Nordhausen. Es gibt sie, die Nordhäuser Erfolgsgeschichten aus der Wirtschaft. Eine schreibt der Wasserstofftankstellen-Produzent Maximator Hydrogen. Aufträge verzeichnet das Unternehmen zunehmend auch aus (Mittel-)Deutschland.

Die Unternehmenshistorie ist kurz, die Dynamik groß: In seinem fünften Geschäftsjahr peilt der Nordhäuser Wasserstoff-Tankstellenspezialist Maximator Hydrogen mehr als 50 Millionen Euro Umsatz aus dem Verkauf von 60 Wasserstoff-Tankstellen an.

Geschäftsführer Mathias Kurras berichtet von einem Auftragsbestand über rund 100 Millionen Euro. Damit gehört Maximator Hydrogen im Südharz zur Top 10. Was in den neuen Werkhallen an der Darre produziert wird, begehren Kunden in den USA, Schweden, Norwegen, Polen, Frankreich, Österreich – und mehr und mehr auch innerhalb Deutschlands. Etwa 20 Prozent der Aufträge stammen inzwischen aus dem Inland, freut sich Kurras, dass nun auch sein Unternehmen vom Schwung im deutschen Markt profitiert.

H2Mobility, ein Konsortium unter anderem von Mineralölkonzernen, Linde und Daimler, rollt derzeit bundesweit das erste flächendeckende Tankstellennetz vor allem für Pkw aus, betreibt bereits 93 Wasserstoff-Tankstellen. Bei deren Ausschreibungen sei man leider noch nicht zum Zuge gekommen, bedauert Kurras.

Maximator-Hydrogen-Chef Mathias Kurras geht davon aus, dass sich die Kosten fürs Fahren mit Diesel und Wasserstoff in den nächsten drei bis fünf Jahren angleichen.
Maximator-Hydrogen-Chef Mathias Kurras geht davon aus, dass sich die Kosten fürs Fahren mit Diesel und Wasserstoff in den nächsten drei bis fünf Jahren angleichen. © Marco Kneise

Wasserstoff-Lkw-Betrieb ist noch teurer als der mit Diesel

Stattdessen überzeugt haben die Nordhäuser diverse Stadtwerke und H-Netzwerkinitiativen etwa in Bayern und Sachsen. Was den Bau der für das Erfurter Güterverkehrszentrum geplanten Tankstelle angeht, ist der Hydrogen-Chef nach eigenen Worten „sehr zuversichtlich“, zum Zuge zu kommen. Bereits unter Dach und Fach ist seit dieser Woche ein Auftrag aus Weimar: Für den dortigen ÖPNV mit drei Wasserstoffbussen liefern die Nordhäuser die passende Ladeinfrastruktur.

„Wir haben mit 14 Lkw-Tankstellen in der Schweiz gezeigt, dass es funktionieren kann“, blickt Mathias Kurras auf den ersten Großauftrag für sein Unternehmen zurück, dem längst weitere aus Kalifornien und zuletzt aus Schweden folgten. Nach den technologischen Stärken gefragt, weist der Geschäftsführer auf den automatischen Dichtungsringwechsel, der zu weitaus geringeren Ausfallzeiten einer Tankstelle führt als bei einem manuellen Wechsel.

Auch seien die Betriebskosten der Anlagen aus der Rolandstadt fünf bis 20 Prozent geringer als bei den Produkten der Wettbewerber, weil bei diesen kein Niederdruckspeicher vorm Tanken gebraucht wird.

Unterm Strich erlaube der hohe Durchsatz der Tankstellen aus Nordhausen das Betanken von etwa 20 Lkw am Tag. 25 bis 30 Kilogramm Wasserstoff sei pro Lkw auf etwa 500 Kilometern nötig. Bei aktuell 13,85 Euro pro Kilo bedeutet das trotz Maut-Befreiung zurzeit noch etwa 30 Prozent höhere Kosten als herkömmliche Diesel-Lkw. Doch geht Mathias Kurras davon aus, dass sich die Preisniveaus binnen der nächsten drei bis fünf Jahre angleichen – auch dank höherer Preise für fossile Kraftstoffe oder höherer CO-Abgaben.

Maximator Hydrogen hat an der Darre binnen der vergangenen zwei Jahre für rund 15 Millionen Euro zwei Produktionshallen und ein Bürogebäude hochgezogen. Weitere rund zehn Millionen Euro flossen in Entwicklungsarbeit.

Dass statt der ursprünglich für 2022 angepeilten 50 Tankstellen nur 40 gebaut wurden und auch das Ziel für 2023 von 100 auf 60 Tankstellen reduziert wurde, erklärt der Hydrogen-Geschäftsführer damit, dass auch der Markt insgesamt langsamer wachse als angenommen.

Man wolle jedenfalls auf „schnellem Wachstumskurs“ bleiben. Nach 80 Neueinstellungen im Vorjahr sollen dieses Jahr 50 weitere Stellen besetzt werden. Die Mitarbeiterzahl stiege damit auf 220. Das nötige Personal sei „mit einiger Kreativität“ zu finden, sagt Kurras. Die hiesige Hochschule sei ein guter Pool – auch, weil Maximator Hydrogen deutsche Sprachkenntnisse nicht zur Voraussetzung erklärt. „Wir haben unser Unternehmen englisch aufgestellt, so dass die Herkunft keine Hürde mehr ist.“

Er verschweigt nicht, dass die Mitarbeiterakquise gerade für den Standort Nordhausen „nicht einfach“ sei. Maximator Hydrogen gewährt deshalb einigen Mitarbeitern Telearbeit etwa von Berlin, Sinsheim und anderen Maximator-Standorten aus.

Um Lieferschwierigkeiten zu minimieren, kauft Maximator Hydrogen nötige Komponenten teils noch vor Auftragsunterzeichnung seiner Kunden, geht also ins eigene Risiko. Auch setzt man trotz höheren Aufwands beim Einkauf auf mehrere Lieferanten einer Komponente, um Totalausfälle zu vermeiden.

Dennoch: Auch die Lieferzeiten für die Tankstellen haben sich auf mehr als zwölf Monate erhöht.