Weimar. Das Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus hat auf Goetheplatz und Markt seine Aktionswoche „Platz für Demokratie“ gestartet.

Auf dem Goetheplatz sowie dem Marktplatz hat am Wochenende die Aktionswoche „Platz für Demokratie“ begonnen. Das Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus (BgR) will damit im Vorfeld der Landtagswahl informieren, aufklären und durchaus auch unterhalten.

Mit „Platz für Demokratie“ wolle das BgR das Schema aufbrechen, immer nur auf Rechte zu reagieren, wie zuletzt regelmäßig bei den Gegenaktionen zu den selbst ernannten „Patrioten für Deutschland“, sagte Christine Schild. Sie erdachte das Format, sich an acht Tagen auf acht Plätzen mit Demokratie auseinander zu setzen, gemeinsam mit Corinna Deibel und einer weiteren BgR-Mitstreiterin und fand dafür viele Partner. Wie beim Chorfestival vor zwei Jahren wolle das BgR wieder eine positive Aktion auf die Beine stellen. Seinerzeit hatten 14 Ensembles mit Weimarern fröhlich auf dem Theaterplatz, am Donndorfbrunnen und auf dem Herderplatz gegen rechte Hetze und Hass angesungen. „Wir wollen Mut zur Demokratie machen“, so Christine Schild.

„Wir sind viele“ lautete am Samstag das Auftakt-Motto. Dabei erinnerte das BgR mit einer Textausstellung unter den Arkaden zwischen Mon Ami und Kasseturm an die 186 tödlichen Opfer rechter Gewalt in Deutschland, die es von 1990 bis 2017 gegeben hat. Von ihnen berichtet die Ausstellung, die auch im Internet frei verfügbar ist. Und die Teilnehmer gedachten der beiden jüngsten Todesopfer aus Halle an der Saale.

Das politische Klima in Weimar „ist nicht das schlechteste“, sagte Christine Schild mit Blick darauf, dass - anders als in vielen anderen Städten - stets mehr Gegendemonstranten als Rechtsextremisten auf der Straße sind. Dazu würden auch starke Partner wie DNT-Generalintendant Hasko Weber und das „hoch politische“ Lebenshilfewerk Weimar-Apolda beitragen.

Dessen Vorstandsvorsitzende Rola Zimmer stellte ein Wahlprojekt vor: Im Vorfeld der ersten Thüringer Landtagswahl, an der auch Menschen unter Betreuung teilnehmen dürfen, tourt eine mobile „Wahlschmiede“ durch die Einrichtungen. Das Lebenshilfewerk hatte zuvor sechs Parteien nach Themen befragt, die für Behinderte wichtig sind, die Antworten in leichte Sprache übersetzt und dann den Betroffenen vorgestellt. Danach durften sie zur Probe für Max Mustermann & Co. in einer Wahlkabine abstimmen.

Rola Zimmer weiter: Demokratie-Hasser seien auch Männer-, Frauen-, Moslem- und Judenhasser, denen es entgegen zu treten gelte. Sie holte zudem die Zerstörung von Bäumen, die im Zuge des Projektes „1000 Buchen“ gepflanzt wurden, ins Gedächtnis. Sie erinnern an die Todesmärsche aus Buchenwald sowie die Opfer des Euthanasie-Programms der Nazis zur Beseitigung „unwerten Lebens“. „Die Geschichte ist nicht zu Ende“, sagte Rola Zimmer und kündigte energisch weitere Pflanzaktionen an.

Verlesen wurde Samstag von einer Unterzeichnerin der Text einer Unterschriftenaktion der Bauhaus-Universität mit einem Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft. Diese wurde im Juni unter dem Titel „Mut, Neugier, Zuversicht“ intern gestartet und von mehr als 500 Angehörigen der Uni unterzeichnet. Dies ist jetzt auch über die Uni hinaus unter www.uni-weimar.de/mnz für alle Interessierten möglich.

Musikalische Gäste des Auftakts auf dem Goetheplatz waren die Sänger des Handwerkerchors Weimar. Der Kontakt war über das Chor-Festival vor zwei Jahren zustande gekommen.

Auf dem Marktplatz war am Sonntag Platz für alternative Wohnprojekte in Weimar. Im Vorfeld wurde im C.Keller eine Ausstellung zu besetzten Häusern eröffnet. Sie wurde bisher nur zur Summaery gezeigt und kann während der Aktionswoche besichtigt werden. Am Montag gibt es ab 15 Uhr ein Fest in West. Am Dienstag macht die Aktion auf dem Platz der Demokratie Station.

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