr Sicherheit. Immer häufiger setzen sie Angriffe über die Außen, mehr Ballbesitz verbuchen jedoch die Grün-Weißen. „Männer, wir müssen das anders spielen“, rufen sich die Gothaer auf dem Platz zu. Ralph Weiland sieht es etwas anders: „Die lauern an der Mittellinie, stehen kompakt.“ Gelb für Gotha, ein geblockter Schuss von Duc, ein agiler, aber glückloser Ortlepp auf Rechtsaußen – und dann pfeift Schiri ­Runknagel zur Pause. Er sollte im zweiten Durchgang vermehrt in den Fokus rücken.

„Ein Punkt für das Selbstvertrauen wäre schön“, sagt Ralph Weiland als letztes, bevor er sich anderen Bekannten auf dem Sportplatz anschließt.

Nach Wiederanpfiff ergeben sich für Gotha immer häufiger Räume, da Waltershausen das Risiko sucht. Wackers Serick und ­Bonsack verpassen jedoch die Vorentscheidung. Wie einst in der Schule: Waltershausen ist bemüht, kann es aber nicht spielerisch lösen. Leidtragender in so einem Fall: der Schiedsrichter, der immer häufiger von Spielern und Zuschauern ­beschimpft wird. Er habe in der zweiten Halbzeit seine Linie verloren, sagt Trainer Koch. Doch auch die Gangart bei den Zweikämpfen wird härter, nicht mehr alles klären die Spieler per Shakehands. Fouls und Unterbrechungen schaden dem ohnehin schleppenden Spielverlauf. Glücklicherweise bleibt auch die hitzige Schlussphase (unter anderem mit einer Gelben Karte für die Heimbank) friedlich. Duc hätte sich kurz vor Ende noch zum Helden küren können, verzieht aber knapp. „Ein glücklicher Sieg für uns, bei dem endlich wieder die Null steht“, schätzt Gothas Trainer Lars Harnisch ein. Waltershausen gehöre nicht da unten hin. Aufbauende Worte, doch Punkte müssen her. Weil der Konjunktiv nun Mal keine Aussagekraft hat.