Dünwald. Jahrhundertwinter vor 50 Jahren bringt an 144 Tagen eine geschlossene Schneedecke rund um Dün und Hainich.

Dass es früher deutlich mehr Schnee gab, ist statistisch erwiesen. Gerade jetzt, wo sich Kinder wie Erwachsene zumindest nach einer dünnen Schneedecke sehnen, erinnern sich viele Menschen an die einst reichlich mit weißer Pracht gesegneten Winter der 1960er-Jahre. Einer der längsten und schneereichsten Winter überhaupt war 1969/70.

Während des nicht enden wollenden und fast fünf Monate dauernden Jahrhundertwinters gab es vor allem in den Höhenlagen von Dün, Hainich und Hainleite Schnee in Hülle und Fülle. Selbst in den etwas tiefer gelegenen Orten um Mühlhausen stöhnten die Menschen über die Schneemassen.

Bereits am 25. November 1969 verzeichnete Eduard Fritze (89) in Wachstedt eine Rekordschneehöhe von 86 Zentimetern. Auch in Struth, Beberstedt, Zaunröden oder Keula mit nahezu identischer Höhenlage dürfte es ähnlich gewesen sein. Das bestätigt jedenfalls der heute 80-jährige Horst Hoffmann aus Zaunröden, der in damaliger Zeit als Busfahrer beim Kraftverkehr Mühlhausen auf den Landstraßen der Region unterwegs war.

Mit seinem Lanz Bulldog versucht Horst Lüthke aus Keula, einen stecken gebliebenen Omnibus freizuschleppen.
Mit seinem Lanz Bulldog versucht Horst Lüthke aus Keula, einen stecken gebliebenen Omnibus freizuschleppen. © Archiv Taxi Karl-Heinz Schmalzl

Während des Winters 1969/70 hatte der Hobbymeteorologe und Waidmann Eduard Fritze auf der Eichsfelder Höhe dann eine über 144 Tage anhaltende geschlossene Schneedecke registriert. Mit 167,5 Litern Niederschlag stellte der Februar 1970 einen weiteren Rekord auf. Der Niederschlag fiel natürlich ausschließlich als Schnee.

Was freuten sich da beispielsweise die Kinder in den Hüpstedter Ortsteilen „Erster Schacht“ und „Schacht Felsenfest“, als sie nach der Schule ihre Skier anlegen oder den Schlitten hervorholen konnten. Und nicht unbedingt traurig waren die Mädchen und Jungen, wenn der Schulbus wegen zugewehter Straßen die knapp zwei beziehungsweise drei Kilometer vom Dorf Hüpstedt entlegenen Siedlungen gar nicht erst erreichte. Dann hatten sie unverhofft einen zusätzlichen Winterferientag. Dies sei hin und wieder schon einmal vorgekommen, erinnert sich Horst Hoffmann. Aber seine jungen Mitfahrer seien immer froh gewesen, wenn sie an einem frostigen Wintermorgen in den wohlig warmen Omnibus einsteigen konnten.

Und wer dann vorn auf dem Beifahrersitz des legendären Busses H6 Platz nehmen durfte, muss sich auf der Fahrt zur Schule wohl wie ein kleiner Prinz gefühlt haben. „Es war nicht gestreut, es war auch nicht glatt“, wundert sich der einstige Busfahrer noch über die aus jetziger Sicht höchst katastrophalen Bedingungen. Aber es sei damals auch kaum Verkehr gewesen, schränkt Horst Hoffmann ein. Und wenn sich dann wirklich einmal ein Bus, ein Versorgungsfahrzeug oder ein Postauto festgefahren hatten, dann waren beispielsweise der Hüpstedter Bruno Zahn von der Firma Fernkorn oder Horst Lütke aus Keula jeweils mit ihren schweren Traktoren, ihren unverwüstlichen Lanz Bulldog, als Retter aus den Schneewehen zur Stelle.