Wort zum Tage: Philip Theuermann, Kaplan der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Mühlhausen, über Geduld in der aktuellen Situation.

Bislang waren wir es gewohnt, über die verschiedensten Dinge beliebig verfügen zu können. Wir brauchten nur in ein Einkaufszentrum zu gehen und hatten alles sofort griffbereit. Im Zuge des Lockdowns änderte sich das schlagartig. Es war schwierig auszuhalten, dass gewisse Abteilungen geschlossen wurden und man somit nicht alles umstandslos erwerben konnte. Selbst der Online-Handel kapitulierte angesichts der exorbitant hohen Nachfragen.

Nicht weniger schmerzhaft ist es, keine zuverlässigen Prognosen zu besitzen, wie es mit dem ominösen Virus und den damit verbundenen Maßnahmen weitergeht. Wir werden mit viel gelehrtem Nichtwissen konfrontiert.

Einige deuten dies als Verschwörung. Sie haben das Gefühl, hintergangen worden zu sein. Dabei ist das Eingeständnis, es eben nicht genau zu wissen, grundehrlich und verdient höchsten Respekt. Als Jesus sein irdisches Werk vollendet hatte und nun zu seinem Vater zurückkehren wollte, reagierten die Jünger ähnlich bestürzt. Sie waren ratlos. Doch nach dem ersten Schock zeigten sie eine für viele sicherlich überraschende, dafür aber absolut geniale Reaktion: Sie verharrten einmütig im Gebet.

Verharren, ausharren – etwas geläufiger formuliert: geduldig warten, stehen bleiben, standhalten. Unbestritten: Zu warten ist nicht sonderlich angenehm. Es kann sehr anstrengend sein, sehr herausfordernd – allerdings auch sehr heilsam. Denn durch das einmütige Warten erschlossen sich ihnen neue Perspektiven. Mit der notwendigen Distanz zu den täglichen Mühen und Sorgen erkannten sie: Wie der Weg Jesu auf Erden nicht endet, so endet auch ihr Weg nicht hier. Er geht weiter – immer getragen von der Zuversicht, dass da jemand ist, der für uns den Himmel ein Stück weit offen hält. Auch und vor allem gerade dann, wenn wir mehr nach unten als nach oben schauen.