Stedtfeld. Nach 19 Monaten Bauzeit entsteht westlich von Stedtfeld ein Deich, der verhindern soll, dass bei Hörsel-Hochwasser die größte Kläranlage im Raum Eisenach „absäuft“.

„Keine Versicherung wollte unser Gelände versichern“, spricht der Geschäftsleiter des Trink- und Abwasserverbands (TAV), Peter Kahlenberg, über die Kläranlage des Verbandes bei Stedtfeld. Mit Beginn der Arbeiten für den Hochwasserschutz des Klärwerks erklärte sich zumindest eine Assekuranz bereit, das Gelände zu versichern.

„Mit der Fertigstellung der Schutzbauten schrumpft unser Eigenanteil im Schadensfall von 100.000 Euro auf die Hälfte“, freut sich der Geschäftsleiter. Er gehörte am Freitagvormittag zu gut zwei Dutzend Gästen von Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN), Stadtverwaltung Eisenach, Planungsbüros, Baufirma und der Angelsportfreunde, die dem feierlichen Scherenschnitt beiwohnten.

Ein Sielbauwerk (rechts im Bild) zur Ableitung von Wasser hinter dem Deich war erforderlich.Norman Meißner
Ein Sielbauwerk (rechts im Bild) zur Ableitung von Wasser hinter dem Deich war erforderlich.Norman Meißner © Norman Meißner

Bauleute realisierten in 19 Monaten Bauzeit den Abriss eines für die heutige Zeit ungeeigneten Deichs sowie einen Deichneubau auf einer Länge von 500 Metern auf der Südseite der Hörsel. „Es ist ein wichtiger Baustein der Gesamtmaßnahme Hochwasserschutz Eisenach“, betonte Mario Suckert, der Präsident der übergeordneten Landesanstalt während der Übergabe des rund vier Millionen Euro teuren Bauprojekts. Die Kläranlage sei nun für ein sogenanntes hundertjähriges Hochwasser plus zehn Prozent Reserve abgesichert. Ohne Schäden anzurichten, könnten „bei Flut“ 279 Kubikmeter Hörselwasser pro Sekunde an der TAV-Kläranlage vorbeischwimmen. Am Freitag plätscherten gerade mal etwa drei Kubikmeter Wasser in der Sekunde vorbei.

Der neue Damm beginnt an der Stelle, wo die Hörsel die Landesstraße 1021 und die ICE-Strecke mit Brückenbauwerken unterquert, und endet nach einem Bogen um die Kläranlage in nördlicher Richtung in dem Bereich, wo der Fluss dem Wanderweg nach Hörschel recht nahe kommt. Der Deichfuß ist zwischen 25 und 30 Meter breit und damit mächtiger als der zurückgebaute alte Deich.

Die Hörsel erhält Platz zur Entfaltung

Aufgrund der Enge zwischen dem Hörselufer und den Anlagen des Klärwerkes mussten auf gut der Hälfte der Damm-Länge Bauwerke errichtet werden, die den Dammausläufer auf der Seite der Kläranlage verkürzen. „Die Hörsel wollten wir nicht an die Bahngleise drücken“, erklärte Karsten Pehlke, Referatsleiter für Wasserbau. Und Projektingenieur Carsten Müller ergänzte: „Wir wollten mit dem Damm nicht direkt bis an die Hörsel heran und wir wollten den natürlichen Baumbestand am Ufer erhalten.“ Erforderlich machte sich auch ein Sielbauwerk, das Wasser von der Dammrückseite ableitet.

Scherenschnitt (von links): Präsident Mario Suckert, Bürgermeister Uwe Möller und TAV-Chef Peter Kahlenberg.
Scherenschnitt (von links): Präsident Mario Suckert, Bürgermeister Uwe Möller und TAV-Chef Peter Kahlenberg. © Norman Meißner

Das gegenüberliegende Hörselufer wurde auf einer Fläche von 7500 Quadratmetern aufgeweitet, um dem Fluss Platz zur Ausdehnung zu geben. Ein gut getarnter Deich schützt die Bahnstrecke im Hochwasserfall. „Richtige Hochwasser werden so schnell vergessen wie Verkehrsunfälle – nach ein paar Kilometern wird wieder richtig Gas gegeben“, sagte Eisenachs Baubürgermeister Uwe Möller (parteilos). Er wirbt um Verständnis für das gesamte Hochwasserschutzprojekt der Wartburgstadt, bei dem mehr als 70 Millionen Euro ausgegeben werden sollen. Er lobte die Anstrengungen der Planer und Bauleute