Jena. Schüler der vierten Klasse an der Jenaer Lobdeburgschule beschäftigen sich im Rahmen des Projektes „Hospiz macht Schule“ mit dem Thema „Werden und Vergehen“.

Auf den Friedhof zu gehen, sei ihr nicht leicht gefallen, sagt ein Mädchen. Die Menschen in den Gräbern hätten ihr leid getan. Bei manchen Namen musste sie an Freunde denken, obwohl die noch gar nicht tot sind. Eine andere Schülerin fühlte sich ihrer Oma nah, die auf dem Friedhof begraben liegt. Auch bei ihr seien die Tränen gelaufen, fügt eine Klassenkameradin hinzu. „Am Ende aber war alles wieder gut.“

Schülerinnen und Schüler der 4 B der Jenaer Lobdeburgschule berichten von einer Projektwoche zum Thema Leben und Sterben sowie Trauer, Trost und Trösten. Fünf Tage lang haben sich die 10- und 11-Jährigen mit Aspekten des Werdens und Vergehens auseinandergesetzt. Begleitet wurden sie von Pädagogen sowie ehrenamtlichen Sterbe- und Trauerbegleitern.

Auf symbolischen Wolken haben die Mädchen und Jungen notiert, was sie traurig macht. Zusammen mit bunten Luftballons hängen sie zum Abschluss des Projektes im Klassenzimmer.
Auf symbolischen Wolken haben die Mädchen und Jungen notiert, was sie traurig macht. Zusammen mit bunten Luftballons hängen sie zum Abschluss des Projektes im Klassenzimmer. © Hanno Müller

Schulsozialarbeiterin Melanie Sternberg hat die Projektwoche organisiert. Hintergrund ist das Bundesmodellprojekt „Hospiz macht Schule“ der Bundes- Hospiz-Akademie und des Bundesfamilienministeriums. „Kinder sollen mit dem Thema Sterben nicht alleingelassen werden und Antworten auf ihre Fragen finden“, sagt die Sozialpädagogin. Die Schule unter der Lobdeburg ist eine der ersten in Thüringen, die mitmacht. Unterstützt wird sie dabei vom benachbarten Hospiz und dessen Leiterin Christiane Klimsch.

Zum Projektabschluss haben die Kinder ihre Eltern und Großeltern eingeladen, um ihnen von den Erfahrungen und Eindrücken zu berichten. An den Wänden und von der Decke des Klassenzimmers hängen Plakate mit Kinderfotos und Zeichnungen, die im Verlauf der Woche entstanden. Jeder Tag hatte ein Motto.

Am ersten Tag ging es um Werden und Vergehen. „Da haben wir viel gemalt und geredet“, berichten die Schüler. Am zweiten Tag beantwortete ein Arzt Fragen zu Krankheiten und Leid. Warum bekommen Menschen Krebs, warum sterben sie daran? Der Besuch auf dem Friedhof in Altlobeda stand am dritten Tag auf dem Programm. Am vierten Tag drehte sich alles um Trauer und das Traurigsein. Die Kinder sprachen über den Tod der Großeltern oder eines Haustieres. Sie hörten einander aufmerksam zu. Trost und Trösten bestimmte schließlich den letzten Tag. „Kuscheltiere helfen ebenso beim Traurigsein, wie Trostbriefe, Tagebuchaufzeichnungen, Spazierengehen, Sporttreiben oder Musik“, so das Fazit. Mit einem Programm bedankten sich die Viertklässler im benachbarten Hospiz.

Singend lösen die Kinder am Ende das Band, dass sie eine Woche lang miteinander symbolisch verbunden hat.
Singend lösen die Kinder am Ende das Band, dass sie eine Woche lang miteinander symbolisch verbunden hat. © Hanno Müller

Nein, sie hätten nicht die ganze Woche lang nur traurig aus der Wäsche geguckt. „Wir haben auch sehr viel miteinander gelacht“, sagt eine Schülerin. Zu erleben ist dies auch, als alle Beteiligten schließlich am Ende singend das farbige Band wieder aufknüpfen, das sie während der Projektwoche symbolisch miteinander verband.