Oberhof. An der fast 50 Jahre alten Rennrodelbahn haben die Umbauarbeiten für die Weltmeisterschaften 2023 begonnen.

Nein, noch keine Vorboten des Winters in Oberhof. Dafür aber welche des Wintersports. Ein mächtiger Kran erhebt sich im Zielauslauf der Rennrodelbahn, die in diesen Tagen in ihrem unteren Teil mit aufgeschütteten Erdwällen und ausgebaggerten Gräben einer einzigen Großbaustelle gleicht.

Mit den seit einigen Wochen laufenden Bauarbeiten ist der Countdown zu den Rennrodel-Weltmeisterschaften 2023 eingeleitet und mit ihm die dafür notwendige Modernisierung der Bahn. 31 Millionen Euro stellen Bund und Land bereit, damit die fast 50 Jahre alte Eisschlange in gut drei Jahren den sportlichen und touristischen Ansprüchen einer WM, nach 1973, 1985 und 2008 die vierte in Oberhof, genügt.

„Der Charakter der Bahn bleibt“

„Das wird eine Superbahn“, ist sich Oberhofs Rodel-Legende Norbert Hahn sicher. Der zweifache Olympiasieger und spätere Erfolgstrainer kennt die Bahn und ihre Geschichte wie kaum ein anderer. Zusammen mit seinem Doppelpartner Hans Rinn war er schon bei der Oberhofer Premieren-WM 1973 zu Silber gerast und ist von den Plänen des Suhler Architekturbüros HSP angetan. „Der Charakter der Bahn bleibt“, sagt Hahn und meint deren geschätzte Spezifik als anspruchsvolle und einzige reine Rennrodelbahn der Welt. Lediglich einige Kurvenprofile werden angepasst, um den höheren Geschwindigkeiten der Schlitten Rechnung zu tragen.

Grundlegend erneuert werden die Gebäude an der Bahn, der Haupteingang an der Tambacher Straße und der Zielbereich. Das Eis erhält zudem eine moderne Überdachung, sie fehlte bislang auf einem Drittel der Geraden und einem Teil der Kurven. Die Bahnbeleuchtung entsteht komplett neu – mit dann 1000 Lux wird sie zugleich fernsehgerecht sein. Eine neue, 1,3 Kilometer lange Bahnstraße trennt den Transport der Schlitten und Sportler künftig komplett vom Besucherverkehr.

Und: 8000 Meter Leerrohr auf dem Gelände sollen später Daten- und Glasfaserkabel aufnehmen, mit denen man jegliche Funklöcher zu stopfen hofft.

Größter Kraftakt in fünf Jahrzehnten Kunsteisbahn

„Man geht mit der Zeit, doch die Tradition bleibt“, sagt die Ilmenauerin Dajana Eitberger, die Mutterfreuden entgegensieht und in diesem Winter pausiert.

Norbert Hahn verweist derweil auf den nachhaltigen Effekt dieses bislang größten Kraftakts in fünf Jahrzehnten Kunsteisbahn: „Wir wollen, dass die lange und große Thüringer Rodeltradition nicht zu Ende geht.“ Mit neuem Junioren-, Jugend- und auch Kinderstart – Letzterer zwischen den Kurven 9/10 – ist an den Nachwuchs gedacht.

Nächstes Jahr im April geht der Umbau richtig los. Nach drei Bausommern soll dann im September 2022 alles fertig sein. In den Wintern dazwischen findet der übliche Trainings- und Wettkampfbetrieb statt. Ein Höhepunkt in dieser Saison: die Junioren-WM Ende Februar. Mit den Meistern von 2023.