Weimar. Mit seinem berühmten Stoffkalender zum Weimarer Zwiebelmarkt feiert Wolfgang Tänzel diesmal ein Jubiläum

Die 50 hatte ihn bereits in dieses Jahr begleitet: mit seinem 50. Hochzeitstag ebenso wie mit dem 50-jährigen Jubiläum als Buchdruckermeister. Jetzt erlangt die 50 für den 75-jährigen Heldrunger noch einmal Bedeutung. Von Freitag an wird er in der Frauentorstraße die 50. Ausgabe seines Weimarer Zwiebelmarkt-Kalenders verkaufen.

Seit einem halben Jahrhundert ist der auf Stoff gedruckte Jahreskalender mit Holzstab und Kordel ein Markenzeichen des größten Thüringer Herbstvolksfestes – und das ohne ein Jahr Unterbrechung. Davon, welche Motive den Kalender über die Jahre zierten, können sich die Marktbesucher selbst einen Eindruck verschaffen. Anlässlich des Kalender-Jubiläums beantragte Familie Tänzel diesmal eigens einen zweiten Standplatz neben dem obligatorischen. Hier wird sie – aufgereiht auf einer großen Gitterwand – während der drei Markttage von jedem der 50 Kalender ein Exemplar ausstellen.

Auf dem ersten, 1970 verkauften Kalender sind eine rote Zwiebelrispe sowie die Stadtwappen von Weimar und Heldrungen abgebildet. Den Jubiläumskalender ziert nun im wahrsten Sinne ein Klassiker: Die Oldislebener Grafikerin Kerstin Salin verewigte das Nationaltheater samt Dichterdenkmal darauf – ein Motiv, von dem sich im Laufe der Zeit schon mehrfach Varianten auf Tänzels Kalender fanden. Angesichts des halben Jahrhunderts sei er aber einfach nicht umhin gekommen, ein anderes Weimarer Wahrzeichen als das für die Kulturstadt typischste auszuwählen. An seinem unteren Rand verrät der Marktkalender dem Betrachter außerdem selbst, dass er diesmal als 50. seiner Art daher kommt.

Der so markante textile Untergrund, auf dem der Kalender gedruckt ist, war anfangs eine Verlegenheitslösung. Seinerzeit bedurfte vieles einer Genehmigung – insbesondere, was das Handwerk des Vervielfältigens anging. Da ihm der Rat des Kreises 1970 das Papier für den Druck nicht rechtzeitig genehmigte, griff Tänzel zu Kunstseide – und inzwischen zu Leinen.

Die Herstellung des Kalenders ist seit jeher pures Handwerk – und mehr denn je auch ein Familienwerk. Mit seinem Sohn übernimmt Wolfgang Tänzel den Druck, mit seiner Frau die Nachbearbeitung: Er näht und knotet, sie schneidet ab. Und der elfjährige Enkel Gustav will kräftig beim Verkauf mitmischen.

Der Jubiläumsausgabe gönnt Wolfgang Tänzel übrigens ein besonderes Detail: eine goldene Kordel, um den Kalender aufzuhängen. Bislang war diese obligatorisch rot, „zu DDR-Zeiten mitunter auch nur Bindfaden“, sagt der Buchdruckermeister.

Den großen Foto-Kalender zum Umblättern, den Tänzels zum 30. Weimarer Kalender-Jubiläum herausbrachten, wird es diesmal natürlich ebenfalls geben.