Silke Kraushaar-Pielach zu Triumph und Tragik im Rodeln.

Respekt, Natalie Geisenberger! Dieser Erfolg ist hochverdient. Sie hat so lange gehadert, ist durch so viele Täler gegangen in dieser Saison, dass ich ehrlich gesagt nicht erwartet hatte, dass sie noch einmal diesen ganz großen Gold-Coup landet. Sie ist erst spät in Form gekommen in diesem Winter, aber hat es perfekt geschafft, sich voll auf Olympia zu fokussieren. Sie weiß ihre Trainer, ihr Umfeld, aber auch ihre Familie hinter sich – so, wie man sie für all die Entbehrungen, die hinter solchen Erfolgen stecken, benötigt. Die Familie fängt dich auf, wenn es nicht läuft. Sie lässt dich aber auch laufen, wenn du es brauchst.

Mit Julia Taubitz leide ich mit, weil ich nachfühlen kann, wie es ihr geht. Sie hatte ja in diesem Winter alles dominiert und galt als eine der Favoritinnen. Zwar konnte sie zum Schluss wieder lachen, aber in ihrem Innern wird es anders aussehen. Ich weiß noch, als ich 2005 bei der WM in Salt Lake City disqualifiziert worden war, wollte ich sofort nach Hause fliegen. Auch Julia wird Zeit und Abstand brauchen. Sie wird sich neu aufbauen zur kommenden Saison und hat dann mit der Heim-WM in Oberhof ein lohnendes Ziel.

Ein Wort noch zur Bahn in China. Ich kenne keinen Eiskanal, der so viele gute Fahrerinnen so viele Fehler machen lässt und so große Abstände produziert wie dieser. Das Missgeschick von Julia Taubitz oder der Österreicherin Madeleine Egle hebt den Erfolg von Johannes Ludwig noch einmal auf eine eigene Stufe. Wie souverän der Hansi zu Gold gefahren ist, beeindruckt mich sehr. Ich habe ihn noch nie so stark gesehen wie in China.

Silke Kraushaar-Pielach ist Olympiasiegerin von Nagano 1998 und gewann mit Silber in Turin 2006 und Bronze in Salt Lake City 2002 einen kompletten olympischen Medaillensatz.