Geistliches Wort: Die Grüne Woche in Berlin hat begonnen. Doch wie werden Lebensmittel in unserer Zeit erzeugt – das wirft Fragen auf.

Am Freitag hat in Berlin die Internationale Grüne Woche begonnen. Im Berlin der Goldenen Zwanziger wurde sie 1926 erstmals veranstaltet und lädt nun zum 85. Mal dazu ein, die neuesten Nahrungs- und Genussmittel aus ganz Deutschland und der Welt kennenzulernen. Mehr als 1800 Aussteller aus 61 Ländern präsentieren nachwachsende Rohstoffe, Neuheiten im Gartenbau, in der Landwirtschaft und alles, was man sich rund um die Lebensmittel auf dieser Welt nur denken kann.

Natürlich sind auch wir Thüringer mit unseren Lieblingsprodukten vertreten und werben für die thüringische Gastlichkeit mit Bratwurst und Senf, Klößen und Filinchen.

Als Besucher in Berlin kann man sich auf eine kulinarische Weltreise begeben, Vertrautes aus bekannten Urlaubsländern wiederfinden oder ganz Neues entdecken, sehen, riechen, schmecken. Kroatien ist in diesem Jahr das Partnerland.

Aber Sie müssen nicht unbedingt nach Berlin fahren – obwohl sich ein Ausflug dorthin ganz sicher lohnt. Der tägliche Weg durch unsere Einkaufszentren ist auch schon wie eine kleine kulinarische Weltreise. Alles ist da, was das Herz begehrt. Ganz selbstverständlich gibt es im Winter frisches Obst und Gemüse, auch Früchte aus fernen Ländern werden zu uns geflogen.

Inzwischen mischen sich in die Begeisterung über diese scheinbar unerschöpfliche Fülle auch kritischen Fragen: Unter welchen Bedingungen werden die wertvollen Lebens- und Genussmittel hergestellt? Werden die Bauern gerecht bezahlt und wird die Natur genutzt, aber nicht ausgebeutet? Warum werden immer noch nicht alle Menschen satt? Verändert sich unser Klima womöglich auch durch meine Lebensweise?

Eingebunden in ein weltweites Netz von Produzenten und Verbrauchern können wir daran ja doch nichts ändern, denken wir schnell. Oder vielleicht doch? Vielleicht beginnt es damit, dass wir feststellen: Es ist nicht selbstverständlich, dass so viele Produkte in unseren Regalen liegen. Es ist ein großes Glück und eine riesige Freude, dass wir jeden Tag satt werden, sogar exotische Lebensmittel genießen können.

Die Freude darüber und die Dankbarkeit verändern unseren Blick auf die Dinge, die wir zum Leben brauchen. Sie zeigen uns neu, wieviel Gutes in unserer Nähe angebaut wird und wie wertvoll alle Lebensmittel sind, die wir so selbstverständlich genießen. So sprechen es auch unsere Tischgebete aus, die noch immer eine gute und wichtige Tradition sind: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währt ewig.