Landkreis. Organisatorin Viola-Bianka Kießling zieht ein rundum positives Fazit unter die 28. Auflage der Stadt- und Dorfkirchenmusiken im Weimarer Land

Ein positives Fazit hat Organisatorin Viola-Bianka Kießling unter die diesjährige Konzertreihe der Stadt- und Dorfkirchenmusiken im Weimarer Land gezogen. „Die Grundidee hat sich als gut und stimmig herausgestellt“, sagte die Referentin für Musik und Heimatpflege im Landratsamt. „Das Publikum erlebte hochwertige musikalische Leistungen an authentischen Bauhausstätten. Wir bedanken uns bei all unseren Partnern und Unterstützern!“ Für die nächste Auflage gebe es bereits den Starttermin: „Am 20. Juni 2020 geht es weiter“, so Kießling.

Grundansatz bei der am Sonntag in Tiefurt zu Ende gegangenen 28. Auflage der Reihe war es, die vielfältige Musik der Bauhauszeit an authentischen Bauhausorten des Weimarer Landes zu Gehör zu bringen – und das waren in diesem Fall Dorfkirchen, die Lyonel Feininger in seiner Weimarer Zeit auf Bildern verewigt hatte. Damit steuerten die Stadt- und Dorfkirchenmusiken ihren Teil zum Bauhaus-100-Programm bei.

Mehr als 40 Gotteshäuser der Region animierten den Amerikaner Feininger zu Naturskizzen, Lithografien, Radierungen, Holzschnitten, Aquarellen, Ölgemälden. Zehn davon wurden als Spielorte ausgewählt. Auf Glastafeln und blauen Pult-Aufstellern konnten sich die Konzerthörer vor den Kirchen auch in die Blickweise Lyonel Feiningers „einsehen“.

Im Abschlusskonzert entwickelte die „neue bauhauskapelle“ ihren ganz eigenen Stil und entließ die Zuhörer angemessen ins restliche Bauhausjahr. Dass Bauhaus und Dada nicht weit voneinander entfernt sind, zeigte das Duo Klang-Zeichen aus Weimar. Paul Klee war ein begnadeter Geiger und liebte die Musik Johann Sebastian Bachs und Wolfgang Amadeus Mozarts. Das Aurelia-Quartett verlieh seinen „Hausgöttern“ Gehör. Oskar Schlemmers „Triadisches Ballett“ ist noch heute einzigartig. Mit Janine Schneider und Paul Schuladen konnte man es in Vollersroda als Neufassung erleben – mit Klanghandschuhen und einer grandiosen tänzerischen Nähe von Mensch und Computer.

Feiningers Fugen zogen sich wie ein roter Faden

Die „wahre Geschichte“ des Bauhauses durfte natürlich auch nicht fehlen. Silke Gonska und Frieder Bergner gestalteten sie unterhaltsam und eindringlich an ihrem Abend in Klettbach, bevor sie mit diesem Programm in die Thüringische Vertretung nach Brüssel fuhren.

Nur wenigen ist bekannt, dass der Grafiker und Maler Lyonel Feininger auch 13 Fugen für Klavier und Orgel komponierte, mit denen er den Spuren seines Vorbildes Johann Sebastian Bach folgte. Einige dieser Kompositionen zogen sich 2019 in unterschiedlichsten Interpretationen wie ein roter Faden durch die Konzertprogramme. Mit Bassklarinette und Akkordeon gaben ihnen vor allem Susanne Stock und Georg Wettin tonliche Gestalt. Doch auch bereits im Eröffnungskonzert brachte Frank Gutschmidt am Steinway-Flügel eine der Fugen nahe. Hans Christian Martin stellte eine andere Fuge Feiningers in den Mittelpunkt seines Orgelprogrammes in Buttelstedt.

Ganz andersartig experimentelle Musik erklang im Konzert des „ensemble diX“ in Großschwabhausen – Musik aus dem jungen Israel. Die „Weiße Stadt“ in Tel Aviv, jener Bauhauskosmos am Mittelmeer, konnte nicht nur erhört, sondern parallel in einer Fotoausstellung der Kulturstiftung Leipzig betrachtet werden. Natürlich durfte auch Livemalerei nicht fehlen. Mit Peter Stechert und Michael von Hintzenstern ließen sich zwei erfahrene Künstler auf dieses gewagte Projekt ein und schufen am vorletzten Abend in Kleinschwabhausen gemeinsam fünf Bilder mit simultan erklingender Orgelmusik.