Eisenach. Wenn der Pegel für Kajak oder Kanu zu niedrig wird, schwimmt das Packcraft obenauf. Ein neues Angebot in Eisenach macht Wasserwandern auch auf etwas andere Art möglich.

In diesen Tagen und Wochen sieht man sie wieder häufig, die Fahrzeuge mit Kajaks oder Kanus an Bord oder im Schlepptau. Wasserwandern liegt im (Urlaubs)trend, bringt allerdings auch einigen logistischen Aufwand mit sich.

Dem Wasserwandern auf der Werra widmen sich zahlreiche lokale Verleiher von Kajaks, Kanus oder Schlauchbooten. Um auch auf kleineren Gewässern wie der Hörsel oder Ulster zu fahren, braucht es jedoch in der Regel Wasserfahrzeuge, die weniger Tiefgang besitzen.

Boote tragen bis 140 Kilogramm

Der Eisenacher Matthias Klaß ist in diese Lücke gesprungen und vermietet in Kooperation mit der Eisenacher Tourist-Information mittlerweile zwölf Packcraft-Boote. Damit lassen sich das Wandern zu Land und zu Wasser problemlos verbinden. Ein etwa vier Kilogramm schweres aufblasbares Boot (es gibt auch 2,5 Kilo-Boote) passt nämlich in jeden Rucksack.

Rene Schrön, Inhaber des Bootsverleihs Kringeltours in Neuenhof, ist nicht der einzige, der von Packcraft begeistert ist. Abenteuerurlaube ob in Finnland oder in den Alpen stützt er vorwiegend auf dieses Reisemittel. Schröns Anregung nahm Matthias Klaß auf und hat die Rucksackboote seither buchstäblich im Gepäck. Bis 140 Kilo tragen die wildwassertauglichen Lufthüllen, bieten einem durchschnittlichen Erwachsenen und einem kleineren Kind also die nötige Tragfähigkeit auf dem Wasser.

Auf der Hörsel nahe der Brücke an der Katzenaue: Das Fließtempo der Hörsel ist nicht zu unterschätzen und ein Fahren gegen die Strömung sehr herausfordernd.
Auf der Hörsel nahe der Brücke an der Katzenaue: Das Fließtempo der Hörsel ist nicht zu unterschätzen und ein Fahren gegen die Strömung sehr herausfordernd. © Matthias Klaß

Wasserwandern mit dem Packcraft bietet reichlich individuelle Möglichkeiten von Wandern und Paddeln. Zum Startplatz oder vom Zielort lässt sich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. Nur wenige waren bisher zum Beispiel dort auf dem Wasser, wo die Nesse in die Hörsel fließt. Für Kajaks ist das Wasser dort zu flach. Dass man im Packcraft auf einem Luftkissen sitzend im flachen Wasser auch mal einen Stein unter dem Po spüre, sei logisch, aber kein Problem, sagt Matthias Klaß.

Etwa 15 Zentimeter Wasser sei das kritische Maß unter dem Kiel. Die Nesse biete diesen Wasserstand derzeit leider nicht mehr durchgängig.

Zum schnelleren Aufblasen dient Luftsack

Die Hörsel um Eisenach hat Klaß seit seinem Einstieg in die Materie im September 2018 abgepaddelt und dabei viel neues entdeckt, etwa zwischen Eise­nach und Stedtfeld. Durch Büsche ging es bei der Neulanderkundung auf der Hörsel hinter dem Opel-Werk, wo Klaß sogar Eisvögel erblickte. „Die habe ich auf der Werra nie gesehen.“

Ein Packcraft mit eigener Lungenkraft aufzublasen würde theoretisch funktionieren. „Allerdings dürfte das eine Stunde dauern, wenn der Aufbläser vorher nicht Sterne sieht“, sagt Klaß. Er selbst besitzt neuerdings ein Gebläse dafür. In der Bootsausrüstung sind Luftsäcke, die schnell mit jeweils 30 Liter Luft betankt werden können. Damit dauere das Aufblasen des Gummibootes nur etwa fünf bis zehn Minuten. Man kann in dem Teil übrigens auch schlafen. Wandern, Radfahren, Rucksack auf, Boot und zerlegbare Paddel auspacken, aufpumpen, lospaddeln, anhalten, Luft rauslassen, einpacken, weiter Wandern oder Radfahren – so individuell und einfach ist Fortbewegung zu Land und zu Wasser mit einem Packcraft-Boot machbar.

Freaks, sagt Rene Schrön, meistern mit den Leichtbooten sogar Expeditionen im Amazonas-Gebiet oder ähnlich unwirtlichen Gebieten. Andere schnallten ihr Klappfahrrad vorne drauf. Alles machbar. Vorsehen muss man sich vor sperrigem Müll im Wasser. Der berge Gefahr für die Bootshaut. Die ist zwar strapazierfähig, aber nicht unkaputtbar.

Zu buchen sind Packcraft-Boote oder Touren über die Tourist-Info, Tel. 03691/792 30, oder bei Matthias Klaß unter Tel: 0157/757 256 32.