Wartburgkreis. Begeisterte Zuschauer erleben prächtige Karnevalsveranstaltungen in Seebach und in Wolfsburg-Unkeroda

Sie stellten das bisherige Prozedere des Karnevals in Seebach auf den Kopf: Bei der Prinzenkürung am Sonnabend erschienen noch einmal dieselben Majestäten des Vorjahres auf der Bühne. Offensichtlich mangels an Bewerbern sprangen Prinz Marcel I vom Kirchsteig und Prinzessin Diana I vom Reinhardshof in die Presche.

Das alte ist auch das neue Prinzenpaar in der 48. Saison, womit es die Traditionen des SCC auf den Kopf stellt, gemäß des diesjährigen Mottos.
Das alte ist auch das neue Prinzenpaar in der 48. Saison, womit es die Traditionen des SCC auf den Kopf stellt, gemäß des diesjährigen Mottos. © Susanne Reinhardt

Zum ersten Mal in der SCC-Geschichte steht eine Frau an der Spitze des Elferrates. Jenny Friederichs als neue Präsidentin hatte dann auch gleich noch die „Seebacher Nachtschwärmer“ mit Jenny Werner, Martin Sputh, Matthias Saalfeld und Sebastian Töpfer im Gepäck, die von nun an gesanglich für Stimmung im Saal sorgen werden.

Dieser war allerdings zur ersten Abendveranstaltung nur halb besetzt. Vor allem befreundete Vereine aus dem Ort und der Nachbarschaft hatten das Angebot genutzt, sich köstlich zu amüsieren.

Und das konnte das Publikum allemal, denn bei 20 Programmpunkten gab es für jeden Geschmack etwas zu sehen und zu hören. Anders als im Vorjahr, hatten die Bühnenbildner diesmal wieder auf ihr handwerkliches Können gesetzt. Die gezeichneten Figuren auf den Spielkarten, die den Elferratstisch und die Rückwand zierten, trugen unverkennbar bekannte Gesichtszüge der „Alt-Aktiven“ des SCC. Und natürlich standen diese zur Hälfte auf dem Kopf.

Eberhard und Leonie Walther sorgten in Seebach mit viel Humor in Sachen Generationskonflikt zum Thema moderne Kommunikation für viele Lacher.
Eberhard und Leonie Walther sorgten in Seebach mit viel Humor in Sachen Generationskonflikt zum Thema moderne Kommunikation für viele Lacher. © Susanne Reinhardt

Genauso wie Moderator Martin Sputh, der sich mit seinem Outfit zum Motto Gedanken gemacht hat. Traditionell läuteten der Einmarsch des Fanfarenzuges mit Garde, Elferrat und Prinzenpaar sowie der geräuschstarke Knall aus der Konfettikanone das karnevalistische Treiben auf der Bühne ein. Tanzmariechen Natalie Etienne wirbelte danach nicht nur beim Auftakt vor den Kulissen herum, sondern nahm auch bei allen folgenden Showtänzen der Prinzengarde in Disco-Gold glitzernden oder märchenhaften Kostümen eine führende Rolle ein.

Die Generationsfrage die sich mit modernen Kommunikationsmitteln befasst konnte allerdings auch von Eberhard Walther mit seiner Tochter Leonie nicht ganz gelöst werden. Wenn seine Oma früher etwas aus der Nachbarschaft erfahren wollte, hieß das Fensterbrett und nicht Internet, warf Vater „Ebi“ seiner Tochter vor. Diese hatte aber fortwährend ihr Smartphone vor der Nase. Einem ähnlichen Problem nahmen sich an diesem Abend die beiden Chefs des SCC, der Ehrenpräsident Hartmut Kost und seine Nachfolgerin Jenny Friederichs an.

Wie im vergangenen Jahr begab sich der Ältere auf Suche nach Ersatzteilen für seine Schreibmaschine womit er an die nervliche Schmerzgrenze der verkaufstüchtigen Computerverkäuferin stieß.

Zwar nicht unbedingt tänzerisch anspruchsvoll, aber äußerst sehenswert gestalteten die Teenies einen UV-Tanz, wofür eine Zugabe fällig wurde. Hausmeister Hartmut Kost kehrte nicht nur die Bühnenbretter, sondern auch ordentlich im aktuellen politischen Geschehen herum. Wie immer ist er nicht aus dem Programm des SCC wegzudenken und sorgt mit humoristischen Reimen für nachhaltigen Gesprächsstoff. Als Krönung des Abends folgte kurz vor den Abschlussliedern ein „Hüttengaudi“ mit dem Männerballett und erzeugte damit „Ekstase“ beim weiblichen Publikum. Für die musikalische Umrahmung sorgte an diesem Abend die langjährige Karneval-Band „Live7ven“ aus Obersuhl.

