Tambach-Dietharz. Die Wanderung von Tambach- Dietharz zum Falkenstein entlang der Schmalwasser-Talsperre und zurück zur Alten Tambacher Talsperre bietet Natur pur, Geschichte und imposante Bauwerke.
Sieben Täler, zwei Talsperren. Dazu Wälder, wohin das Auge blickt und Fernsichten weit ins Thüringer Land. In und um Tambach-Dietharz eröffnen sich schier unendliche Wandermöglichkeiten. „An jedem Tag eines Jahres lässt es sich auf einer anderen Route gehen“, sagt Egon Stötzer.
Der ehemalige Bürgermeister, der als leidenschaftlicher Naturfreund und rüstiger Jägersmann jeden Stock und Stein um Tambach-Dietharz kennt, hat einen der schönsten ausgewählt, den Weg zum Falkenstein, mit 96 Metern Höhe der größte freistehende Felsenkoloss Thüringens. Der Rundweg führt nicht nur an zwei der eindrücklichsten Stauseen Thüringens entlang, sondern bietet auch Abstecher zum romantischen Waldbach Röllchen.
Auf Gipfeln von Bergköpfen finden sich noch Spuren der Rittersleut‘, die vor Jahrhunderten von dort aus vorbeiziehende Pferdegespanne auf dem Weg über den Thüringer Wald kontrollierten und Zoll erhoben. Auf Burg Waldenfels auf dem Altenfels soll der Vater von Meister Eckardt seinen Dienst als Rittersmann geleistet haben.
Los geht es am Wandertreff an der Post. Am Wegweiser vor dem Alten Rathaus verdeutlicht eine Fülle von Pfeilen die Menge der Wanderrouten. Wir wählen die Richtung Dietharzer Grund. In der Oberhofer Straße plätschert rechter Hand das Schmalwasser. Auf der anderen Seite werden die Felsen immer massiver. Sie sind ein Vorgeschmack auf Kommendes.
Kaum haben wir das letzte Haus hinter uns gelassen, zeigt Stötzer auf die erste Attraktion: das Hülloch. „Hül“ steht für Heulen. Tambach und Dietharz sind im Laufe ihrer Geschichte mehrmals abgebrannt. „In der Höhle, dem Hülloch, haben die Tammicher Schutz gesucht und gehült – geheult“, erklärt der Wanderführer. Heute sind Haken in die Steinwände eingelassen. Bergsteiger klettern dort über Kopf.
Eine Schutzhütte bietet eine erste Möglichkeit zur Rast und Gelegenheit, um zu überlegen, welcher Weg weiter eingeschlagen werden soll. Beim Anblick der Staumauer der Schmalwasser-Talsperre fällt die Entscheidung leicht. Auf geht’s zur knapp 80 Meter hohen Staukrone. Eine Straße führt hinauf. Der Weg ist bis zur Stauwurzel in der Nähe des Falkensteins asphaltiert. Wer es naturbelassen mag, dem bieten sich auf der Strecke reichlich Alternativen, 18 Kilometer um die gesamte Schmalwassertalsperre oder weiter zur Ohra-Talsperre.
Einst wurden mit dem Schmalwasser drei Sägewerke angetrieben. Heute gibt es nur noch ein Schaugatter unterhalb der Alten Tambacher Talsperre, die 1905 errichtet wurde. Die vor uns liegende Schmalwasser-Talsperre jüngeren Datums wurde 1995 eingeweiht.
Vor dem Anstieg bietet der Eisborn kühle Erfrischung. Das Wasser kommt mit vier Grad aus dem Berg – ohne Chlor, ohne Kalk. „Selbst Ringelnattern kühlen sich darin“, weiß Stötzer aus eigenem Erleben und freut sich über jedes Stückchen Natur.
Auch über Eingriffe aus Menschenhand schweift der Blick. Vis-à-vis liegt ein stillgelegter Steinbruch, in dem Porphyr für die Staumauer der Alten Tambacher Talsperre abgebaut wurde.
Die größte im Umkreis ist die vor uns liegende Schmalwasser-Talsperre. Der Schmalwasserbach hat ihr den Namen gegeben. Bis zu 21 Millionen Kubikmeter Wasser können gestaut werden. Die Talsperre sei schon in den 1930-er Jahren konzipiert worden. Aber erst Mitte der 1980-er Jahre begannen die Bauarbeiten dazu. Manches brauche eben länger, sagt Stötzer auch mit Blick auf die vergangenes Jahr beerdigten Pläne, die Schmalwasser-Talsperre als Unterbecken eines Pumpspeicherwerkes zu nutzen.
Der Pegelstand ist niedrig. Das sei Stauraum für den Hochwasserschutz, erklärt Stötzer. „Das ist normale Füllung.“ Beim Rafting falle der Pegel nicht einmal einen halben Meter. Außerdem sind beide Talsperren der Gemarkung Tambach-Dietharz über Stollen verbunden, ebenso mit der wenige Kilometer entfernt liegenden Ohratalsperre bei Luisenthal. Fast nebenbei dienen sie zur Energiegewinnung von „sauberem“ Öko-Strom.
Ein erster umwerfender Blick über Wälder, Berge, Wasser und Bauwerk bietet sich von der Schutzhütte Köhlerhütte. In der Ferne ragt aus dem Wald das Hotel „Rennsteigblick“ Finsterbergen empor, im Hintergrund der Große Inselsberg. So geht es weiter auf Schritt und Tritt.
Start und Ziel ist der Wandertreff an der Post am Alten Rathaus.
Länge: Etwa 14 Kilometer.
Höhe: Etwa 466 Meter.
Schwierigkeitsgrad: Mittelschwer.
Wegbeschaffenheit: Von Tambach-Dietharz aus führt ein asphaltierter Weg an der Schmalwasser-Talsperre bis zur Stauwurzel unweit des Falkensteins. Ab dort sind die Wege unbefestigt, ebenso der Rückweg über das Mittelwasser zur Alten Tambacher Talsperre.
Ausschilderung: Ein roter Balken, ein grünes Dreieck und ein gelbes Kreuz.
Anbindung: Mit dem Linienbus ab Gotha oder mit dem Privatfahrzeug.
Sehenswertes an der Strecke: Schmalwasser-Talsperre (rund 80 Hektar Speicheroberfläche), Alte Tambacher Talsperre (rund 11 Hektar Speicheroberfläche); Hülloch (Felsformation an der Oberhofer Straße), Röllchen (die „Wolfsschlucht im Thüringer Wald“), von dort weiter zum Kölpelstein im Nähertal; Brandfelsen, das „Kamel“ (Felsformation); Ohratalstollen mit Pegelhaus, Mittelwasserstollen; Burg Waldenfels auf dem Altenfels; Falkenstein (Ausflugsziel für Klettersportler).
Möglichkeiten zur Einkehr/Rast: Hütte der Bergwacht Tambach-Dietharz am Falkenstein (von Freitagabend bis Sonntag geöffnet, mit Imbissmöglichkeiten); Köhlerhütte an der Staumauer, Köhlerhütte am Mittelwasserteich; in Tambach-Dietharz: Landhaus Falkenstein, Gaststätte Thüringer Wald, Pinguin-Eiscafé.
Wer die Tour verlängern oder variieren möchte, geht um die Schmalwasser-Talsperre.
