Leverkusen. Die Leistung und der Sieg gegen Dortmund waren offenbar nur ein Strohfeuer. Bayer Leverkusen verliert nach starkem ersten Saisondrittel in der Bundesliga den Anschluss an den FC Bayern und geht auch personell mehr und mehr am Stock.

Nein, dass der FC Bayern München schon Meister ist, glaubt Peter Bosz noch nicht. "Da kann man nicht von ausgehen", sagte der Trainer von Bayer Leverkusen. Eigene Ansprüche meldete der Coach des Tabellendritten im Meisterrennen aber aktuell auch nicht an.

"Es macht nur Sinn, auf die Tabelle zu schauen, wenn wir selbst gewinnen", sagte Bosz, nach der 0:1 (0:1)-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg.

Doch was am Samstag offensichtlich wurde: Nach 26 Pflichtspielen geht Bayer am Stock. Das teilweise furios herausgespielte 2:1 am Dienstag gegen Borussia Dortmund war wie die ersten sechs Minuten gegen Wolfsburg mit drei Großchancen ein Aufflacken der Klasse. Doch der Akku bei der Werkself scheint derzeit leer. Wie das kraftlose Anrennen in der zweiten Halbzeit mit gerade einmal einem Schuss aufs Tor belegte.

"Normalerweise bringt man dann Frische", sagte Bosz: "Aber das war ein bisschen schwierig." Denn die personelle Situation bei den Leverkusenern ist angespannt. Und sie könnte sich nach Samstag noch einmal verschärfen. Denn Julian Baumgartlinger musste gegen Wolfsburg fünf Minuten nach seiner Einwechslung mit Verdacht auf eine Kreuzbandverletzung ausgewechselt werden. "Ich habe ein bisschen Angst bei Baumi", sagte Bosz: "Aber wir dürfen jetzt nicht spekulieren. Wir müssen das MRT abwarten." Der 33-Jährige hatte direkt signalisiert, dass er ausgewechselt werden muss und verließ den Platz gestützt von zwei Betreuern.

So oder so wird Baumgartlinger die Verletztenliste mit Santiago Arias, Sven Bender, Ezequiel Palacios, Paulinho und Mitchell Weiser ergänzen. Lars Bender musste wegen Muskelbeschwerden und einer Prellung am Hinterkopf ausgewechselt werden. Gegen Wolfsburg musste Kapitän Charles Aranguiz entgegen des Aufbauplans nach langer Verletzung wieder von Beginn an spielen, Karim Bellarabi früher als erhofft eingewechselt werden und Neuzugang Timothy Fosu-Mensah sechs Tage nach dem Einstieg ins Training eine Halbzeit spielen. "Man hat gesehen, dass uns die Frische fehlt", sagte Torhüter Lukas Hradecky: "Es ist gut, dass wir jetzt mal keine Englische Woche haben."

Wolfsburg dagegen feierte den ersten Sieg gegen ein Team aus dem oberen Tabellendrittel, rückte auf Champions-League-Platz vier vor und schloss nach Punkten zu Bayer auf. "Ich bin riesig stolz und riesig froh", sagte Trainer Oliver Glasner: "Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment für die taktische Disziplin und das läuferische Engagement machen. Das war der Grundstein."

Den Siegtreffer erzielte Ridle Baku (35.), der im Sommer aus Mainz geholte Nationalspieler wird mehr und mehr zum Volltreffer. "Ridle scheint alles zu können", sagte Glasner nach dem Kopfballtor des nur 1,76 Meter großen Mittelfeldspielers: "Er kann es mit dem linken Fuß, mit dem Kopf, und mit dem rechten Fuß das wird sicher auch noch kommen."

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