Claudia Bachmann über ungefragte Einmischung

Es ist spät, die mitternächtliche Stunde naht.

Nun noch ein letzter Blick auf das Handy-Display, das im Wohnzimmerregal liegt. Statt Nachrichten ein dunkel unterlegtes Fenster mit einem Vorschlag von Siri, dem Sprachassistenten auf dem Mobiltelefon: Stelle einen frühen Wecker, ich habe einen Termin um 7 Uhr im Kalender gefunden.

Weil ich es bisher stets vorgezogen habe, mit reellen Personen zu reden, war ich erst einmal perplex. Zwar hatte sich besagte Siri schon immer mal mit kleinen halb versteckten Nachrichten an mich herangepirscht. Ich war aber auf ihr Werben nie eingegangen. Habe alle ihre Verlockungen einfach weggewischt.

Nun das. Da mischt Siri sich einfach in mein Leben ein. Ungefragt. Da sage ich: Ich weiß schon gut allein Bescheid, wann ich aufzustehen habe.

Aber es kommt noch schlimmer: Zwei Tage später mischt sich Siri in ein Dienstgespräch mit dem Kollegen ein: „Ich glaube, das könnte mich jetzt überfordern“, sagt Siri, ohne dass irgendjemand auf eine Antwort von ihr gewartet hätte. Es war um das Erledigen einer – überschaubaren – Aufgabe gegangen. Wenn dieser Satz jetzt nur nicht Schule macht. Siri erzieht offenbar zur Aufmüpfigkeit.

Ich rate Ihnen: Nennen Sie Ihre Tochter niemals Siri. Es kann nach den Erfahrungen der letzten Tage nur eine vorlaute Göre werden.