„Unkeroda helau!“

Mit dem ersten Gala-Abend seiner 57. Saison läutete der Unkerodaer Carneval Club (UCC) am Samstag im „Waldfrieden“ die finale Phase der fünften Jahreszeit an der Elte ein. Und die Karnevalisten um ihre rührige Vereinsvorsitzende Nadja Müller-Roth lieferten dem fröhlichen Publikum im voll besetzten Saal eine abendfüllend-närrische Show vom Allerfeinsten mit flotten Tänzen, Trinkliedern, Bütten, Sketchen, Stars on Stage, Märchen, Märschen und Schunkelrunden. Und es fehlte nicht die „Rakete“, zu der Kapellmeister Ralf Maca, der in bewährter Weise für die passenden Karnevalsklänge sorgte, die Gäste mehrmals animierte.

Szene aus dem lustigen Stück des UCC „Frau Holle mal anders
Szene aus dem lustigen Stück des UCC „Frau Holle mal anders", hier mit „Goldmarie" alias Theresa Lamm und Michael Füldner als „Frau Holle". © Klaus Fink

Mann am Mikrofon war Alexander Teuteberg. Er moderierte den Abend und verstand es ebenso wie Maca, den Saal mitzureißen. Und die mehrmals auftretende Nadja Müller-Roth tratschte im Sketch als „Lisbeth“ beim Strandurlaub mit ihrer Freundin „Margot“ alias Susi Füldner, die lange vergeblich mit dem Aufbau ihres Liegestuhls kämpfte, besonders über die Mängel ihrer Ehemänner. Dazu erfanden sie für die Abkürzung „Ufo“ die Definition „Unheimlich faules Objekt“ und für besonders kinderreiche, aber nicht sehr große Familienväter den Begriff „Fruchtzwerg“.

Zum Auftakt der Show brachten die kleinen Garde-Mädels mit dem Kindertanz-Marsch das Publikum in Verzückung; später kamen auch die größeren Mädels und die Funkengarde allesamt als bildhübsche Tänzerinnen nicht um die Zugabe herum, auch nicht der Frauentanz und das Männerballett. Und den Spagat beherrscht kaum jemand so perfekt wie Tanzmariechen Tabea Schliemann. Als Gast-Büttenredner sorgte Frank Rudloff aus Marksuhl für Lacher, ebenso Nele Müller als jüngste Büttenrednerin, die über ihre „verrückten“ Tanzstunden-Erlebnisse mit „stocksteifen“ Partnern berichtete.

Unkeroda Hellau: Witziger Sketch „Lisbeth und Margot
Unkeroda Hellau: Witziger Sketch „Lisbeth und Margot": Nadja Müller-Roth (rechts) alias Lisbeth und Susi Füldner alias Margot tratschen beim Strandurlaub über ihre mit Mängeln behafteten Ehemänner. Währenddessen kämpft Margot mit dem Aufbau ihres Liegestuhls. © Klaus Fink

Bierlaune verbreiteten die „Stammtischler“ mit Liedern wie „Die kleine Kneipe“, „Trink, trink, Brüderlein trink“ und mehr. Und mit dem lustigen Märchen „Frau Holle mal anders“ mit Michael Füldner als „Frau Holle“, Theresa Lamm als „Goldmarie“ und Carolin Kröcher als „Pechmarie“ sowie Sabrina Andres, Susi Ibe, Florian Arnold und Jan Knoth bewiesen die Akteure tolles schauspielerisch-kabarettistisches Talent.

Tosenden Applaus und stehende Ovationen haben sich natürlich alle Mitwirkenden redlich verdient, besonders auch die Damen und Herren, die die Choreografien mit ihren insgesamt sechs Tanzgruppen einstudierten und die die Ideen hatten.

Der aus etwa 100 Mitgliedern bestehende UCC (bei 800 Einwohnern ein bemerkenswerter Anteil!) hat keine Nachwuchssorgen, so Nadja Müller-Roth, die sich über mehr als 20 aktive Kinder freuen kann. Am 16. Februar war Kinderkarneval; weiter geht’s am 22. Februar mit der nächsten Abend-Gala, am 23. Februar 14 Uhr mit dem traditionellen Umzug sowie am Rosenmontag, wo noch Karten zu haben seien.

Karneval in Unkeroda: Den Spagat beherrscht kaum jemand so perfekt wie Tanzmariechen Tabea Schliemann.
Karneval in Unkeroda: Den Spagat beherrscht kaum jemand so perfekt wie Tanzmariechen Tabea Schliemann. © Klaus Fink

Während der Gala wurden auch Unterstützer und Freunde des Unkerodaer Karneval zur Schunkelrunde auf die Bühne gebeten. Ihnen wurde für das gute Gelingen der 57. UCC-Session und zugleich insgesamt 523. Veranstaltung besonders gedankt, und auch dem Geburtstagskind Bianca wurde besonders gratuliert.