Schierschwende. Anneliese und Werner Döring aus Schierschwende begehen diamantene Hochzeit.

Dass die einstige Näherin und der Landwirt bei ihrer vierten Hochzeit einmal über den roten Teppich schreiten und das Fest in einem richtigen Schloss feiern dürfen, hätten sich Anneliese (79) und Werner Döring (87) nicht träumen lassen. Zur diamantenen Hochzeit war dem Paar aus Schierschwende diese ganz besondere Freude am Sonntag vergönnt gewesen. Nach dem Dankgottesdienst in der Dorfkirche Herz Jesu, musikalisch begleitet durch den Neffen Tobias Degenhardt (Tenorhorn) und Gerhard Henning (Orgel), wartete bereits ein seltenes Oldtimerfahrzeug als Hochzeitskutsche vor der Kirchentreppe. Denn mit einem außergewöhnlichen Silberpfeil, einem Tatra T 87 aus dem Jahr 1937, chauffierte Helmut Peterseim das Jubelpaar ins Schloss Wolfsbrunnen bei Schwebda im benachbarten Hessen.

„Einfach himmlisch und plötzlich waren alle Krankheiten weg“, sagte Anneliese Döring mit ihrer Hochzeitskette von 1960 am Hals, nachdem sie wie eine Queen mit ihrem Gemahl über den ausgerollten roten Teppich hinein in das königlich anmutende Gemäuer geschritten war. Mit Rücksicht und Nachsicht hätten sie die 60 gemeinsamen Ehejahre verbracht, bringt es die Jubelbraut kurz auf den Punkt. Und sie konnte manchen Leuten im Ort Mut und Zuversicht in Form eines Buches mit auf den Weg geben, denn sie leitete bis vor geraumer Zeit 47 Jahre lang die kleine Dorfbibliothek.

Ihr Mann Werner engagierte sich über Jahrzehnte in der Feuerwehr und mischte sich einst auch als Gemeinderat zum Wohle seiner Dorfbewohner ein.

Während mit den Familien der beiden Kinder, sechs Enkel und fünf Urenkel, Verwandten und Freunden bei einem Ständchen der „Heubergmusikanten“ aus Wendehausen gefeiert wurde, gab es unter den Senioren in der Runde aber auch nachdenkliche Momente. Denn die aus dem westfälischen Sendenhorst und Beckum angereisten Gäste Erich Hentrich (85) und Rosa Schmitz (81) erzählten auch von bitteren Erinnerungen an ihren Heimatort im ehemaligen Grenzgebiet. Sie wurden nämlich als Schüler mit ihren Familien 1952 aus dem geliebten Schierschwende ins Landesinnere zwangsausgesiedelt. Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, das noch immer so manche Feier in Ost und West überschattet.