Unstrut-Hainich-Kreis. Rückblick mit Landrat Harald Zanker: Kritik an CDU und AfD wegen Verhalten beim Haushaltsbeschluss.

Corona überschattete im vergangenen Jahr fast alles andere. In vielen Bereichen tat sich dennoch etwas. Wir sprachen mit Landrat Harald Zanker (SPD) über seine Bilanz des Jahres 2020.

Wie beurteilen Sie rückblickend das Jahr 2020?

Bei allen Problemen, die wir mit der Pandemie haben, dürfen wir auch nicht die Lichtblicke aus den Augen verlieren. Als erstes will ich den Abschluss des Tarifvertrags für das Klinikum nennen. Damit haben wir zwei Jahrzehnte nach dem Austritt aus dem Arbeitgeberverband endlich wieder eine einheitliche Regelung für alle Mitarbeiter.

Zweitens die Fertigstellung der Salza-Halle. Ich bin stolz darauf, dass wir das geschafft haben und dabei auch den Finanz- und Zeitplan strikt eingehalten haben. Beide Ereignisse hätte man in normalen Zeiten sicher viel größer gefeiert. Aber Corona hat eben vieles in den Hintergrund verdrängt.

Was mich auch freut, ist, dass meine Mitarbeiter es trotz der hohen Belastung durch Corona geschafft haben, den Haushalt 2021 noch im alten Jahr zu erstellen. Dank der erfolgten Zusage des Landes für die Bedarfszuweisung konnte er auch beschlossen werden und wird voraussichtlich noch im Januar genehmigt.

Der Wechsel in der Geschäftsführung des Hufeland-Klinikums war eine weitere Herausforderung. Das haben der Bad Langensalzaer Bürgermeister und ich in guter Teamarbeit geschafft. Es war, wie sich zeigte, eine gute Entscheidung, wie auch die Etablierung eigener Ärztlicher Direktoren und Pflegedienstleitungen an beiden Standorten.

Haushalt, Schulbau, Klinikum, Zentralisierung: Es scheint, als ob es im Kreis plötzlich an vielen Stellen vorangeht, wo früher jahrelang Probleme herrschten. Täuscht dieser Eindruck?

Das mit dem rechtzeitigen Haushalt soll keine Eintagsfliege sein. Mein Ziel ist es, im September den Haushalt 2022 einzubringen. Andere Sachen haben wir lange geplant und so auf den Weg gebracht. Für Außenstehende mag manches überraschend kommen, für mich nicht.

Aber Ihr Politikstil hat sich geändert, oder?

Nach der Landratswahl 2018 und der Kreistagswahl 2019 habe ich durchgeatmet und mich gefragt: Geht es so weiter wie in den letzten 25 Jahren oder muss ich etwas ändern? Sicher hat sich mein Stil geändert, zum Beispiel im Umgang mit den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, mit denen ich mich jetzt regelmäßig treffe. Aber neu erfunden habe ich mich nicht.

Ich nehme auch den Bericht des Landesrechnungshofs ernst, auch wenn ich ihm nach wie vor nicht in allen Teilen zustimme.

Veränderungen gehen auch nur, wenn man Mitarbeiter hat, die das mitmachen. Mit neuen Mitarbeitern kann man manches auch neu denken.

Ordnen Sie auch mit Blick auf das Ende ihrer Amtsperiode 2024 vieles neu?

In den nächsten Jahren werden verstärkt meine Fachdienst- und Fachbereichsleiter nach außen auftreten. Möglicherweise trete ich 2024 auch noch nicht ab. Es wäre schön, auch mal eine Legislaturperiode zu erleben, in der ich mehr repräsentative Aufgaben wahrnehmen kann.

Aber noch immer haben Sie keinen hauptamtlichen Stellvertreter, was sogar der Rechnungshof kritisiert hat.

Das Thema ist für mich komplett erledigt. Es gab zu dieser Frage ein sehr klares Nein vom Kreistag, da wäre jeder weitere Versuch sinnlos.

Was passiert, wenn Sie, warum auch immer, mal komplett ausfallen?

Für kurze Zeit wäre das kein Problem, dazu sind im Haus Regelungen getroffen. Das würden die Bürger gar nicht bemerken. Wenn es länger ginge, würden wir gemeinsam mit dem Landesverwaltungsamt eine Lösung finden.

Worüber haben Sie sich im letzten Jahr geärgert?

Darüber, wie sich Teile des Kreistags zum Jahresende gegenüber dem Haushalts-Beschluss verhalten haben. Das hat für Unverständnis und Entsetzen tief hinein in die Verwaltung gesorgt. Wir hatten viel Arbeit investiert, trotz der zusätzlichen Belastungen den Zeitplan zum Haushalt eingehalten. Dann nehmen CDU und AfD geschlossen nicht teil und schieben irgendwelche Gründe vor, um fernbleiben zu können. Sie haben damit keinen Respekt gegenüber der Arbeit unseres Hauses gezeigt und sie haben nicht den Charakter gehabt, den Haushalt offen abzulehnen. Das ist schändlich.

Die CDU will mich seit 25 Jahren zerstören und hat jetzt in der AfD einen geeigneten Partner gefunden. Wie sich das auf die weitere Arbeit im Kreistag auswirkt, wird man noch sehen. Das Vertrauen, das ich neu aufbauen wollte, hat jedenfalls einen Knacks bekommen.