Weimar. Das Weimarer Kunstfest startet mit dem Nachstellen historischer Fotos aus der Zeit der Nationalversammlung von 1919. Jeder kann ein Teil davon werden. Man soll lediglich mit dunkler Kleidung erscheinen.

Das 30. Kunstfest beginnt am heutigen Mittwoch mit einem historischen Rückgriff: Exakt 100 Jahre nach dem Auszug der Nationalversammlung aus dem Weimarer Nationaltheater stellen Hunderte Weimarer Bürgerinnen und Bürger auf dem Theaterplatz die Epoche prägenden Bilder vom Auszug der Abgeordneten nach. Man soll lediglich in dunkler Kleidung erscheinen.

Ein weiteres Foto, dass im August 1919 in Weimar gemacht wurde.
Ein weiteres Foto, dass im August 1919 in Weimar gemacht wurde. © Horst Ziegenfuss

Schüler und Schülerinnen, Erwachsene aus ganz Deutschland und den Nachbarländern, Geflüchtete, Ensemblemitglieder des DNT und nicht zuletzt Politiker aus Weimar, Thüringen und Berlin werden Höhepunkte parlamentarischer Debatten und Reden in Ausschnitten lesen, nachspielen oder rezitieren, heißt es auf der Internetseite des Kunstfestivals.

Danach erinnern sie heute wie auch am Donnerstag im DNT an die Zeit, als in Weimar politische Geschichte geschrieben wurde. Nurkan Erpulat, Regisseur am Berliner Maxim Gorki-Theater, inszeniert eine 10-stündige Aufführung, das „Reichtags-Reenactement“ mit Höhepunkten der parlamentarischen Debatten von Weimar 1919 und des Berliner Reichstags bis zur Machtergreifung 1933.

Politiker schlüpfen in historische Rollen

Die Laien werden unterstützt durch das Schauspiel-Ensemble des DNT und mehr als ein Dutzend prominenter Bundes- und Landespolitiker, die in historische Rollen schlüpfen. Mit dabei sind Ministerpräsident Bodo Ramelow, Gregor Gysi, Carsten Schneider und Katrin Göring-Eckardt, Mike Mohring und Birgit Diezel.

Für musikalische Interventionen zeichnet unter anderem Opernbariton Matthias Goerne verantwortlich, den der neue Kunstfest-Chef Rolf C. Hemke als „Kunstfest-Botschafter“ gewinnen konnte.

Den Eröffnungsabend beschließt ein Freiluft-Ball auf dem Theaterplatz zu Live-Musik der 20er Jahre. Die Weimarer Tanz-Akademie sorgt für tänzerische Einlagen, so mit einer Rumba.

„Das Projekt versteht sich in seinem ersten Teil als Feier der Demokratie“, erklärt Rolf C. Hemke, „Wenn wir uns am zweiten Tag mit den Reden aus dem Berliner Reichstag beschäftigen, dann werden die Gefährdungen einer lange Zeit als stabil geglaubten Demokratie sichtbar. Es geht darum, die Unterschiede, aber auch die Parallelen der Weimarer Republik und der heutigen Zeit sichtbar werden zu lassen.“